An den herkömmlichen Aktienmärkten wäre jetzt wohl von der «Hausfrauenrallye» die Rede: Die Kurse schiessen durch die Decke, jeder und jede hört davon und will sich auch noch ein Stück vom Kuchen abschneiden. «Fomo – fear of missing out», die Angst, den Boom zu verpassen, nennt Kryptoexperte Rino Borini (51) einen Treiber der aktuellen Bitcoin-Rekordjagd: «In den letzten Tagen habe ich Dutzende von Telefonaten erhalten, immer mit der gleichen Frage: Soll ich jetzt auch noch einsteigen?»
Einfache Frage, schwierige Antwort. Klar ist nur: Im Moment geht es rasant nach oben mit Bitcoin. Der Kurs der Kryptowährung hat erstmals die Marke von 80'000 Dollar (rund 70'000 Franken) überschritten und kletterte am Sonntag bis gegen 13 Uhr auf die neue Rekordmarke von 80'116 Dollar.
Und am Montag setzte sie die Rekordjagd fort. Auf der Plattform Bitstamp stieg der Bitcoin kurz vor dem Mittag auf über 82'000 Dollar. Damit hat sich der Wert seit dem Januar-Jahrestief von 38'500 Dollar mehr als verdoppelt. Auch andere Kryptowährungen haben deutlich an Wert zugelegt.
Nach dem Sieg von Donald Trump (78) bei der US-Präsidentschaftswahl hatte die Kryptowährung am Mittwoch erstmals die Schwelle von 75'000 Dollar übersprungen und damit den bisherigen Rekord von 73'797,98 Dollar, der im März erreicht worden war, gebrochen.
Korrekturen werden kommen
Derzeit spricht einiges fundamental für Bitcoin, nicht nur die Ankündigung von Trump im Wahlkampf, er wolle die USA zum weltweiten Zentrum «für Krypto und Bitcoin» machen. «Grundsätzlich werden die USA immer kryptofreundlicher», erklärt Borini. «Dazu kommen jetzt neben dem Trump-Effekt der zunehmende Erfolg der Bitcoin-ETF und die jüngste Zinssenkung der US-Notenbank.» Sinken die Zinsen, beginnen Investoren damit, nach lukrativeren Anlagemöglichkeiten Ausschau zu halten.
Einiges spricht dafür, dass der Boom noch eine Weile anhalten könnte: «Viele grosse Investoren, wie zum Beispiel amerikanische Pensionskassen, sind noch gar nicht auf den Zug aufgesprungen», so Borini.
Andererseits braucht, wer in Bitcoin oder andere Kryptowährungen investiert, starke Nerven und einen langen Atem – so wie bei den meisten Investitionen in einzelne Aktien, Währungen oder Edelmetalle. «Es wird zu Korrekturen kommen», mahnt Borini. «Starke Einbrüche von 20, 30 oder noch mehr Prozent gehören bei Bitcoin einfach dazu.» Da hilft dann nur: Augen zu und durch – und die Korrektur aussitzen.
Dieser Artikel erschien zuerst bei Blick.ch unter dem Titel «Bitcoin-Höhenflug ist nicht zu bremsen».