Vor einigen Jahren sorgten Studien und Artikel für Aufsehen, die das Ende der traditionellen Motorfahrzeugversicherung vorhersagten. Im Zentrum dieser Überlegungen standen technologische Entwicklungen und veränderte Mobilitätskonzepte, die das Risiko von Unfällen und den Bedarf an Fahrzeugen erheblich reduzieren sollten.

Über den Autoren

Professor Martin Eling ist Lehrstuhlinhaber und Direktor am Institut für Versicherungswirtschaft I.VW der Universität St. Gallen. 

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Vielzitierte Artikel wie beispielsweise «The End of Auto Insurance» von Donald Light prognostizierten, dass die Versicherungsbranche vor einer fundamentalen Transformation stehe. Die Realität hat diese Prognosen jedoch nicht bestätigt. Im Gegenteil: Die Motorfahrzeugversicherung bleibt ein bedeutender Sektor, der in den letzten Jahren sogar gewachsen ist. Warum kam es anders?

Prognosen versus Realität

Die Argumente für das Ende der Motorfahrzeugversicherung schienen schlüssig. Technologische Fortschritte wie automatische Notbremsassistenten, Spurhalteassistenten und fortschrittliche Fahrerassistenzsysteme sollten die Zahl der Verkehrsunfälle drastisch reduzieren. Gleichzeitig sollte die zunehmende Popularität von Carsharing- Modellen und autonomen Fahrzeugen den Bedarf an eigenen Fahrzeugen verringern. In einer Welt mit weniger Fahrzeugen und weniger Unfällen schien der Rückgang des Prämienvolumens und sogar das Ende der klassischen Motorfahrzeugversicherung eine logische Schlussfolgerung.

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Doch die Entwicklung verlief anders als erwartet, was auf mehrere Faktoren zurückzuführen ist:

  • Langsamerer technischer Fortschritt: Während die Einführung von Fahrerassistenzsystemen und autonomen Fahrzeugen Fortschritte gemacht hat, ist die Durchdringung des Marktes langsamer verlaufen als erwartet. Viele dieser Technologien sind noch nicht in der Breite der Fahrzeugflotte angekommen, und die vollständige Autonomie ist nach wie vor ein Zukunftsversprechen. Solange Menschen die Fahrzeuge steuern, bleibt das Risiko menschlichen Versagens bestehen.
  • Zunahme der Komplexität: Moderne Fahrzeuge sind zunehmend komplex und teurer in der Reparatur, was die Schadenskosten trotz einer Reduzierung der Unfallhäufigkeit in die Höhe treibt. Sensoren, Kameras und teure Elektronikkomponenten machen selbst kleine Unfälle kostspielig, was die Versicherungsprämien hochhält.
  • Wachsende Fahrzeuganzahl: Trotz des Wachstums von Carsharing und anderen Mobilitätsdiensten steigt die Zahl der Fahrzeuge auf den Strassen weiterhin an. Der Besitz eines eigenen Fahrzeugs bleibt für viele Menschen ein wichtiger Bestandteil ihrer Mobilität, insbesondere in ländlichen Gebieten, wo Carsharing-Modelle weniger verbreitet sind.
  • Veränderung der Risikoarten: Mit den neuen Technologien sind auch neue Risiken entstanden. Cyber-Risiken, die Gefahr von Systemausfällen oder Hacking-Angriffe auf autonome Fahrzeuge sind Beispiele für neue Versicherungsbedarfe, die kompensierend wirken.

Prämien steigen

Die Entwicklung der Prämienvolumina der Motorfahrzeugversicherung in der Schweiz über die letzten fünfzehn Jahre zeigt ein kontinuierliches Wachstum. Die Nachfrage nach Versicherungslösungen in diesem Bereich ist weiterhin hoch ist und wächst im Durchschnitt um etwa ein Prozent pro Jahr.

Der prognostizierte Rückgang ist nicht eingetreten.

Der prognostizierte Rückgang ist nicht eingetreten.

Quelle: SVV

Autoversicherung bleibt unverzichtbar

Technologischer Fortschritt und veränderte Mobilitätsmuster haben folglich Einfluss auf den Versicherungsmarkt, aber sie machen ihn nicht obsolet. Im Gegenteil: Die Versicherungsbranche hat sich als anpassungsfähig erwiesen und neue Risiken sowie wachsende Schadensummen aufgefangen. Die Motorfahrzeugversicherung bleibt daher auch in einer sich wandelnden Welt ein unverzichtbarer Bestandteil der Assekuranz.