Noch fahren wir mit Motorfahrzeugen herum, die entweder von einem Benzin- oder einem Dieselmotor angetrieben werden. Wie lange wir dies noch tun können, hängt von den vorhandenen Reserven an Erdöl ab. Wann diese zu Ende sind, darüber gehen die Meinungen der Experten auseinander. Eines aber ist sicher: Die Autohersteller müssen sich ernsthaft Gedanken darüber machen, welche Treibstoffe dereinst Benzin und Diesel ablösen werden. Einer dieser Treibstoffe könnte Bio-Ethanol sein.

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Bereits serienmässig lieferbar

Auto fahren und Alkohol so wird uns immer wieder eingeschärft vertragen sich nicht. Für die Fahrerin oder den Fahrer trifft das auch zu, nicht aber unbedingt auf das Auto selbst. Letzteres kann durchaus mit Alkohol etwas anfangen, vorausgesetzt, es handelt sich um ein Fahrzeug, welches mit Bio-Ethanol betrieben wird. Schon heute sind solche Fahrzeuge serienmässig lieferbar. Beispielsweise liefert Ford in Europa die Modelle Focus und Focus C-Max mit einem 1,6-l-Benzinmotor, der problemlos mit Supertreibstoff und mit Bio-Ethanol E 85 betrieben werden kann. Der Aufpreis für die Flexi-Fuel-Technologie beträgt nach Angaben von Ford nur gerade 300 Euro.

Da Bio-Ethanol aus natürlichen Produkten wie Holzresten, Zuckerrüben oder Getreideabfällen gewonnen wird, also aus nachwachsenden Rohstoffen, spielt das Problem der vorhandenen Reserven keine Rolle. Einen Wermutstropfen gibt es allerdings. Aufgrund des niedrigeren Brennwertes von Ethanol ergibt sich ein erhöhter Treibstoffverbrauch von rund 30% im Vergleich zu einem Benzinmotor. Für die Herstellung von Bio-Ethanol müssen allerdings spezielle Produktionsanlagen errichtet werden.

Der Einsatz von Bio-Ethanol verlangt motorenseitig keine grossen Veränderungen. Ford beispielsweise bietet die beiden Modelle Focus FFV (Flexi Fuel Vehicle) und C-Max FFV mit einem 1,8-l-Benzinmotor an, der so modifiziert wurde, dass er problemlos mit Superbenzin oder mit Bio-Ethanol E85 betrieben werden kann. Der Wagen kann mit einem beliebigen Mischungsverhältnis der beiden Treibstoffe gefahren werden. Allerdings müssen alle Teile bzw. Aggregate (Tank, Pumpen und Treibstoffleitungen), die mit Ethanol in Berührung kommen, äusserst korrosionsbeständig sein, da Ethanol ein aggressiver Treibstoff ist. Zudem muss ein Motormanagement installiert werden, welches die beiden unterschiedlichen Treibstoffarten erkennt. Durch das beliebige Benzin-Ethanol-Gemisch ist das Tanken in Europa an sich kein Problem. Allerdings gilt es derzeit, zu beachten, dass das Tankstellennetz für Ethanol in Europa noch sehr bescheiden ist. Es ist deshalb zu hoffen, dass auch die Mineralölkonzerne, die sich bis jetzt nicht gerade durch eine progressive Haltung gegenüber alternativen Treibstoffen profilierten, ebenfalls die Bemühungen einiger Autohersteller unterstützen, vermehrt Ethanol als Treibstoff einzusetzen.

Schweizer Zuckerrüben

Was in Schweden bereits Realität ist, könnte auch in anderen europäischen Ländern realisiert werden. Derzeit ist der Treibstoff E85, der aus 85% Bio-Ethanol und zu 15% aus Benzin besteht, an über 220 öffentlichen Tankstellen erhältlich, bis 2006 soll dieses Netz auf 600 Zapfsäulen anwachsen. E85 wird weit gehend aus Holzabfällen erzeugt. Seit 2001 bietet Ford das Modell Focus FFV in Schweden an, und heute fahren bereits über 15000 davon auf Schwedens Strassen. «Das Beispiel Schweden zeigt, was erreicht werden kann, wenn Unternehmungen, Regierungen, Behörden und Nicht-Regierungsorganisationen mit Blick auf ein gemeinsames Ziel zusammenarbeiten», so Isfried Hennen, Leiter der Umweltkommunikation der Ford Werke AG, Köln. Was in Schweden möglich wurde, könnte durchaus auch ein Beispiel für die Schweiz sein, denn hier zu Lande werden noch immer mehr Zuckerrüben angepflanzt, als notwendig wären.

Bio-Ethanol: Alternative

Bio-Ethanol ist ein Alkohol, der aus Pflanzen (zum Beispiel Holzresten, Zuckerrüben, Getreide) sowie aus sonstiger Biomasse gewonnen wird. Diese nachwachsenden Rohstoffe schonen die endlichen fossilen Ressourcen. Die Verbrennung von Bio-Ethanol ist im Idealfall CO2-neutral, da es ein Teil des natürlichen Kreislaufes ist. Das bei der Verbrennung freiwerdende CO2 wurde der Atmosphäre zuvor beim Wachstum der Pflanzen bei der Photosynthese entzogen. Über den gesamten Lebenszyklus betrachtet, liegt die CO2-Bilanz im Ethanolbetrieb um bis zu 80% unter den CO2-Emissionen im Benzinbetrieb. (kb)