Die Person
Informatikbücher verschlang Adrian Perrig, noch bevor er einen Computer besass. Im Gymnasium in Freiburg hatte er nach drei Tagen das ganze IT-Schulbuch durchgelesen. Zu Hause schrieb er auf Papier ein Schachprogramm und programmierte es zusammen mit zwei Freunden, die einen PC besassen. Heute will der 50-jährige ETH-Professor für Computer Science das Internet erneuern.
Gestartet hat er dieses Vorhaben in den USA an der Carnegie Mellon University in Pittsburgh, wo er 2009 zum ordentlichen Professor ernannt wurde. «Als ich den unkündbaren Status erreichte, wagte ich mich an ein wissenschaftlich gesehen risikoreiches Projekt.» Perrig wollte aufzeigen, wie das Internet sicherer gemacht werden könnte. Das führte ihn 2013 an die ETH nach Zürich.
Das Potenzial
Genutzt wird SCION (Scalability, Control, and Isolation On Next-Generation Networks) bereits auf dem Schweizer Finanzplatz. Im vergangenen Juli lancierten die Nationalbank und die Börsenbetreiberin SIX ein Netzwerk, das auf SCION basiert. Auch die ETH nutzt zu ihren Aussenposten teilweise SCION-Verbindungen.
Die BILANZ präsentiert in jeder Ausgabe eine Person, die mit ihren Innovationen die Welt verändert. Zu weiteren Pionieren:
- Chemiker Michael Bovens ist den Drogen auf der Spur.
- Der Biophysiker Michael Mayer hat gezeigt, wie eine biologische Batterie funktioniert. Aus Gel gewann er Strom und brachte mit CO2 eine Diode zum Leuchten.
- Carlo Centonze vertreibt üble Gerüche – mit Zucker.
Perrig rechnet damit, dass in drei bis fünf Jahren ein beachtlicher Teil des Internetverkehrs über SCION laufen wird. In der Schweiz bieten bereits sechs Anbieter SCION-Lösungen an, darunter zum Beispiel Swisscom, Sunrise und Switch. Nun will er weitere Provider gewinnen.
Das Produkt
Sicherer, schneller und grüner soll das neue Internet werden. Wie es funktioniert, erklärt Adrian Perrig so: Die weltweit verlegten Kabel bildeten die Autobahnen des Internets, doch die Daten, die wir darauf herumschicken, würden noch immer mit «Ross und Kutsche» transportiert. Perrigs Lösung bietet nun quasi das Upgrade – und zwar hin zu einem gepanzerten Sportwagen, der weniger Energie verbraucht.
Und: Die Datenwege können damit gesteuert und optimiert werden – der Datenverkehr wird ökologischer. «Global könnte man so beim Internet zehn Prozent an Energie einsparen.» Will man beispielsweise eine Transaktion nach Singapur vornehmen, werden die Daten aktuell meistens via London, Los Angeles und Tokio geschickt. Mit seiner Lösung würden sie den schnelleren Weg via Kabel im Suezkanal nehmen. «Die Latenzzeit wird fast halbiert, was gerade bei Börsengeschäften entscheidend sein kann.»