BILANZ: Herr Gutenberg, Sie waren bis vor kurzem selber in Facebook investiert. Wird der Börsengang einen neuen Internetboom auslösen?
Daniel Gutenberg: Wir erleben schon seit einiger Zeit einen neuen Internetboom. Der Unterschied zum Jahr 2000: Es ist ein Boom, aber es ist keine Blase.
Welche Folgen für die Webszene wird der Börsengang haben?
Das ist zweifellos ein grosser Motivator für viele junge Leute, sich selbständig zu machen und ein Internet-Start-up zu gründen.
Weil Zuckerberg mit 27 Jahren zigfacher Milliardär wird?
Ja, das Monetäre ist das eine. Das andere sind Erfolg und Macht. Und das Versprechen eines Lebens als Partygänger, wie es im Film «The Social Network» dargestellt wurde – auch wenn es nicht unbedingt der Wahrheit entspricht. Auf junge Leute, die sich überlegen, was sie mit ihrem Talent anfangen sollen, übt das Image des erfolgreichen Jungunternehmers eine hohe Anziehungskraft aus.
Bis in die Schweiz?
Ohne Zweifel strahlt das bis in die Schweiz aus. Ich merke es jetzt schon: Ich bekomme viel mehr Businesspläne von jungen Leuten als in den letzten Jahren. Früher sammelte man erst mal Berufserfahrung, bevor man an eine eigene Firma dachte. Jetzt wollen immer mehr Leute direkt nach der Schule oder der Uni ihr eigenes Unternehmen gründen.
Wird ein erfolgreicher Börsengang von Facebook es einfacher machen für Schweizer Start-ups, Investoren zu finden?
Ich glaube nicht, dass das einen grossen Unterschied macht. Es ist in der Schweiz bereits heutzutage relativ einfach, Geld zu finden, wenn das Konzept und das Team überzeugen.
Wird der Börsengang ein Erfolg?
Das erwarte ich. Die erwartete Bewertung von 100 Milliarden Dollar ist absolut möglich.
Soll man also beim Börsengang Facebook-Aktien zeichnen?
Nicht sofort, da sollte man ruhig ein bisschen abwarten. Gut möglich, dass der Kurs in den ersten beiden Wochen fällt, dann kann man immer noch einsteigen.