Normalerweise werden neue Apple-Produkte mit Enthusiasmus begrüsst. Doch als Tim Cook im Oktober das lang erwartete neue MacBook Pro ankündigte, löste er einen veritablen Shitstorm aus. Dieses Mal, so kritisierten die Fans, habe Apple den Bogen wirklich überspannt.
Natürlich nicht beim Design: Das Gehäuse ist gewohnt sehr hochwertig. Mit 1356 Gramm ist das Gerät gut tragbar, vor allem ist es um einiges kleiner und sogar etwas dünner als das MacBook Air, das ich sonst benutze – obwohl der Bildschirm mit 13 Zoll dieselbe Grösse hat. Von diesem Screen bin ich sehr angetan: hohe Auflösung (2560×1440), satte Farben, sehr hell. Auch die Qualität der Lautsprecher beeindruckt. Die Tastatur hat zwar kaum Hub, bietet aber dennoch ein klares Tippgefühl. Allerdings ist sie so laut, dass wohl mancher Mitreisende im Ruhewagen der SBB die Augenbraue hochziehen wird.
Je nach Programm andere Funktionen
Praktisch ist der vom iPhone her bekannte Fingerabdruckscanner, der die Passworteingabe ersetzt. USP ist allerdings die Touchbar: ein berührungsempfindliches OLED-Display anstelle der fixen Funktionstasten. Je nach Programm liegen andere Funktionen auf der Leiste: Musiksteuerung bei iTunes, Vorschau auf Filter bei der Foto-App, bei YouTube kann man schnell durch das Video scrollen, bei Safari offene Tabs anwählen etc. Auch Dialogboxen lassen sich so beantworten. Das ist schneller und praktischer als der Griff zum Touchpad. Und macht sogar Spass.
So weit, so gut. Warum also die Aufregung bei der Lancierung? Obwohl das MacBook Pro im Notebook-Line-up traditionell das Flaggschiff ist, verzichtet Apple darauf, die neueste Prozessorgeneration einzubauen: Shitstorm! Und aufrüstbar ist es auch nicht: Shitstorm! Dabei bietet das Gerät mehr als genug Leistung und Speicherkapazität für die allermeisten Anwendungen. Dann hat Apple in gewohnter Radikalität alle Schnittstellen durch vier Buchsen des neuen USB-C-Standards ersetzt. An die kann man prinzipiell alles anschliessen, aber noch gibt es kaum geeignetes Zubehör: Wenn Sie einen USB-Stick anschliessen, Ihre SD-Karten lesen oder auch nur Ihr iPhone aufladen wollen, brauchen Sie einen Adapter. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich der Standard durchsetzt, aber allemal ein guter Grund für einen Shitstorm. Und: Der Preis des MacBook Pro ist auch für schmerzresistente Apple-Fans nahe an der Körperverletzung. Da allerdings haben die Kritiker recht.
Fazit: Für mich ist das Gerät das derzeit beste Notebook auf dem Markt. Wenn Geld keine Rolle spielt.
Apple MacBook Pro 13 Zoll Touchbar
Info: www.apple.ch
Preis: 2199 Franken (Testkonfiguration)
Bewertung : ★★★★★
★ Technoschrott ★★ verzichtbar ★★★ nice to have ★★★★ cool ★★★★★ wegweisend
Marc Kowalsky (46) ist ein Early Digital Immigrant: Seit 30 Jahren fühlt er den neusten IT-Produkten auf den Zahn.