Er war eine der prägenden Figuren beim Impfstoffhersteller Moderna: Chief Medical Officer Tal Zaks. Seit 2015 das medizinische Gewissen der 2010 gegründeten US-Firma, war er eine der Schlüsselfiguren bei der Entwicklung des Covid-19-Impfstoffs.

Er war, nebst CEO Stéphane Bancel, auch das Gesicht des Unternehmens und trat in unzähligen Interviews auf.

Seit dem 6. Juli hat Moderna einen neuen Chefmediziner: Paul Burton, der vom Konkurrenten Janssen kam. Bancel verabschiedete Zaks mit blumigen Worten («Tal’s contribution extends beyond Moderna to all of society»), doch warum der Chefmediziner die Firma verlässt, und dies just in dem Moment, da die Impfstoffe des Unternehmens nach langem Dahindümpeln Milliardenumsätze bringen, sagt er nicht.

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Auch auf die Frage von BILANZ nach den Hintergründen gab es von Moderna keine Antwort.

Doch auch sonst scheint Zaks wenig auf die Zukunft von Moderna zu setzen: Er hat seine Aktien und Optionen gezielt verkauft, und dies bereits seit 2020, kurz nachdem die Pandemie begonnen und Moderna sich mit einem möglichen Impfstoff als Hoffnungsträger präsentiert hatte.

Heute (Stand 23. August) hält er noch 3670 Aktien im Wert von 1,5 Millionen Dollar und 137 612 Optionen im Wert von 56 Millionen Dollar. Am 7. April hielt er noch 166 282, also 25 000 mehr.

Auch aus Investmentsicht keine gute Sache: Damals lag der Kurs bei 131 Dollar, heute bei 411 – ihm sind rund 7 Millionen durch die Lappen gegangen. Doch noch weniger nachvollziehbar wird es, wenn man seine Verkäufe im Jahr der Pandemie anschaut. 1 282 615 Moderna-Aktien verkaufte er, im Wert von 90 Millionen.Heute wären sie 527 Millionen wert. Wieso verkauft der Chefmediziner Aktien seiner Firma, wenn das Produkt alle Anzeichen hat, durch die Decke zu schiessen (im Dezember 2020 gab es für den Moderna-Impfstoff in den USA die Notfallzulassung)?

Wie die Zeitung «The Boston Globe» im Oktober 2020 schrieb, verkaufte Zaks wie ein Uhrwerk – stets am Dienstag. Dies nach einem System vorbestimmter Verkäufe, welches das SEC aufgestellt hat, um auch Insidern einer Firma Verkäufe eigener Aktien zu ermöglichen.

Solche Programme sind durchaus üblich, aber nicht in diesem Ausmass. Die Zeitung zitiert Corporate-Governance-Experten, nach denen die Häufigkeit, der Zeitpunkt und das Volumen der Insiderverkäufe von Zaks «einzigartig und alarmierend» seien, «inbesondere angesichts seiner Schlüsselrolle in der laufenden Impfstoffstudie von Moderna».

Doch nicht nur der Chefmediziner zeigt sich als eifriger Verkäufer eigener Aktien, sondern auch der Chef Bancel selber. Der jüngste Verkauf – 10 000 Aktien – fand am 19. August statt. Insgesamt 496 644 Aktien verkaufte er im laufenden Jahr, am meisten im Januar mit 131 230 Stück.

Laut der «NZZ» lag Bancels Beteiligung an Moderna im vergangenen Jahr noch bei rund 9 Prozent. Heute sind es laut Bloomberg insgesamt rund 5,6 Prozent, die er direkt und über die von ihm kontrollierten Investmentgesellschaften Boston Biotech Ventures und OCHA LLC hält.

Auch zur Frage, warum der CEO seinen Anteil an der eigenen Firma reduziert hat, nahm Moderna nicht Stellung.