Die Angst vor Naturkatastrophen ist bei KMU seit Jahren allgegenwärtig. Dies spiegelt sich beispielsweise im Allianz Risk Barometer der grössten Geschäftsrisiken, bei dem Naturgefahren zusammen mit Betriebsunterbrechungen und Cyberattacken seit längerem einen der vordersten Plätze belegen. 

Mit dem Klimawandel haben sich die Gefahren und Risiken noch verschärft, Fluten, Dürren, Flur- und Waldbrände oder Starkregen nehmen zu – in der Schweiz, aber auch weltweit. Und mit den immer vernetzter werdenden Lieferketten reicht es auch für hiesige Mittelständer längst nicht mehr, nur die lokalen Gefahren auf dem Radar zu haben.

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Klimawandel sorgt für steigende Schäden

Obwohl Schweizer Unternehmen beim Abschluss einer Feuerversicherung gleichzeitig eine obligatorische Elementarschadenversicherung erhalten und dank den Unternehmenspolicen, die meistens Hochwasserschäden mitversichern, im internationalen Vergleich sehr gut abgesichert sind, müssen auch sie sich mittelfristig Gedanken zu Naturgefahren machen. «Mit dem Klimawandel werden die Schäden immer häufiger und das Ausmass grösser», betont Philipp Surholt, Head Property, Engineering Lines, Marine bei der Zürcher Niederlassung von HDI Global. Für ihn ist klar: «Unsere einzigartige Elementarschadenversicherung lindert zwar die finanziellen Schäden unserer Kunden, kann aber das grundlegende Problem nicht aus der Welt schaffen.»

Solidaritätsprinzip gilt auch für Prävention

Will heissen: Die Unternehmen müssen lernen, mit dieser neuen Situation umzugehen. Ein Weg dazu ist ein vorausschauender Umgang mit Naturgefahren wie Starkregen, Hochwasser, Hagel oder Sturm. Viele Versicherer investieren bereits in Präventionskampagnen und der Schweizerische Versicherungsverband SVV hat zusammen mit dem Bund und weiteren Partnern eine neue Gefährdungskarte Oberflächenabfluss erarbeitet. Dies mit dem Ziel, besser auf die zunehmende Gefahr von Starkniederschlägen vorbereitet zu sein. Auch die in diesem Jahr neu veröffentlichte Hagelkarte zielt in diese Richtung. Denn für den SVV gilt: Nicht nur der Schutz vor den Folgen von Naturgefahren soll nach dem Prinzip der Solidarität funktionieren, sondern auch die Reduktion von Schadensummen.

Globales Enterprise Risk Management

Für Stefan Hunziker, Head Competence Center Risk and Compliance Management an der Hochschule Luzern, ist für die Bewältigung von Klimawandel-Risiken neben der Solidarität auch die Vernetzung zentral. «Einzelne Unternehmen haben zu wenig Anreize und Möglichkeiten, sich systemischen Risiken anzunehmen», konstatiert er. Weil aber systemische Risiken immer wichtiger werden, könne die Gesellschaft diesen nur als «globale Gemeinschaft» mit einer Art «globalem, systemischem Enterprise Risk Management» begegnen. «Unternehmen müssen mehr klimapolitisches Engagement zeigen. Leider steht das Thema Klimawandel im Konflikt mit wirtschaftlichen Interessen der Unternehmen.»

Doch nicht nur die wirtschaftlichen Interessen einzelner Unternehmen stehen auf dem Spiel. Langfristig ist der Klimawandel eine Bedrohung für die gesamte Weltwirtschaft. So ist er gemäss Jérôme Haegeli, Chefökonom der Swiss Re, für eine Steigerung von 30 bis 63 Prozent der wetterbedingten Katastrophenschäden in den entwickelten Märkten verantwortlich. Für die Versicherer werden sich diese Folgen des Klimawandels gemäss dem jüngsten Sigma-Report in deutlich steigenden Prämien der Gebäudeversicherung niederschlagen, bis 2040 rechnet dieser weltweit mit einer Zunahme um 149 bis 183 Milliarden Dollar. Insgesamt gehen die Studienautoren davon aus, dass sich das Prämienvolumen in diesem Bereich bis 2040 auf 1,3 Billionen Dollar verdreifachen wird. Langfristig sei der Klimawandel eine Bedrohung für die Weltwirtschaft, so Haegeli. 

Aus diesem Grund kommen die Autoren des Sigma-Reports zum Schluss, dass ein Versicherungssystem aufgebaut werden muss, das künftige Risiken auffangen kann. Diesbezüglich sei auch die Zusammenarbeit mit den Regierungen weltweit von grosser Bedeutung, etwa indem diese Spitzenrisiken ab einem gewissen Niveau der Schadenskosten deckten.