Bayer, UBS, Siemens, Syngenta oder Ikea sind nur einige von zahlreichen Konzernen, die einen Nachhaltigkeitsverantwortlichen beschäftigen – eine oder einen Chief Sustainability Officer (CSO). Was vor zwei Jahrzehnten noch als Novum galt, ist heute bei global agierenden Finanzinstituten und Unternehmen Standard.  

«Nachhaltigkeit wird immer mehr zu einem kritischen Aspekt der Geschäftsmodelle. Sei es für die Sicherstellung der Rohstoffbeschaffung, die Verbesserung der Effizienz, das Management von Reputationsrisiken oder die Beziehung zu Mitarbeitenden sowie Investorinnen und Investoren: Überall ist Nachhaltigkeit zentral für den mittel- und langfristigen Geschäftserfolg», sagt Damian Oettli, Head of Business and Consumption WWF Schweiz. Das CSO-Mandat sei deshalb eine zentrale, unentbehrliche Funktion in einem verantwortlich handelnden, zukunftsgerichteten Unternehmen.    

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Kompetenz und Glaubwürdigkeit zentral    

Ein CSO ist dafür verantwortlich, die negativen Auswirkungen der Geschäftstätigkeit eines Konzerns auf Natur, Umwelt und Gesellschaft zu reduzieren und sie ins Positive zu wenden. Er analysiert die gesamten Auswirkungen von der Rohstoffbeschaffung über die Produktion und den Vertrieb bis zu Konsum und allenfalls Recycling von Produkten und den damit verbundenen Dienstleistungen.

Sie oder er setzt wissenschaftsbasierte Ziele für die Reduktion des Ausstosses von Treibhausgasen und anderen schädlichen Stoffen ebenso wie für die Belastung von Biodiversität und wertvollen Lebensräumen wie Wäldern und Meeren. Zudem fördert ein CSO Ressourceneffizienz, Kreislaufwirtschaft sowie verantwortungsvolle Beschaffung und definiert dafür passende KPI (Key Performance Indicators) für alle Geschäftseinheiten.
 

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Nachhaltigkeitsverantwortliche stellen ausserdem eine faktenbasierte und transparente Kommunikation zu den Zielen, Herausforderungen und Ergebnissen des Unternehmens in Bezug auf Nachhaltigkeit gegen innen und aussen sicher. «Ein erfahrener, gut ausgebildeter und mit den erfolgreichen Kompetenzen ausgestattete Chief Sustainability Officer kann die Auswirkungen der Geschäftsleitung von Unternehmen auf Natur, Umwelt und Gesellschaft deutlich reduzieren und dabei zum Beispiel CO2-Emissionen oder die Entwaldung im Amazonas verringern», erklärt WWF-Experte Oettli. Gute Arbeit im Bereich Nachhaltigkeit führe zudem zu Kosteneinsparungen und neuen Business-Opportunitys.  

Dies bestätigen auch Konzerne, welche bereits ein CSO-Mandat geschaffen haben: «Ein Schlüsselelement eines erfolgreichen CSO ist es, das Unternehmen dabei zu unterstützen, den besten Weg zu finden, um die Welt zu verbessern und gleichzeitig das Geschäftswachstum zu fördern», heisst es beispielsweise vonseiten Syngenta. Der Agrartechnologie-Konzern hat im Juli 2021 Daniel Vennard zum CSO der Gruppe ernannt.

In dieser Funktion hilft er, die Praktiken einer regenerativen Landwirtschaft weiterzuentwickeln und die Methoden und deren Umsetzung im Interesse der nachhaltigen Landwirtschaft bei allen 53’000 Mitarbeitenden weltweit zu propagieren und voranzutreiben. Vennard ist verantwortlich für die Entwicklung der Nachhaltigkeitsziele der Syngenta-Gruppe und deren Integration in die Geschäftsstrategie.    

Vorbild nach innen und aussen    

Auch bei Ikea Schweiz stellt das Mandat der CSO sicher, dass Nachhaltigkeit ein integraler Bestandteil der Geschäftsstrategie ist und stets in die Entscheidungsfindung einbezogen wird. «Geschäftlicher Erfolg, Wachstum und Nachhaltigkeit sollen dadurch Hand in Hand gehen», sagt eine Sprecherin des Einrichtungskonzerns. Seit Oktober 2019 hat Jessica Anderen die Funktionen CSO und CEO von Ikea Schweiz in Personalunion inne. Laut dem Unternehmen unterstreicht das Doppelmandat auch ihre Vorbildfunktion – die Mitarbeitenden würden dazu motiviert, bei der täglichen Arbeit nachhaltig zu handeln.  

Grün gerüstet: Die klimabewussten Schweizer Firmen 2022

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In ihrer integrierten Rolle ist Anderen für die Umsetzung der globalen Nachhaltigkeitsziele in der Schweiz verantwortlich. Oberstes Ziel ist es, bis 2030 klimapositiv zu werden, also mehr Treibhausgasemissionen zu reduzieren, als die Ikea-Wertschöpfungskette auslöst. Für die Erreichung dieses Vorhabens müssen wichtige Veränderungen vorangetrieben, passende Partner gefunden und innovative Lösungen erarbeitet werden. Ein Beispiel ist die Partnerschaft mit Quickpack, dank der sich Paketbestellungen seit August 2021 auf Wunsch emissionsfrei ausliefern lassen.

Ausserdem werden im Food-Bereich Änderungen angestossen: Bis 2025 soll die Hälfte der in den Restaurants angebotenen Hauptmahlzeiten und 80 Prozent aller angebotenen verpackten Lebensmittel pflanzenbasiert sein. Ein weiterer Fokus liegt darauf, bis 2030 alle Ikea-Produkte nach den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft zu entwerfen und dabei ausschliesslich auf erneuerbare oder recycelte Materialien zu setzen und mit begrenzten Ressourcen verantwortungsvoll umzugehen.

Ebenso gehöre es dazu, Kundenbedürfnisse genau zu beobachten und hinsichtlich der Aspekte von Nachhaltigkeit zu analysieren: «87 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer wollen nachhaltiger leben und erwarten, dass Wirtschaft und Politik ihnen dafür Möglichkeiten bieten», heisst es von Ikea Schweiz. Konzerne wie Syngenta und Ikea haben die Notwendigkeit eines Nachhaltigkeitsverantwortlichen erkannt, weitere – auch kleinere – Unternehmen dürften folgen.       

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