So erfreuliche Nachrichten gab es für geldsuchende Firmen schon lange nicht mehr. Seit einigen Monaten tüfteln Konzerne an Ideen, wie Startups und KMU einfacher Kapital aufnehmen können. Die Swisscom entwickelt mit der Deutschen Börse eine Lösung, die SIX tut es mit Technologiepartner R3. Das Ziel ist immer das gleiche: Aktien ausgeben und Wertpapiere handeln soll günstiger und einfacher werden.

In diesem Wettlauf der Konzerne mischt nun die kleine Zuger Beratungsfirma Alethena mit. Das Startup lanciert in diesen Tagen ihren sogenannten Aktienautomaten. Damit können Firmen direkt auf ihrer eigenen Website ihre eigenen Aktien an interessierte Kreise verkaufen. Ohne Vermittler, mit wenigen Klicks – es ist eine Weltneuheit.

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Der Aktienautomat

«Von den über 200 000 Aktiengesellschaften in der Schweiz sind heute nur noch ein paar hundert öffentlich handelbar. Unsere Vision ist es, dies zu ändern», sagt Markus Hartmann, Mitgründer und CEO von Alethena und deren Mutterfirma Equility. Der Aktienautomat sei ein wichtiger Schritt in diese Richtung, weil er vieles vereinfache.

Der Aktienautomat ist eigentlich nur ein Stück Software, das in eine Webpage eingebaut ist. Doch dahinter steckt ein ganzes Konzept. In einem ersten Schritt werden Aktien digitalisiert, sodass sie über das Internet vertrieben werden können. Das geschieht mittels Blockchain-Technologie. Jeder Aktie entspricht danach sinnbildlich ein unfälschbares Token, quasi eine Repräsentation einer Aktie. Diese Token können dann ohne Bank und ohne Börse ziemlich einfach umhergeschickt werden. Oder über die eigene Website verkauft werden.

Interesse von Startups da

Damit eröffnen sich für kapitalsuchende Firmen neue Möglichkeiten. Aktien für Friends and Family, für Mitarbeitende oder für Investoren können ohne grossen Aufwand angepriesen werden. Natürlich ist solches auf herkömmlichem Weg ebenfalls möglich. Aber der Aktienautomat soll die Hürden senken.

Alethena bietet zurzeit nur einige Promille seines Aktienkapitals (genauer jenes der Muttergesellschaft) via Website an. Gut 6 Franken kostet eine Aktie. Die Firma wird so mit stolzen 9 Millionen Franken bewertet. «In erster Linie dient der aktuelle Verkauf unserer Aktie vor allem als Beweis dafür, dass die Technologie funktioniert», so Hartmann.

Das Konzept des Aktienautomats stösst auf Resonanz. Laut Hartmann stehen sechs Firmen in der Pipeline, die auf diesem Weg Kapital beschaffen wollen. Sie kommen wenig überraschend vorwiegend aus dem Tech-Sektor und sind teilweise Startups. Denn auch wenn die Technologie funktioniert und es zum Kauf nur wenige Klicks braucht, so ist das Ganze nur etwas für eine computer- und technologienaffine Klientel: Blockchain-Anwendungen sind noch wenig benutzerfreundlich und kaum alltagstauglich.

In Zukunft günstiger

Doch schon heute gibt es Vorteile, zum Beispiel beim Preis. Wer KMU-Aktien über Banken, Broker und OTC-Händler transferieren will, legt schnell einmal 100 Franken auf den Tisch. Das Transferieren von Token kostet dagegen nur einige Rappen. «Damit sind auch kleine Transaktionen zum Beispiel im Wert von einigen hundert Franken problemlos möglich», so Hartmann.

Rechtlich ist der Aktienautomat ein Verkauf von eigenen, bereits geschaffenen Aktien, ähnelt aber vom Charakter her einer Primärmarkttransaktion. Alethena hat deshalb einen eigenen Prospekt veröffentlicht und richtet sich nur an Aktionäre mit Wohnsitz in der Schweiz. Die Token können allerdings frei gehandelt werden. Dezentrale Börsen, welche Käufer und Verkäufer zusammenbringen, schiessen weltweit zu Dutzenden aus dem Boden.

Buyback von Aktien

Ob sich der Aktienautomat gegen die Konkurrenz etwa von Swisscom / Deutsche Börse zu behaupten vermag, wird sich weisen. Unternehmen mit zentralisierter Technologie trumpfen meistens mit mehr Benutzerfreundlichkeit auf. Demgegenüber steht die Unabhängigkeit im Falle des Blockchain-Automaten: Da ist weder die Firma noch der Investor auf eine Drittpartei angewiesen.

Alethena, die sich eigentlich auf das Rating von Blockchain-Startups spezialisiert hat, will die Funktionalität des Aktienautomaten jedenfalls ausbauen. Die nächste Version wird es den Firmen ermöglichen, Aktien von Anlegern zurückzukaufen. Aktien-Buyback – ebenfalls ohne Investment-Banken. Die rechtlichen Feinheiten dazu werden gerade abgeklärt.

In drei Schritten vom Franken zur Aktie in der eigenen Wallet

1. CHF auf Bankkonto

Zuerst müssen Franken in Token gewechselt werden. Bei Swiss Crypto Tokens können CHF direkt in XCHF getauscht werden. Diese sind dann auf der eigenen Wallet gespeichert. 1 XCHF hat den Wert von 1 CHF. XCHF kann man auch an der Börse Uniswap kaufen.

2. XCHF in digitaler Wallet

Nun erfolgt der Kauf der Aktien mit den XCHF. Das geschieht direkt auf der Website der Firma, welche eigene Aktien anbietet, zum Beispiel jener von Alethena. Dem Aktionär werden Sekunden nach dem Kauf die Aktien-Token direkt auf seiner digitalen Geldbörse eingebucht.

3. Aktie in digitaler Wallet

Der Besitzer des Aktien-Token hat alle Rechte eines herkömmlichen Aktienbesitzers. Er muss sich lediglich in das Aktienbuch eintragen. Das geschieht über ledgy.com. Noch setzt der ganze Prozess ein beträchtliches Verständnis von digitalen Wallets und Kryptowährungen voraus.