Er war alt, hatte Arthritis, und eine Tête-à-Tête-Begegnung zu seinen Lebzeiten wäre für das menschliche Gegenüber absehbar schlecht ausgegangen – denn Apex war ein grosser und passionierter Fleischfresser, der vor rund 150 Millionen Jahren lebte.
Die sterblichen Überreste des Stegosauriers sorgten im Juli dieses Jahres für einen Preisrekord auf dem Fossilienmarkt: Für 46,6 Millionen Dollar sicherte sich der Hedgefondsmilliardär Ken Griffin auf einer Sotheby’s-Auktion in New York den Zuschlag für das rund 8 Meter lange und 3,5 Meter hohe Skelett der Urechse. Damit ist Apex aktuell das teuerste Fossil, das jemals auf einer Auktion verkauft wurde.
Fakt ist: Das Interesse an gut erhaltenen Fossilien ist weltweit gross, und auch immer mehr Privatleute – darunter Prominente wie Nicolas Cage und Leonardo DiCaprio – entdecken für sich diesen speziellen Nischenmarkt, der sich in Körperfossilien (Lebewesen), Pflanzenfossilien (Steinkerne) und Spurenfossilien (Abdrücke, Fress-, Brut- und Kotspuren) unterteilt. «Besonders in den letzten paar Jahren ist die Nachfrage nach hochwertigen Fossilien deutlich gestiegen und hat die Preise in die Höhe getrieben, wobei vor allem Dinosaurierfossilien sehr beliebt sind», sagt Frédéric Lacombat, Experte für Fossilien bei der niederländischen Auktionsplattform Catawiki. Selbst einzelne Zähne knacken auf Auktionen oft die 10'000-Dollar-Marke.
Für Rückenwind haben dabei Schlagzeilen von spektakulären Funden und lukrativen Verkäufen gesorgt, wie etwa jener eines Tyrannosaurus-Rex-Skeletts («Stan»), das im Oktober 2020 für über 31 Millionen Dollar an Abu Dhabi ging und aktuell Platz zwei der teuersten, jemals versteigerten Fossilien belegt. Auch der Verkauf eines weiteren T-Rex-Skeletts im April 2023 durch das Auktionshaus Koller war besonders. Zwar spülte dieses «nur» 5,5 Millionen Franken in die Kasse, dafür besitzt es aber Premierenstatus als das erste jemals in Europa versteigerte T-Rex-Skelett.
Einkalkulierte Repliken
Natürlich sind Millionengebote am Fossilienmarkt die Ausnahme. In der Regel werden sie für seltene, grosse, gut und möglichst vollständig erhaltene Wirbeltierfossilien gezahlt. Zudem können ästhetische Aspekte eine Rolle spielen, ebenso wie die Bergungsgeschichte, die Provenienz und gut ausge-führte Replikrestaurationen. Wichtig zu wissen: Gerade bei grossen Dinosauriern ist es gängige Praxis, fehlende Knochen künstlich nachzubilden. Zwar werden immer mal wieder gut erhaltene Skelette gefunden. Vollständig erhalten sind sie aber nie. Auch von Apex liessen sich nur noch 254 von den ursprünglich rund 320 Knochen auffinden.
Facettenreicher Markt
Die gute Nachricht: Der Fossilienmarkt ist sehr vielseitig und bietet auch für den kleinen Geldbeutel viele Kaufmöglichkeiten. Vor allem kleinere und häufig aufgefundene Fossilien wie Ammoniten, Haifischzähne, Krebse, Muscheln oder Schnecken sind oft schon für geringe zweistellige Franken-Beträge bei Spezialhändlern oder Onlineshops wie Brookit.ch, Gasser-Minerals.com, Mineralienversand.ch, Fossga-shop.de oder Fossilien.de erhältlich. Allerdings sind hier auch keine signifikanten Preissteigerungen zu erwarten.
Anders sieht das bei selteneren Funden aus, wie fossil erhaltenen Haiskeletten oder Fossilien, die dem Urvogel Archaeoptery ähnlich sind. Hier werden eher fünf- oder sogar sechsstellige Beträge fällig. Abgelaufene Auktionsergebnisse können eine gute Orientierungshilfe bieten, um die Preise für einzelne Fossilien besser einschätzen zu können.
Stolperfallen vermeiden
Da der Fossilienmarkt ein Eldorado für Fälscher und dubiose Händlerinnen ist, sollte man sich gut informieren und bei seriösen Adressen kaufen – gerade wenn es um hochpreisige Relikte geht. Hierzu zählen Auktionshäuser wie Sotheby’s, Christie’s, Bonhams, Drouot, Heritage Auctions und Koller Auktionen sowie etablierte Fachhändler und Spezialgeschäfte.
Besonderes Augenmerk sollten Käufer und Käuferinnen zudem auf einen verifizierten Fundort-, Herkunfts- und Besitznachweis legen. «Das ist wichtig, um die Authentizität und den legalen Erwerb der Fossilien zu belegen», sagt Catawiki-Experte Frédéric Lacombat.
Sind sie nicht oder falsch belegt, kann dies dazu führen, dass der Käufer das Fossil an die rechtmässige Eigentümerin zurückgeben muss. Diese Erfahrung machte Nicolas Cage, der einen im Jahr 2007 ersteigerten Saurierschädel acht Jahre später retournieren musste, da es sich um Diebesgut handelte.
Hoch volatiler Wachstumsmarkt
Wer Fossilien kauft, kauft sich ein Stück Zeitgeschichte. Als gezielte Wertanlage eignen sie sich aber nur bedingt. Zwar gibt es bei einzelnen Objekten grössere Preissprünge nach oben. Insgesamt ist der Markt aber hoch volatil, und neue Funde, politische und ökonomische Umstände können die Preisparameter schnell verändern. Dazu kommt, dass alle Fossilien, die in Privatsammlungen verschwinden, der Wissenschaft verloren gehen, was gerade bei sehr seltenen Exponaten schade ist. Das dachte sich wohl auch Hedgefondsmilliardär Griffin: Berichten zufolge will er Apex einem US-Museum als Leihgabe zur Verfügung stellen.
Dieser Artikel ist im Millionär, dem Magazin der «Handelszeitung», erschienen (Oktober 2024).