- Der Wert des freiwilligen Sparens in der Schweiz hat sich seit 1995 fast verdoppelt, und ETFs sind dabei besonders bei der jüngeren Generation eine beliebte Anlagestrategie.
- ETF-Sparpläne bieten Flexibilität, niedrige Kosten und die Chance auf langfristige Renditen, wobei passive ETFs für ihre Einfachheit und aktive ETFs für potenziell höhere Renditen geschätzt werden.
- Smart-Beta-ETFs nutzen gezielte Faktoren, um risikobereinigte Renditen zu maximieren, und eignen sich ebenfalls gut für Sparpläne durch ihre breite Investitionsausrichtung.
Die Schweiz ist eine Sparnation? Laut Volkswirtschaft, einer Plattform für Schweizer Wirtschaftspolitik, hat sich der Wert des sogenannten freiwilligen Sparens von 8,5 Prozent im Jahr 1995 auf 16,3 Prozent im Jahr 2022 erhöht. Doch wie legen Sparende ihr Vorsorgegeld gut an? Eine beliebte Form, gerade unter den jüngeren Generationen, ist das ETF-Sparen. Die Vorteile sind vielfältig. Bereits mit geringen monatlichen Beträgen bietet sich Anlegerinnen und Anlegern die Chance, über die Jahre eine beachtliche Rendite zu erzielen und Vermögen aufzubauen. Zudem kann der Sparbetrag frei gewählt und jederzeit verändert werden. Bereits geringe Sparbeträge ab 50 Franken sind sinnvoll. Der Zinseszinseffekt macht sich besonders bei langen Sparzeiten bemerkbar. Werden die erwirtschafteten Erträge wieder automatisch angelegt, erhöht sich das Kapital und ermöglicht auf diese Weise, weitere Rendite zu erwirtschaften. Und ETFs sind sehr kosteneffizient.
Giovanna Cilia ist für die ETF Distribution in der Schweiz bei Franklin Templeton zuständig.
Ein Rechenbeispiel: Bei einem Anfangskapital von 1000 Franken, einer monatlichen Sparrate von 250 Franken und einer angenommenen durchschnittlichen jährlichen Rendite von 5 Prozent sind nach fünf Jahren bereits 18’284 Franken angespart. Nach zehn Jahren sind es rund 40’000 Franken, nach zwanzig Jahren über 105’000 Franken, und wer viel Zeit hat, verfügt nach 25 Jahren über 152’000 Franken.
Ein ETF-Sparplan ist eine relativ einfache Methode zur Altersvorsorge. Es ist eine langfristige Anlagestrategie, die durch regelmässige Investitionen in ETFs realisiert wird. Um einen ETF-Sparplan zusammenzustellen, sind ein paar wesentliche Schritte zu beachten: Wie immer bei Anlageentscheidungen sollten zunächst die eigenen Anlageziele (Studium, Familienplanung, Rentenalter etc.) und das Risikoprofil klar definiert werden. Dabei ist es wichtig, auf die Methodologie des ETFs (Marktkapitalisierung, Sektoren, Smart Beta), die Anlagestrategie (passiv oder aktiv) und die geografische Ausrichtung (diversifiziert oder auf einzelne Regionen) zu achten. Die Höhe und die Frequenz der Einzahlungen können je nach Liquidität individuell festgelegt werden. Ein Vergleich der Gesamtkostenquote (Total Expense Ratio, TER) der ETFs und der Handelsgebühren des Brokers oder der Brokerin hilft, die Kosten zu minimieren.
Doch unterscheiden sich die angebotenen Produkte in einigen Punkten:
Passiv: Der Klassiker
Passive ETFs, auch Index-Tracker genannt, bilden ohne Einschreiten eines Portfoliomanagers – eben passiv – einen bestimmten Index nach. Dabei kann es sich um geografische Regionen handeln wie zum Beispiel einzelne Länder, mehrere Länder, oder es stehen unterschiedliche Sektoren zur Auswahl. Da passive ETFs lediglich einen Index nachbilden, sind die Verwaltungsgebühren in der Regel geringer als diejenigen von aktiven Fonds. Sie ermöglichen eine diversifizierte Investition in eine Vielzahl von Märkten und Sektoren mit nur einem Produkt und mit tiefer Mindestinvestitionsgrösse. Der Hauptvorteil passiver ETFs liegt in ihrer Einfachheit und Transparenz.
Aktiv: Potenzial für höhere Rendite
Aktive ETFs sind Fonds, bei denen Portfoliomanager Anlageentscheidungen auf Basis von Analysen treffen. Das Ziel besteht darin, die Rendite durch die aktive Auswahl von Wertpapieren zu maximieren. Mit einem aktiv gemanagten ETF können Anlegerinnen und Anleger von der Expertise der Investmentmanager und den Vorteilen eines ETF-Instruments gleichzeitig profitieren. Der besondere Pluspunkt aktiver ETFs liegt in der Möglichkeit, auf Marktveränderungen durch den Kauf und Verkauf von Titeln zu reagieren. Somit hat der Fondsmanager die Freiheit, ohne einer zuvor festgelegten Indexzusammensetzung zu agieren, um bessere Renditen zu erzielen und Risiken zu minimieren, was ein passiver Ansatz nicht wahrnehmen könnte.
Was an Smart Beta «smart» sein kann
Smart-Beta-ETFs sind darauf ausgelegt, die Investitionen nach Kennzahlen statt nach Marktkapitalisierung auszurichten. Dabei werden für die Indexmethodologie bestimmte Attribute, sogenannte «Faktoren» wie Kapitalrenditen von qualitativ hochwertigen Unternehmen, Dividendenzahlungen, tiefe Volatilität oder unterbewertete Aktien usw. kalkuliert. Diese Faktoren ermöglichen es, aus einem kapitalisierungsgewichteten Index die Wertpapiere zu identifizieren, die aufgrund ihrer Merkmale potenziell höhere risikobereinigte Renditen erreichen können. Bei hoher Marktvolatilität weist beispielsweise ein ETF, der Titel mit tiefer Volatilität beinhaltet, in der Regel eine stabilere Performance auf. Beim Faktor Momentum hingegen profitieren ETFs insbesondere von stark steigenden Aktienpreisen, bei Dividenden von Aktien mit hohen Dividendenzahlungen usw.
ETF in Sparplänen
Gerade bei Sparplänen bietet es sich an, ETFs einzusetzen, um von der Transparenz, den tiefen Mindestinvestitionsgrössen, der Flexibilität, den niedrigen Kosten und den ausgiebigen Investitionsausrichtungen zu profitieren. Inzwischen ist die Produktpalette so gross, dass beinahe allen individuellen Präferenzen der Investorinnen und Investoren Rechnung getragen werden kann. Es lohnt sich, sich über die vielen Möglichkeiten zu informieren, um die passende Anlagelösung zu finden.
Dieser Beitrag ist Teil des am 19. September 2024 erschienenen HZ-Insurance-Print-Specials «Vorsorge».