Teslas Erfolgsprinzip geht auf: Keine Plug-in Hybride, 500 Kilometer elektrische Reichweite, Ladezeiten von minimal 20 Minuten und ein eigenes Schnellladesystem. In der Schweiz führt der Elektro-Pionier auch Anfang 2016 die Liste der meistverkauften Luxus-Fahrzeuge an.
Solche Erfolge würde auch die Konkurrenz gern verbuchen. Das Rennen unter den Nachahmern läuft: Audi, BMW, Mercedes und auch Massenhersteller wie GM bauen mit Hochdruck an ihren «Tesla-Jägern». Porsche stellt am Autosalon in Genf seinen neuen Panamera S-E Hybrid vor (siehe Bildergalerie oben).
Seit Diesel-Skandal legen Autobauer zu
Traditionelle Autobauer hätten auf alle Pferde gesetzt – Diesel, Hybrid, Plug-In, Brennstoffzellen und reichweitenarme Elektroautos – und sich verrannt, schreibt Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des CAR-Center Automotive Research an der Universität Duisburg-Essen, in seiner neusten Studie.
Nach dem VW-Dieselgate müssten nun viele Firmen im Abgasbereich nachinvestieren – ab 2017 kämen Kosten von 1,5 Milliarden Euro pro Jahr auf die Branche zu. Deshalb setzten die Autobauer vermehrt auf «richtige» Elektromobilität statt Diesel, um ihre CO2-Ziele zu erreichen, so Dudenhöffer.
«Testmarkt für Zukunftstechnologien»
Dass diese Entwicklung Sinn macht, zeigt sich laut dem Auto-Experten am Beispiel der Schweiz. Diese gilt als Testmarkt für Autotrends. Dafür nennt Dudenhöffer vier Gründe: Erstens gebe es in der Schweiz keine steuerlichen Bevorzugungen für Dieselkraftstoffe. Deshalb habe in dem kleinen Land kein Dieselboom stattgefunden, wie etwa in Deutschland. Zweitens würden Elektroautos nicht subventioniert – sie müssten sich also im «normalen Wettkampf» gegen konventionelle Antriebe durchsetzen.
Drittens kauften Schweizer mit ihrem hohen Sozialprodukt pro Kopf deutlich mehr Luxuskarossen als der Rest Europas. Da neue Technologien tendenziell zuerst bei hochwertigen Fahrzeugen eingesetzt würden, sei die Schweiz eine Art «Testmarkt für die Marktfähigkeit von Zukunftstechnologien», so Dudenhöffer. Zuletzt habe die Schweiz keine eigenen Autobauer, die gewisse Modelle auf den Markt «pushten» und so das Bild verfälschten.
Tesla führt die Liste der Luxus-Fahrzeuge an
Nimmt man die Schweiz also als Indikator für Autotrends, zeigt sich deutlich, dass traditionelle Autobauer einen Gang zulegen müssen, um mit Tesla Schritt zu halten. Bereits 2015 führte das US-Unternehmen in der Schweiz die Liste der meistverkauften Oberklassen-Fahrzeuge an. Im Januar stieg der Marktanteil des Unternehmens dann auf 0,7 Prozent – und das, obwohl der neue Tesla X noch nicht einmal verkauft wird.
Das Urteil vom Autokenner Dudenhöffer: Tesla sei zwar noch nicht «über den Berg» mit seinem an der Börse hoch bewerteten Unternehmen, das rote Zahlen schreibt, aber die Kundennachfrage im neutralen Testmarkt Schweiz sei beeindruckend. «Tesla schlägt alle – deshalb wollen alle jetzt Tesla-Imitate bauen.» Der Newcomer sei aber nicht die einzige Bedrohung für die konventionellen Autobauer: Auch Google und Apple mischten im Markt für Elektroautos mit – und würden mit Tesla zum Benchmark für die gesamte Industrie.