Der Einstieg auf der Hon-Circle-Homepage klingt vielversprechend: «Als Member des Lufthansa-Hon-Circle geniessen Sie unsere höchste Wertschätzung», heisst es da. «Deshalb möchten wir Ihnen das Reisen so schnell, einfach und bequem wie nur möglich gestalten.» Kein Wunder, schliesslich hat nur Zutritt zum Hon Circle, wer binnen zwei aufeinander folgenden Jahren unglaubliche 600000 Hon-Circle-Meilen angesammelt hat – Hon Circle-Mitglieder gehören zur Elite der Vielflieger.
Wer fast jeden Tag in einem Flugzeug verbringt, ist ein lukrativer Kunde für Lufthansa, zu deren Miles and More-Programm auch die Schweizer Tochter Swiss und die polnische LOT gehören. Solchen Gästen verspricht der Hon Circle eine Spezialbehandlung: Mit einem «eigenen, auf kürzeste Wege ausgerichteten Terminal», wird geworben, wo «einzigartige Lounges für Momente der Ruhe und Erholung» auf den Kunden warten. Dort kann er sich dann auf «persönliche Betreuung und maximale Privatsphäre» freuen sowie auf alle weiteren «exklusiven Privilegien und innovativen Services».
Die «Handelszeitung» hat die Dienstleistungen des Hon Circle während mehreren Monaten geprüft. Die Bilanz: Die Praxis kann leider nicht immer die hohen Erwartungen erfüllen.
Upgrader stören die Ruhe
So lohnt sich der Besuch einer First Class Lounge nur in Frankfurt, Zürich, Genf und München.
Allerdings sind auch hier Abstriche zu verzeichnen. In Frankfurt ist der First Class Terminal für Umsteigepassagiere umständlich zu erreichen. Die Lounge im Bereich A des Terminal 1 bietet genauso viel und ist, besonders an Abenden und an Ferienwochenenden, angenehm leer.
Im First Class Terminal dagegen ist zu diesen Zeiten oft kein freier Platz im Restaurantbereich zu bekommen. Zudem kann es aufgrund feuchtfröhlicher Einmal-pro-Jahr-First-Upgrade-Passagiere ziemlich lärmig werden. Das Angebot an Mahlzeiten und Getränken und die Qualität entspricht einem guten Restaurant.
In München soll in diesem Jahr die bisherige First Class Lounge durch eine grössere ersetzt werden. Die heutige Lösung ist unbefriedigend eng, das Mahlzeitenangebot relativ bescheiden. In Zürich wird im November die alte First Class Lounge, die seit der Eröffnung des Airside-Centers geschlossen ist, wiedereröffnet. Die jetzige First Lounge soll zur Senator Lounge umgebaut werden.
Wien hat nur Senator Lounge
Insider weichen in Zürich auf die etwas versteckte Lufthansa Lounge im Terminal B aus. Dort ist das Angebot an Zeitungen und Zeitschriften deutlich besser als in den Swiss Lounges. Die «alten» Lufthansa-Angestellten sind zudem überaus freundlich und hilfsbereit. In Genf gleicht die First Lounge einem Wohnzimmer. Schwarze Ledersofas, gelegentlich kleine Häppchen und einige Zeitschriften bilden das bescheidene Angebot für die Vielfliegerelite. In Wien steht sogar nur die mager ausgestattete Senator-Lounge zur Verfügung, die insbesonders bei Stosszeiten überfüllt ist.
In anderen deutschen Flughäfen gibt es keine First Lounges. In Europa- und Übersee-Destinationen stellt oft ein Star-Allianzpartner die Lounges, was mit Abweichungen bei den Serviceangeboten verbunden sein kann.
Hinsichtlich der Lounges bringt der Hon-Circle-Status also nur an einigen wenigen Destinationen gegenüber dem Senator-Status Vorteile. Um Letzteren zu erlangen, muss der Vielflieger lediglich 130000 Meilen binnen einem Kalenderjahren sammeln.
«Fast track» klappt nicht überall
In Zürich gab es für die «alten» Swiss-Circle-Passagiere eine Besonderheit: Wenn diese knappe Anschlüsse hatten, wurden sie an der Türe des ankommenden Flugzeugs abgeholt und per Auto zur abfliegenden Maschine gebracht – teilweise an allen Kontrollen vorbei, weil das Lounge-Personal die entsprechenden Passagiere persönlich kannte. In der Praxis haben lediglich «echte» VIPs gewisse Privilegien. Normale kommerzielle Hon-Circle-Passagiere werden – auch bei sehr knappen Anschlüssen – nicht abgeholt.
In den USA funktioniert der «fast track» bei der Einreise, eine Begleitung durch das Bodenpersonal durch die Einreisekontrolle, in den beiden New Yorker Flughäfen John F. Kennedy und Newark gut. Als Passagier spart man dadurch gerade in Stosszeiten rasch eine halbe Stunde.
Keinen Service bieten San Francisco, Los Angeles, Chicago, Boston nur gelegentlich. Besonders schlecht im Bild ist das Bodenpersonal in Chicago. Knappe Swiss-Code-Share-Anschlussflüge mit United verpasst man als Hon-Circle-Passagier in der Regel.
An das Gepäck von Hon-Circle-Passagieren kommt eine spezielle Etikette, die eine beschleunigte Auslieferung am Gepäckband sicherstellen soll. In der Praxis funktioniert das nicht – das Gepäck kommt irgendwann, mal früher, mal später, auch auf der gleichen Strecke. Der Rekord in den letzten Monaten war Chicago: 50 Minuten nach der Landung kam der Koffer. Die Fluggesellschaften könnten sich den Aufwand für die Etiketten glatt sparen.
Der Hon Circle bietet also längst nicht das, was versprochen wird. Der Gold-Status, bei Miles and More Senator genannt, ist praktisch gleichwertig.
Für Vielflieger lohnt es sich, in mindestens einem andere Programm – etwa Sky Team mit Air France/KLM oder dem British Airways Executive Club – auf dem Gold-Level zu sein, um praktisch überall in eine Lounge zu gelangen.
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Hon Circle
Selbstversuch bringt einige Enttäuschungen
Hon Circle: 2005 gründete die Airline und Swiss-Mutter Lufthansa für Passagiere, die innert zwei Jahren mehr als 600000 Meilen fliegen, den Hon Circle. Diesen rund 2500 sehr guten Kunden soll damit ein besonderer Service geboten werden. «Als Member geniessen Sie unsere höchste Wertschätzung», wirbt Lufthansa.
Test: In einem nicht repräsentativen Test wurden die Services des Hon Circle in Anspruch genommen.
Fazit: Es hapert bei der Umsetzung des angekündigten Rundum-Service. Befriedigend waren die Flexibilität bei Flugbuchungen, die voll mit Flugmeilen bezahlt werden, die Möglichkeit eines weiten Handgepäcks und der Service während des Fluges. Teilweise unbefriedigend waren der Service um und in den Lounges, die zum Teil veraltet oder überfüllt sind. Die prioritäre Gepäckbehandlung funktioniert je nach Destination nicht oder nur ungenügend. Bei knappen Anschlüssen kommt man oft nicht viel schneller voran als der Durchschnittspassagier.
www.hon-circle.com