Die Geschäftsidee?
Das Arbeitsvolumen der Unternehmensrechtsdienste hat durch steigende rechtliche Komplexität bei gleichzeitig erhöhtem Kostendruck rapide zugenommen. Um dieses Problem zu lösen, stellt Flex Suisse flexibel Projektjuristen als Einzel- oder Teamlösungen zur Verfügung.
Wie ist sie entstanden?
Wir haben im Umfeld von Big4-Gesellschaften und Finanzdienstleistern miterlebt, unter welchem Innovationsdruck der Rechtsdienstleistungssektor steht.
Warum der Name?
«Flex» steht für das Bekenntnis des Gründerteams zur Gig Economy. «Suisse» unterstreicht die Beziehung zum Schweizer Standort und dem damit verbundenen Qualitätsanspruch.
Woher stammt das Startkapital?
Das Unternehmen ist vom Gründerteam finanziert.
Womit erzielen Sie die Umsätze?
Durch die temporäre Bereitstellung von Projektjuristen zur mittel- bis langfristigen Lösung komplexer Aufgaben im Anwendungsbereich der Unternehmensrechtsdienste.
Die Vision?
Mit Begeisterung den Markt für juristische und Compliance-Dienstleistungen in der Schweiz und Liechtenstein transparent, kompetitiv und zukunftstauglich gestalten.
Die grosse Stärke?
Durch Anwendung von Digitalisierung und Automatisierung beim Management von Projektmitarbeitern werden ca. 30% der Kosten im Vergleich zu Grosskanzleien und Big4-Gesellschaften eingespart.
Die grösste Herausforderung?
«Legal as a service» ist für Unternehmen im angelsächsischen Raum bereits fester Bestandteil des Angebotsspektrum. Analog zu diesem globalen Trend (z.B. IT-Branche) möchten wir diese Veränderung in der Schweiz vorantreiben.
Website: www.flexsuisse.com
Gegründet: April 2019
Gründer: Richard Ossen (35), Managing Partner und Co-Founder; Reto Picenoni (41), Managing Partner und Co-Founder
Firmensitz: Zürich und Vaduz
Anzahl Mitarbeiter: 29
Umsatzziel für 2021: 6,5 Mio. Fr.
Profitabel seit: 2020
Der bisher grösste Erfolg?
Innerhalb von knapp einem Jahr Lieferant der grössten Schweizer Banken, Versicherungen und Pharmakonzernen geworden zu sein und sie bei spannenden und komplexen Projekten unterstützen zu dürfen.
Das Überraschendste bisher?
Jeden Morgen ein Lächeln im Gesicht zu haben, wenn man ins Büro geht, auch wenn es ein Samstag oder Sonntag ist.
Der nächste Schritt?
Expansion im Schweizer Markt mit einem wachsenden Business Team und mögliche Partnerschaften mit führenden Anbietern in anderen Jurisdiktionen einzugehen.
▶︎ «Uber für Anwälte»
Marco Rodzynekist Gründer von Noah Advisors, einer Corporate-Finance-Boutique für Internetfirmen.
«Die Vermittlung von Juristen klingt zunächst eher langweilig, tatsächlich aber ist Flex Suisse ein sehr lukratives Geschäftsmodell, das die stark anwachsenden Kosten für die Einhaltung regulatorischer Verpflichtungen optimiert. Das Endergebnis ist eine Art Uber für Anwälte: Der Kunde sucht sich auf der Softwareplattform selber nur jene Kompetenzen zusammen, die er gerade braucht – und das 30 Prozent günstiger als bei herkömmlichen Dienstleistern wie PwC oder Deloitte. Die Gründer haben den Markteintritt strategisch geplant, sind motiviert, seriös und verstehen, wie Firmenkunden ticken. Mich beeindruckt, wie sie sich fokussieren: Erst gehen sie den Finanzsektor an, da ist die Regulierung am dichtesten, die Marktkapitalisierung und der Kostendruck am höchsten. Die lukrativsten Kunden, aber auch die schwierigsten. Diese als Erstes anzugehen, traut sich nicht jeder.
Dass Flex Suisse nach zwei Jahren schon so gross und profitabel ist, ist eine unglaubliche Leistung. Jetzt haben sie diese Nische besetzt. Für bestehende digitale Jobvermittlungsplattformen wie Coople, Adia oder ZenJobs ist der Anwaltsmarkt zu weit weg vom Kerngeschäft. Allein in der Schweiz ist der Compliance- Markt 2,7 Milliarden Franken gross, Flex Suisse wird also schön skalieren, das zeigen die Vorbilder aus den USA und UK. Eine sehr attraktive Firma!»
▶︎ «Als Start-up eher atypisch»
Roland Zeller gründete einst Travel.ch. Heute führt er Innuvik Ventures und ist VR von zahlreichen Start-ups.
«Flex Suisse hat eine Marktlücke entdeckt im Bereich Corporate Legal. Die Firma macht primär nichts anderes als Bodyleasing, aber teamweise – das ist ein Novum. Und das Geschäftsmodell ist auf clevere Weise durch die IT unterstützt. Die Vermarktung als «Uber für Anwälte» ist aber etwas irreführend, schliesslich geht es hier um Einsätze, die oft mehrere Monate dauern. Die Konkurrenz sind die grossen Anwaltskanzleien mit ihren internationalen Netzwerken. Die sind nicht zu unterschätzen. Flex Suisse ist für den Kunden jedoch günstiger und vor allem viel transparenter: Über die Plattform sieht der Kunde vorher, was abgerechnet wird, und bekommt nicht einfach am Ende des Monats eine fette Rechnung.
Insgesamt ist Flex Suisse als Start-up eher atypisch: Die Firma kann das Geschäft nicht weltweit skalieren, denn man kann die Anwälte kaum zwischen den verschiedenen Rechtsprechungen transferieren. Also müsste man in jedem Land wieder bei null anfangen. Schlussendlich betreibt Flex Suisse ein klassisches Vermittlungsgeschäft mit Tages-, Wochen- und Monatssätzen, von denen die Firma einen Prozentbetrag einbehält. Deshalb ist sie auch schon profitabel. Sie wird weiter organisch wachsen in neue Rechtsgebiete für neue Branchen und so Erfolg haben. Aber sie wird kein Unicorn werden.»