Damit ein neues Gerät Einzug in den Alltag hält, muss es mehr sein als nur schön. Es muss so praktisch sein, dass der Griff zum Vorgänger sich erübrigt. Es muss so viel schneller, einfacher, komfortabler sein, dass das bisher verwendete Modell dem Nutzer sperrig und umständlich erscheint. Und er es immer öfter links liegen lässt.

Diesen Anspruch erhebt das iPad Pro, Apples Riesen-Tablet mit einer Bildschirmdiagonale von 12,9 Zoll, das ab heute in den Schweizer Stores steht. Apple hat es als einen vollständigen Ersatz für den Laptop lanciert. Mit Hilfe des Apple Pencil, einer Akku-Laufzeit von zehn Stunden, doppelt so schneller Prozessorleistung wie beim Vorgänger und einem hochauflösenden Retina-Display will der Konzern das Tablet zum wichtigsten Werkzeug für alle mobil Arbeitenden machen.

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Was nützt das Gerät im Geschäftsalltag?

Nicht in jeder Branche wird es dabei notwendig sein, am Tablet Häuser zu entwerfen oder aufwendige Grafik-Landschaften zu designen, wie es die für das Pro optimierten Apps UMake und Procreate anbieten. Was nützt das Gerät also denen, die Laptop und Tablet bisher vor allem zum Lesen, Schreiben, Surfen, zur Datenverarbeitung und Ausarbeitung von Präsentationen verwendet haben, sprich: Wie bewährt sich das iPad Pro im Geschäftsalltag?

Was zuerst auffällt: Ja, 12,9-Zoll-Bildschirmdiagonale sind gross. Und auch wenn es gut in der Hand liegt: Mit einem Gewicht von 713 Gramm bringt es eben mehr als anderthalb Mal so viel auf die Waage wie das Air 2.

Ernsthaftes Arbeiten am geteilten Bildschirm

Die Dimensionen des Bildschirms erlauben ernsthaftes Arbeiten, zumal bei einer Akku-Laufzeit von zehn Stunden in Benutzung. Hier braucht sich das iPad nicht mehr hinter einem Laptop zu verstecken. Der geteilte Bildschirm, den Apple mit iOS 9 eingeführt hat, macht hier jetzt wirklich Sinn, zwei Anwendungen finden locker nebeneinander Platz. Die Suche im Menü ist über die Command-Taste oder den Home-Button ausserdem komfortabel.

Schade ist, dass nicht zweimal die gleiche Anwendung nebeneinander geöffnet werden kann – zweimal Safari, zum Beispiel. Dann würde das iPad Pro dem Arbeiten an zwei Bildschirmen schon ziemlich nahe kommen.

Office kostet jetzt

Das Arbeiten mit Office-Programmen, sei es Word oder Powerpoint, ist ebenfalls vergleichbar mit der Bedienung am Laptop. Allerdings sind die Microsoft-Dienste auf dem iPad Pro nicht länger kostenlos. Der Kauf eines Microsoft-365-Paketes ist nötig.

Ein Knackpunkt für den Einsatz des Tablets als Alternative zum Laptop ist die Verwendung mit Tastatur. Angenehm ist, dass mit der neuen Tablet-Generation die Tastatur nicht mehr über Bluetooth verbunden werden muss. Sie wird schlicht an der Seite des iPads angeklippt. Allerdings braucht das richtige Falten des integrierten Smart Covers etwas Übung, damit das 700-Gramm-Tablet sicher steht.

Beim Arbeiten mit der Tastatur hat Apple die Funktionalitäten des Touch Screens besser integriert als bisher. Der Nutzer scrollt nicht nur durch Menü und Anwendungen über Berührung am Bildschirm. Bei der Textbearbeitung etwa bietet das Pro die Auswahl von Schrift und Formaten per Schnellauswahl am unteren Bildschirmrand. Diese Befehle können zugleich über die Command-Taste auch per Tastatur aufgerufen werden. Schönheitsfehler: Bisher gibt es die Apple-Tastatur nur in der US-Ausgabe. Eine Schweizer Tastatur bietet Logitech.

Arbeiten mit Tastatur ausbaufähig

Ob die Kombination von Touch Screen und Tastatur gefällt, ist wohl Geschmacksfrage. Einige Funktionen sind über den berührungsempfindlichen Bildschirm nach wie vor umständlicher – etwa das Markieren von Text. Mancher Nutzer wird seine Maus oder das Track Pad vom Mac vermissen.

Was bietet dafür der Apple Pencil, die eigentliche Neuheit beim iPad Pro? Zunächst einmal: Man sollte das gute Stück besser nicht verlegen, bei einem Preis von 109 Franken. Den digitalen Stift zu nutzen, ist auch für Zeichenungeübte ein Vergnügen. Wer sich noch mit Grausen an die ersten Smartphones mit Stift erinnert und das mühselige Mehrfach-Tippen: Mit dem Apple Pencil ist Schreiben in Echtzeit möglich. Eine Verzögerung ist nicht mehr zu spüren, der Stift reagiert ausserdem auf die Stärke des ausgeübten Drucks. Schön ist auch, dass er nach 15 Sekunden Ladezeit eine halbe Stunde hält. Bei voller Ladung reicht der Akku für zwölf Stunden.

Bearbeiten von E-Mails mit dem Pencil

Nützlich im Geschäftsalltag kann hier vor allem eine Funktion werden: Der Nutzer kann PDF-Dokumente und Bilder in zugesandten E-Mails mit dem Stift komfortabel handschriftlich ergänzen oder Wichtiges farbig markieren und bearbeitet zurücksenden.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das iPad Pro in vielen Bereichen beeindruckt und der Umgang damit und mit dem Pencil Spass macht, es aber noch kein vollwertiger Laptop-Ersatz ist. Dazu ist das Arbeiten mit Tastatur und Touch Screen noch immer zu umständlich. Vor allem spielt hier der Preis eine Rolle: Das Pro kostet in der Schweiz für das 32-Gigabyte-Wi-Fi-Modell 899 Franken, für das 128 Gigabyte-Modell mit Sim-Karte werden 1229 Franken fällig.

Abschied vom Lesen im Bett

Hier zählt auch, dass der Nutzer beim Pro wohl von einigen liebgewonnenen Tablet-Gewohnheiten Abschied nehmen dürfte. Für das Lesen im Bett zum Beispiel ist das Gerät einfach recht schwer. Dafür allerdings ist das Filme schauen dank des hochauflösenden Displays ein Genuss.

Derzeit mag sich die Anschaffung des Pro für viele noch nicht lohnen. Es ist fraglich, ob es die Rettung für die schwächelnden iPad-Verkäufe des US-Giganten darstellt. Trotzdem bietet das Riesen-Tablet von Apple einen Blick in die Zukunft: Dass sich wohl bald alle für das Arbeiten nötigen Funktionen in einem mobilen Gerät mit Touch-Display vereinen lassen.