Person
Was beeinflusst Entscheidungen? Das ist eine der Fragen, die Mariela Jaffé (35) intensiv beschäftigen. Die gebürtige Österreicherin ist in der deutschen Pfalz aufgewachsen und hat in Mannheim Psychologie studiert. Fast hätte sie eine Karriere in der Privatwirtschaft eingeschlagen: Bei Accenture begleitete sie zwischen 2011 und 2014 Unternehmen in Transformationsprozessen.
Doch Jaffé zog es zurück in die Wissenschaft und nach Basel, wo sie an der Universität erst doktorierte und sich danach auch in der systemischen Beratung ausbilden liess. Im Februar trat sie nun eine Stelle an den Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel an. «In dieser Position kann ich mit Patienten arbeiten und zugleich weiterforschen.» Der Universität Basel bleibt sie als Dozentin erhalten.
Potenzial
Gerade in einer Zeit der gezielten Desinformation sei ein besseres Verständnis dessen, was die Wahrheitswahrnehmung antreibt und verzerrt, wertvoll. Zusammen mit einer Masterstudentin will sie herausfinden, inwiefern die Informationsquelle dafür eine Rolle spielt.
Die BILANZ präsentiert in jeder Ausgabe eine Person, die mit ihren Innovationen die Welt verändert. Zu weiteren Pionieren:
- Chemiker Michael Bovens ist den Drogen auf der Spur.
- Der Biophysiker Michael Mayer hat gezeigt, wie eine biologische Batterie funktioniert. Aus Gel gewann er Strom und brachte mit CO2 eine Diode zum Leuchten.
- Wie Adrian Perrig das Internet sicherer und schneller macht
Weitere Fragen gibt es einige: Wirken auf Instagram Bilder mit negativer Ausstrahlung anders als positive? Inwiefern unterscheidet sich die Beurteilung von Informationen via Twitter oder gedruckte Zeitung? Wie verhält es sich bei Tonaufnahmen? «Wir betreiben damit eine Grundlagenforschung, die in der Aufklärung von Konsumenten hilft.»
Produkt
Für Aufsehen sorgte Mariela Jaffé kürzlich mit einer Publikation zu fünf Studien. Zusammen mit Professor Rainer Greifeneder zeigte sie auf, dass Menschen inhaltlich identische Aussagen eher als wahr beurteilen, wenn diese eine Verneinung beinhalten und somit negativ formuliert sind. Konkret: Ein Satz wie «61 Prozent der Deutsch sprechenden Frauen sind mit ihrem Aussehen nicht zufrieden» wird eher als wahr erachtet als die Aussage «39 Prozent der Deutsch sprechenden Frauen sind mit ihrem Aussehen zufrieden».
Ist jemand zufrieden mit seinem Aussehen, muss offenbar vieles passen – die Haare, das Gewicht, die Grösse. Hingegen scheint die Unzufriedenheit plausibel, wenn bereits ein Merkmal nicht passt. Dass allgemein negative Informationen für uns relevanter erscheinen, habe aber auch evolutionäre Ursachen: «Wenn man einen herannahenden Bären nicht sieht, stirbt man eher, als wenn man essbares Gemüse nicht gleich sieht.»