Statistikbehörden machen in der Regel langweiligen Zahlenkram, für den sich nur Daten-Nerds interessieren. Das Büro für Arbeitsstatistik in Washington ist eine Ausnahme. Seine monatlichen Zahlen zur Inflation entscheiden derzeit über Milliardengewinne oder -verluste an den Börsen.

So wie diese Woche, als die Statistiker die Rolle der Spielverderber übernommen haben. Denn ihre Daten zeigen, dass die Inflation ein härterer Brocken ist als angenommen, und das setzt der Börsenparty vorläufig ein Ende.

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In den USA ist die Teuerungsrate im Januar weniger stark als erwartet gefallen. Sie liegt nach wie vor bei 3,1 Prozent – und damit deutlich über dem längerfristigen Ziel der US-Notenbank von 2 Prozent. Und was besonders aufhorchen lässt: Die sogenannte Kernrate der Inflation, welche ohne die volatilen Energie- und Nahrungsmittel berechnet wird, ist noch immer bei fast 4 Prozent. Die Daten bestätigen auch das bekannte Bild, dass die Güterpreise teilweise sogar sinken, aber die Dienstleistungen wegen der anhaltend starken Nachfrage teurer werden.

Anlegerinnen müssen mehr Geduld haben

Damit ist eine Fed-Zinssenkung im März vom Tisch. Und auch für später im Jahr müssen alle jene Geduld haben, die auf deutlich tiefere US-Leitzinsen hoffen. Das sind in erster Linie die Anlegerinnen und Anleger. 

Sie haben zuletzt von den Aussichten auf sinkende Zinsen profitiert. Die steigenden Aktienkurse spiegelten die Erwartung eines optimalen Umfelds – das heisst, ein leichte Abkühlung der Konjunktur mit etwas weniger Inflation, sodass die Geldpolitik gelockert werden kann und die Unternehmen trotzdem Gewinne machen.
  
Nun aber müssen sich die Börsen noch länger auf hohe Zinsen einstellen. Davon zeugt der Kurssturz nach Publikation der US-Inflationsrate.

Die US-Zinserwartungen und -Daten sind auch für Schweizer Hypothekarschuldner relevant. Schliesslich hängen die Schweizer Zinsen von den internationalen Kapitalmärkten ab. 

Da spielt es weniger eine Rolle, dass die Inflation in der Schweiz im Januar überraschend stark von 1,7 auf 1,4 Prozent gefallen ist und so der Nationalbank den Weg für eine Zinssenkung ebnet. Denn gleichzeitig hat sich als Folge der veränderten Zinserwartungen in den USA der Dollar aufgewertet. Er kostet nun fast wieder 90 Rappen, also 5 Rappen mehr als Anfang Jahr. Auch der Euro hat sich etwas erholt. Importe werden demnach teurer.

Diese Entspannung der Frankenstärke wirkt wie eine leichte Lockerung der Geldpolitik. Der Druck auf die Inflation über die importierten Preise nimmt zu und schränkt den Spielraum für eine Zinssenkung ein.