Der Übernahmekampf um die Luxushotelgruppe Victoria-Jungfrau gewinnt an Heftigkeit. Im Oktober bot der Privatklinikbetreiber Aevis 250 Franken pro Aktie. Dann sprang Swiss Private Hotel auf; diese gehört der Manz Privacy Hotels, die unter anderem das Hotel St. Gotthard in Zürich führt. Inzwischen hat die von Ljuba Manz präsidierte Gruppe ihr Gebot auf 310 Franken aufgepeppt. Ich bin gespannt, ob der Aevis-VR-Delegierte Antoine Hubert nochmals nachbessert. Dabei ist die vier Erstklasshäuser umfassende Victoria-Jungfrau-Gruppe – davon stehen nur zwei Hotels in Eigenbesitz – bereits mit dem gebotenen Preis von 87 Millionen heillos überbezahlt. Wundern tut mich auch, weshalb nicht schon Mitte 2013 ein Angebot auf den Tisch kam, als die Aktien noch weit unter 200 Franken kosteten.

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In der Top-Hotellerie der Schweiz ist kein Blumentopf zu gewinnen. Zwar nennen manche unter den 300 Reichsten der Schweiz Luxushotels ihr Eigen – aus purer Liebhaberei, sicher nicht der Rendite wegen. Schweizer Hotelaktien gehören denn auch zu den Liebhaberwerten. Zumal die ausnahmslos an der OTC-X der Berner Kantonalbank gehandelten Titel keine Börsenheuler sind. An Boden verloren haben über die letzten zwei Jahre die Aktien Waldhaus Flims Mountain Resort, Dolder Hotel in Zürich oder Hof Weissbad. Seitwärts tendierten Grand Resort Bad Ragaz, Sunstar, Bad Schinznach, Seiler Hotels Zermatt und Suvretta House St. Moritz. Lediglich die Titel von Beau-Rivage Palace in Lausanne und Cresta Palace in Celerina vermochten leicht zuzulegen. Wer sich nicht mit Goodies wie Übernachtungsgutscheinen zufriedengeben mag, sollte bei Schweizer Hotelaktien nicht einchecken.

Gut gebucht. Etwas besser in Sachen Performance sieht es bei internationalen Hotelaktien aus. Gerade die führenden Ketten haben die vollen Betten der letzten Jahre dazu genutzt, ihre Häuser auf Vordermann zu bringen. Insbesondere die Betreiber von Vier- und Fünfsternehäusern erfreuen sich dank der zunehmenden Touristenströme aus Asien, Osteuropa und Südamerika eines guten Zuspruchs. Das nutzten einige Ketten für den Börsengang. So lud Hyatt 2009 zum IPO ein, seither legten die Papiere 70 Prozent zu. Vergangenen Herbst versuchte es die auf die USA fokussierte Extended Stay America: Gegenüber dem Ausgabepreis legten die Titel gut ein Viertel an Wert zu.

Hilton als jüngster Börsenneuling dagegen hat noch keine dicken Stricke zerrissen. Unter den seit langem kotierten Hotelketten stechen über die letzten Jahre lediglich Marriott und Intercontinental mit saftigen Kursgewinnen von 300 respektive 350 Prozent hervor. Nun sind nicht nur diese beiden Valoren, sondern Hotelaktien generell satt bewertet.

Roche oder Novartis? «Es ist keine Kunst, Roche zu empfehlen», beschied mir kürzlich ein Bankenanalyst. Stimmt. Wer im Sommer 2011 in die Aktien des Basler Pharmakonzerns eingestiegen ist, hat seither mehr als 110 Prozent verdient. Die Valoren des Konkurrenten Novartis legten in derselben Periode 80 Prozent zu, das Börsenbarometer SMI reüssierte um 70 Prozent. Auch im Zehnjahresvergleich schwingt Roche klar obenaus. Schon eher eine Kunst zu sein scheint es für viele Anleger, auch langfristig auf Roche zu setzen. Es fällt auf, dass gerade diese Blue Chips subito unter Druck geraten, wenn sich nur schon leichte Verunsicherung breitmacht. Wie vor wenigen Tagen; als der Konzern die Zahlen für 2013 präsentierte, zeigten sich die Investoren enttäuscht. Massenhaft stiegen sie aus, die Aktien verloren sogleich 2,3 Prozent. Als sich im Verlauf der Börsensitzung die Erkenntnis durchsetzte, dass die Zahlen halt doch nicht so schlecht sind, gewannen die Valoren wieder 6,7 Prozent. Wohlgemerkt, jedes Prozent an Kursveränderung entspricht einem Börsenwert von zwei Milliarden Franken.

Dabei hat Roche einen Rekordgewinn ausgewiesen. Und auch für dieses Jahr stellt CEO Severin Schwan ein deutliches Umsatz- und Ertragswachstum in Aussicht. Für mich gehören Roche in jedes Portefeuille. Die Basler beweisen auch über längere Zeiträume viel Dynamik, und die hohen Forschungsausgaben schlagen sich laufend in neuen Medikamenten nieder, die das Zeug zu Blockbustern haben. Und Novartis? Die Titel des Konkurrenten sind günstiger bewertet und rentieren leicht mehr. Dennoch räume ich Roche die besseren Kurschancen ein. Wobei – attraktiv sind letztlich beide Papiere.

Bildstörungen. Der Elektronikkonzern Philips ist mit Glühlampen gross geworden. 60 Jahre nach der Gründung stieg die Firma ins TV-Geschäft ein. Jahrzehntelang brachte dieser Bereich flimmerfreie Gewinne. Dann verschlief Philips den technologischen Anschluss, die asiatische Konkurrenz zog davon; beim holländischen Unternehmen sorgten fortan Bildstörungen bei den Fernsehern für tiefrote Zahlen. Probleme bereiteten auch weitere Geschäftsbereiche. Seit der Jahrtausendwende wird restrukturiert, umgebaut, fokussiert. Der Mitarbeiterbestand wurde auf 118 000 Personen fast halbiert, der Umsatz schmolz im selben Ausmass auf noch 23,3 Milliarden Euro. Trotz Radikalkur blieben Ertragsfortschritte aus.

Das änderte sich erst, als vor drei Jahren Frans van Houten auf dem Chefsessel Platz nahm. Der 53-Jährige räumt seither konsequent auf und zieht Sparprogramme durch. Den radikalsten Schnitt setzte er im TV-Geschäft an. Zuerst wurde der Verlustbringer in ein Gemeinschaftsunternehmen mit der taiwanesischen TPV Technology ausgelagert und vor wenigen Tagen endgültig versilbert. Seit einigen Monaten geht es bei Philips wieder aufwärts; 2013 hat sich das Ebit verdreifacht, unter dem Strich fiel endlich wieder ein Gewinn an. Für dieses Jahr gibt sich van Houten zwar zurückhaltend. Analysten bescheinigen dem Konzern, der nun auf die Geschäftsfelder Medizinische Systeme, Licht sowie Konsumelektronik setzt, mittelfristig wieder deutliche Wachstumsraten. Die Aktien haben im Vorfeld des Turnarounds kräftig zugelegt, sind aber mit einem für 2014 geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 14,9 nicht überbewertet. Wer Zeit und etwas Mut aufbringt, sollte auf Philips setzen.

Frank Goldfinger ist der anonyme Börsenspezialist der BILANZ.
Schreiben Sie ihm an: bahnhofstrasse@bilanz.ch.