Die stetige Suche nach billigen Aktienmärkten mit steigenden Gewinnaussichten für Unternehmen und eine zugrundeliegende gesunde und florierende Wirtschaft entpuppt sich als äusserst schwieriges Unterfangen. Meist muss man Abstriche bei einem oder mehrerer der vorgenannten Faktoren in Kauf nehmen. Denn die «eierlegende Wollmilchsau», so der Volksmund, gibt es auch bei Aktien nicht.
Matthias Jenzer ist CIO beim unabhängigen Vermögensverwalter Quilvest (Switzerland).
Ein Markt, welcher seit längerer Zeit wieder in den Vordergrund rückt, ist Vietnam. Nach einer zwischenzeitlichen Hausse im Jahre 2018, getrieben von Neuemissionen und entsprechenden Kapitalflüsse in den Aktienmarkt, tendiert der Markt seitwärts. Tatsächlich musste Vietnams Wirtschaft seither einige Schläge verkraften.
Nebst der sich ausbreitenden Schweinepest aus China waren auch die Ernten aus der Agrarwirtschaft eher dürftig, was sich negativ auf die Haushaltseinkommen auswirkte. Hinzu kam der vermehrte Fingerzeig seitens den USA, China würde Vietnam als tariffreie Exportzone missbrauchen.
Trotz alldem gab sich Vietnams Wirtschaft keine Blösse und zeigte auch in solchen Zeiten ein Wachstum von sieben Prozent. Ein klares Indiz, dass Vietnams Transformation weg von einer reinen Agrarwirtschaft hinzu einer ernstzunehmenden Herstellungs- und Serviceplattform weiter voranschreitet.
Corona Ängste drücken den Markt
Im Moment ist die Sorge um eine Corona-Pandemie in aller Munde. Während für westliche Aktienmärkte sich jegliche Negativszenarien in Rauch aufgelöst haben, leiden die asiatischen Märkte, insbesondere China und Vietnam, weiterhin unter dem Virus. Zählt man das gesamte letzte Jahr hinzu, so tendierte der vietnamesische Aktienmarkt praktisch unverändert.
Dies trotz guter Wirtschaftslage, florierender Unternehmensgewinne und ein genereller Boom an den Aktienmärkten weltweit. Das Risiko einer anhaltenden Pandemie bleibt bestehen. Wir rechnen jedoch mit einer allmählichen Stabilisierung der Lage. Die Aktienbewertungen sind zurück auf dem Stand wie vor sechs Jahren und zeigen zur internationalen Konkurrenz enorm grosse Lücken auf.
Bewertungslücken, die es aufzuholen gilt!
Der landesweite Reformprozess, trotz diverser Hürden, schreitet voran. Der Entscheid des Premierministers im Sommer letzten Jahres, bis Ende 2020 Privatisierungen wieder zu forcieren, könnte den Aktienmarkt wieder in den Fokus internationaler Investoren rücken und einen erneuten Investitionsfluss lancieren. Die IPO Pläne für das laufende Jahr beinhalten ein vielschichtiges Angebot, von grossen Telekommunikationsfirmen, Chemieunternehmen, Elektrizitätswerke, Reiseunternehmen, Hotellerie, Banken bis hin zu diversen grossen Agrarunternehmen ist alles dabei!
Es droht dasselbe wie vor drei Jahren – der Beginn einer andauernden Hausse…