Das «World Digital Competitivness Ranking» der Talentschmiede IMD in Lausanne zeigt zum dritten Mal auf, welche Volkswirtschaften sich weltweit am besten schlagen, wenn es um die digitale Entwicklung geht. «Flexibilität und Anpassungsfähigkeit sind der Schlüssel zum digitalen Erfolg», schreibt das IMD.
Dabei bleiben die ersten fünf Plätze unverändert: USA vor Singapur vor Schweden vor Dänemark vor der Schweiz. Dabei misst das «IMD World Competitiveness Center» jeweils die Fähigkeit und Bereitschaft von 63 Nationen, digitale Technologien als Schlüsselfaktor für den wirtschaftlichen Wandel in Wirtschaft, Verwaltung und Gesellschaft zu übernehmen, einzusetzen und zu erforschen.
«Technologie beeinflusst nicht nur die Leistungsfähigkeit von Unternehmen, sondern auch die Funktionsweise von Ländern und die Vorbereitung auf die Zukunft», sagt Arturo Bris, Direktor des IMD World Competitiveness Center. «Wissen ist nach wie vor von grösster Bedeutung für die digitale Leistungsfähigkeit verschiedener Volkswirtschaften.»
Schweiz muss sich positionieren
Mehrere asiatische Volkswirtschaften haben in der Rangliste deutlich zugelegt. Hongkong und Südkorea stiegen in die Top Ten auf, während Taiwan und China auf die Plätze 13 und 22 vorstiessen. Alle diese Länder erlebten deutliche Fortschritte bei der technologischen Infrastruktur und der Agilität ihrer Unternehmen, schreibt das IMD.
Die Schweiz bleibt im Ranking auf dem fünften Rang. Sie gilt nach wie vor als eines der digital-tauglichsten Länder der Welt. Dabei ist sie besonders stark in der Generierung von Wissen – auch dank den Hochschulen –, ferner hat sie einen bemerkenswerten Talentpool. Zudem die Schweiz top in digitalen Fächern der Wissenschaft und in der IT-Integration. Weniger gut schneidet sie bei der Kapitalbeschaffung ab.
Das sind aber nur einige von vielen Faktoren. Der Spitzenplatz der Schweiz hält nicht ewig, sagt Bris: «Asien holt extrem schnell auf. Und zwar auch mit Ländern wie Indonesien oder Thailand, nicht nur Singapur und Hongkong.» Europa gerate allgemein eher ins Hintertreffen. Auch, weil der alte Kontinent kaum «digitale Giganten» wie die USA oder Asien vorweisen könne.
Die Schweiz ist mittendrin
Der Schweiz kommt dabei nochmals eine besondere Rolle zu: Sie ist ein überschaubares Land, das vor allem von Industrieunternehmen wie Nestlé, Novartis oder ABB getrieben wird, urteilt Bris. «Und für solche Unternehmen ist es schwieriger, sich zu verändern.» Das zeigt sich etwa, dass die Schweiz beim Kriterium «Agilität» von Rang 2 auf Rang 14 im IMD-Ranking abgerutscht ist.
Lieber nur Nischen – dort aber gut
Dabei falle sie «zwischen Stuhl und Bank», warnt der IMD-Professor. «Für die Schweiz mit ihrer Grösse ist es schwierig, in Sachen Technologie einen weltweiten Glanz zu erreichen.» Deshalb müsse sie sich auf Nischen konzentrieren – und dort aber richtig gut sein, rät Bris.
Als Beispiel nennt der Professor das Thema Blockchain: «Das Land müsste als Ganzes eine Vision entwickeln, wie es in der Welt als `Crypto Valley' wahrgenommen werden möchte.»
Ein weiterer Faktor gefährde den fünften Rang der Schweiz ernsthaft: Talent. Respektive der Mangel hier.
Das Alpenland könne noch immer hochqualifizierte Arbeitskräfte anziehen, sagt Bris: «Es rutscht aber immer weiter ab, weil der Markt nicht genug offen ist.» So würden Einschränkungen bei der Zuwanderung einen «Rückschlag für die digitale Transformation» bedeuten.
IMD | World Digital Competitiveness Ranking 2019 | September 2019.
Dazu komme der Aspekt des Kapitals: 95 Prozent der Investitionen im Feld von Künstlicher Intelligenz würden laut Bris in den USA und China gemacht. «Warum nicht auch in der Schweiz?», fragt der Professor.