Noch laufen die Maschinen in Serpuchow. Hier, 90 Kilometer südlich von Moskau, stellt Sulzer Geräte für die Chemie- und Petroindustrie her, hauptsächlich zur Trennung von Flüssigkeiten und Gasen. Abnehmer sind zum einen die russischen Wasser- und Energieversorger, zum anderen europäische Grosskonzerne wie BASF. 120 Mitarbeiter stehen hier in Lohn und Brot. Noch. Aber wie lange, weiss man nicht, denn die Situation ändert sich täglich. Schon bereitet sich Sulzer darauf vor, nicht mehr in Russland fertigen zu können. Die letzten für den Export bestimmten Anlagen werden gerade ausgeliefert, danach sollen diese Produkte woanders hergestellt werden.
Interne Nachfolgen für den Sulzer-Posten
320 Mitarbeiter arbeiten insgesamt an den Standorten in Serpuchow, St. Petersburg und Moskau. 86 Millionen Franken oder weniger als drei Prozent ihres Gesamtumsatzes von 3,16 Milliarden Franken macht Sulzer in Russland; in Belarus und der Ukraine sind es zusammen gerade mal 2,4 Millionen. Die Märkte sind für Sulzer nicht matchentscheidend. Aber die Folgen des Ukraine-Kriegs und der dadurch ausgelösten Sanktionen bringen zusätzliche Nervosität in den Winterthurer Traditionskonzern.Dabei herrscht derzeit bei Sulzer bereits so viel Unruhe wie wohl noch nie in der 188-jährigen Konzerngeschichte. Denn in diesen Wochen wird fast die gesamte Führungscrew ausgewechselt. Der neue CEO Frédéric Lalanne hat im Februar das Amt übernommen von Greg Poux-Guillaume, der mehr als sechs Jahre an der Sulzer-Spitze stand. Anfang April gibt VR-Präsident Peter Löscher sein Amt ab an die bisherige Vizepräsidentin Suzanne Thoma. Sein Abgang war schon länger geplant, wurde aber unter anderem wegen Corona verschoben. Im Lauf des Jahres zieht sich Finanzchefin Jill Lee aus dem Unternehmen zurück, zum internen Nachfolger wurde Thomas Zickler ernannt. Dann wechseln auch noch zwei der drei Spartenleiter: Der Chef der wichtigen Service-Division, Daniel Bischofberger, wurde per 1. März Chef der ABB-Division Turbocharging, die demnächst verselbstständigt werden soll. Hier hat Sulzer mit Tim Schulten ebenfalls einen internen Nachfolger bestimmt. Wer das wichtige Pumpengeschäft von Lalanne erbt, ist noch nicht bekannt. Dass mit Gerhard Roiss auch noch ein langjähriges VR-Mitglied abtritt, ist da nur noch ein Detail.