Die Vergabe der Gastronomiebetriebe in den Zürcher Badeanstalten ist für die Behörden zu einem Spiessrutenlauf geworden. Die Restaurants und Bars sind begehrt und gelten als besonders ertragreich.
Die Ausschreibung der meistfrequentierten Stadtzürcher Badi Tiefenbrunnen – in einem guten Sommer zählt sie über 240'000 Eintritte – hatten die Verantwortlichen verschoben. Grund dafür waren die Querelen um den Entscheid bei der Badi Utoquai. Das zuständige Sportamt hatte den Zuschlag einem grösseren Gastrounternehmen erteilt. Die bisherige Pächterin wehrte sich dagegen, nahm sich eine Anwältin und schaltete die Wettbewerbskommission ein – vergebens. Doch das Ganze bekam eine politische Dimension. Politiker verschiedener Parteien forderten mehr Transparenz beim Bewerbungsprozess. Auch die Neuvergabe des Restaurants am Flussbad Oberer Letten sorgte für Unruhe, nachdem die bisherigen Pächter nach 18 Jahren hatten gehen müssen. Mit der Maag Music & Arts bekam wiederum ein grösserer Anbieter den Zuschlag. Nun ist der Entscheid um das grosse Zürcher Strandbad Tiefenbrunnen gefallen. Nach einer Zwischenlösung in der laufenden Saison wird ab kommendem Jahr die neu gegründete Firma Tiefenentspannt die Badi führen. Dem Vorwurf, eine bekannte Gastrokette zu bevorzugen, setzten sich die Behörden diesmal nicht aus. Unterlegen ist der bekannte Gastronom Michel Péclard, der bereits mehrere Strandbäder und zahlreiche Lokale am Zürichsee betreibt. Das Rennen war offenbar knapp. Péclard landete unter den Bewerbern, deren engere Auswahl aus vier Parteien bestand, auf Platz zwei.
Zum Management von Tiefenentspannt gehört Maximilian Baumann. Er ist bekannt als Fernseh- und Radiomoderator und hat sich einen Namen als Betreiber von Pop-up-Restaurants in Zürich gemacht. Mit im Team sind auch Simon Müller,Inhaber des Zürcher Restaurants Rémy, und Philipp Brunner, Mitinhaber des «LaSalle» im Schiffbau.
Für Gesprächsstoff in der Gastroszene sorgt, dass Maximilian Baumann Sohn des Werbers Frank Baumann ist. Denn der ist befreundet mit Stadtrat Filippo Leutenegger, der dem Sportdepartement vorsteht. Tobias Bernhard, verantwortlicher Abteilungsleiter beim Sportamt Zürich, sagt, dass der zuständige Vorsteher keinen Einfluss auf die Vergabe genommen habe. «Der Entscheid wurde durch ein Gremium von Fachpersonen aus den Bereichen Sportamt, Gastronomie und Nachhaltigkeit gefällt.» Dabei seien verschiedene transparent offengelegte Kriterien berücksichtigt worden.
1 Kommentar
Es ist doch interessant, dass jetzt an der Vergabe eines Gastrobetriebes an einen neuen Wirt der Verdacht von Filz ins Spiel kommt, nachdem in den vergangenen Jahren jede zu vergebende Beiz an Péclard gegangen ist. In diesem Kontext wurde meines Erachtens nie über Verfilzung gesprochen, wo doch der Verdacht viel eher hätte aufkommen müssen!