Berlin hat sich bei Kaffeeliebhabern längst als weltweiter Impulsgeber etabliert. Viele neue Cafés sind entstanden und haben Raum für Experimente geschaffen. Auch das das 2013 gegründete Startup Bonaverde hat diesen Geist erfasst: Ursprünglich wollten die Gründer Kaffeemaschinen verkaufen, die zugleich rösten und brühen. Das hat aber nicht wirklich funktioniert.
Jetzt will Bonaverde aber mit einer neuen Idee den Markt aufmischen, wie die «Lebensmittelzeitung» schreibt: Überall in Berlin Kaffee trinken – und zwar gratis. Zumindest für die Mitglieder des Urban Coffee Clubs. Diesen hat das Startup vor einigen Tagen ins Leben gerufen. Völlig konstenlos sind die Kaffees natürlich nicht, aber als Flatrate gibt es keine Grenzen für Kaffeeliebhaber. Adieu, 10er-Stempelkarte für Kaffee.
«Wir möchten eine Art Spotify für Kaffee in der Innenstadt sein», sagt Alexander Greif, Operating Officer bei Bonaverde gegenüber der «Lebensmittelzeitung». Der tägliche Kaffee im Abomodell soll Leuten helfen, schnell und einfach ihren Kaffee in verschiedenen Läden zu erhalten.
Für 7 Euro pro Woche gibt es einen Kaffee täglich, für 10 Euro erhalten die Mitglieder sogar eine Flatrate. Das heisst, so viel Kaffee pro Tag wie man will. Einlösbar bei den Kaffeeläden, die sich am «Urban Coffee Club» beteiligen.
Mittlerweile hat Bonaverde schon über 100 Läden als Partner gewonnen. Greif argumentiert so: «Seien die Leute erstmals im Laden, würden sie auch noch andere Produkte kaufen.» Bonaverde verhandelt auch mit grösseren Unternehmen, die ihren Mitarbeitern einen Ausser-Haus-Kaffee «ausgeben» möchten.
Und will damit wohl die Idee des «All you can drink» in einer Art weiterverbreiten, die der Bekanntheit seiner Firma nützt.
Valora setzte die Idee bereits befristet um
Brutto-Bechern ohne Limite: Eine solche Kaffee-Flatrate könnte auch gut zum hiesigen Publikum passen. Immerhin gelten die Schweizer gemäss einer Erhebung von Statista bezüglich Koffein als wahre Kampftrinker. Die Schweizer konsumieren über sechs Kilogramm pro Jahr. Oder wie CafetierSuisse ausgerechnet hat: Drei Tassen sind es pro Tag oder 1'110 im Jahr – damit werden sie in der globalen Rangliste der Kaffeetrinker nur noch von Norwegen (weltmeisterliche 1'315 Tassen) und den Deutschen (1'246) geschlagen.
Ein zweiter strategischer Fit: Eine «All you can drink»-Flatrate passt hervorragend zum Trend der «Subscription Economy». Also zur Tendenz, dass Konsumenten in aller Welt neuerdings gerne einzelne bevorzugte Produkte oder Dienstleistungen mit unbeschränkten Zugriffsmöglichkeiten im Abo (Subscription) beziehen.
Tatsächlich wurde die Idee einer Kaffee-Flatrate hierzulande schon umgesetzt. Vom Retail-Konzern Valora, der letzten Winter in seinen aktuell 31 Caffé-Spettacolo-Filialen eine Flatrate promotete: «Kunden konnten im Dezember für hundert Franken einen hochwertigen Mehrwegbecher kaufen und diesen in der Folge während des ganzen Januars in den Caffè-Spettacolo-Verkaufsstellen gratis mit Heissgetränken befüllen lassen», berichtet ein Valora-Sprecher.
Unlimitiertes Nachladen ja – aber nur im Januarloch
Diese Aktion sei «gut aufgenommen» worden und werde deshalb im kommenden Winter wiederholt. Valora betont aber, dass es sich dabei um eine temporäre Aktion handle, «etwas Dauerhaftes in dieser Art ist derzeit weder bei Caffè Spettacolo noch bei den anderen Valora-Formaten geplant.»
Wie viele Kunden wie oft wie viel getrunken haben, will man bei Valora allerdings nicht verraten. Deshalb kann eine Spekulation darüber, ob die Kampftrinker wohl zu sehr gemehrwegbechert hatten, nur eines sein: Kaffeesatz lesen.