Herr Renand, was genau macht die Z Zurich Foundation?

Die Z Zurich Foundation ist die Unternehmensstiftung der Zurich Insurance Group. Obwohl wir als rechtlich unabhängige Einheit von Zurich agieren, werden wir hauptsächlich durch sie finanziert.

Eine Unternehmensstiftung zeichnet sich dadurch aus, wie sie der Gesellschaft einen Mehrwert bietet, der oft eng mit dem verbunden ist, was das Unternehmen selbst ausmacht. In unserem Fall übersetzen wir dies in eine Theorie des Wandels, die auf der Überzeugung basiert, dass Prävention die beste Form des Schutzes ist – ein Ansatz, der sich aus der Versicherungsbranche ableitet. Alles, was wir tun, ist darauf ausgerichtet, gefährdeten Menschen zu helfen und ihnen eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Wo immer möglich, steht Prävention im Vordergrund. 

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Und wenn das nicht reicht?

Wenn Prävention nicht ausreicht, leisten wir auch Unterstützungsarbeit, etwa bei der Wiederherstellung nach Krisen. Unsere Arbeit fokussiert sich auf vier Hauptthemen: Erstens auf die Anpassung an den Klimawandel. Hierzu haben die Zurich Climate Resilience Alliance in 15 Ländern sowie ein Urban Climate Resilience Program unterstützt, das auf Städte im globalen Norden fokussiert und in neun Ländern aktiv ist – insgesamt sind wir damit in 24 Ländern vertreten.

Ein oft übersehener Aspekt dabei ist die psychosoziale Unterstützung für die mentale Gesundheit.

Gregory Renand, Head Z Zurich Foundation.

Der zweite Schwerpunkt liegt darauf, Gemeinschaften bei der Bewältigung von Krisen zu unterstützen. Hier geht es um Soforthilfe in Krisensituationen, sei es bei Konflikten oder Naturkatastrophen. Ein oft übersehener Aspekt dabei ist die psychosoziale Unterstützung für die mentale Gesundheit. Wir berücksichtigen sowohl sichtbare als auch unsichtbare Bedürfnisse und passen unsere Massnahmen den jeweiligen Umständen an, um die persönliche Resilienz in der Erholungsphase zu stärken. Seit Anfang 2024, hat die Z Zurich Foundation auf über 30 Krisen reagiert.

Stress und Angst sind grosse Themen, vor allem bei der jüngeren Generation. 

Das ist absolut korrekt. Genau deshalb haben wir eine Jugendagenda ins Leben gerufen. Sie bildet einen weiteren Schwerpunkt und besteht aus zwei Teilen: einerseits dem mentalen Wohlbefinden junger Menschen. Wir möchten dieser Gruppe und ihren Betreuungspersonen helfen, proaktiv auf ihr mentales Wohlbefinden zu achten, ähnlich wie auf die körperliche Gesundheit. Unsere Überzeugung ist, dass junge Menschen das Wissen, die Werkzeuge und die Unterstützungsangebote erhalten, um Stress und Angst bewältigen zu können und so psychische Erkrankungen vorzubeugen. Prävention hat auch hier höchste Priorität.

Zusätzlich zur persönlichen Resilienz und dem mentalen Wohlbefinden entwickeln wir eine globale Bewegung für mentales Wohlbefinden von Jugendlichen und sind derzeit in 35 Programmen in 33 Ländern aktiv. Mindestens eine von sieben Personen weltweit leidet an einer Form einer psychischen Störung – das Thema ist somit von globaler Bedeutung und nimmt weiter zu.

Der letzte Schwerpunkt liegt auf sozialer Gleichheit: Wir möchten, wo immer möglich, benachteiligten Menschen Zugang zu Bildung, Qualifikation, Beschäftigung oder unternehmerischen Chancen ermöglichen. Derzeit haben wir 28 Bildungsprogramme in 32 Ländern.

Wie machen Sie das konkret?

Unsere Stiftung unterstützt 60 mehrjährige Kooperationen in über hundert Ländern, die unabhängig davon tätig sind, ob Zurich dort geschäftlich aktiv ist. Eines unserer Grundprinzipien ist, Projekte auf Prävention und die Regionen mit den grössten Verwundbarkeiten auszurichten. Viele unserer Projekte sind daher nicht direkt mit den Geschäftsstandorten von Zurich verbunden. Ein Beispiel dafür ist die Partnerschaft mit Unicef.

Sie haben durch eine globale Partnerschaft mit Unicef zum Thema mentale Gesundheit rund eine Million Menschen erreicht. Welche Erfolge stechen aus dieser Partnerschaft heraus?

Diese Ansätze testen wir mit dem Ziel, sie zu skalieren und möglichst vielen zugänglich zu machen.

Gregory Renand, Head Z Zurich Foundation

2021 konnten wir eine strategische Partnerschaft mit Unicef im Bereich des mentalen Wohlbefindens junger Menschen aufbauen. Beide Organisationen hatten unabhängig voneinander erkannt, dass mentale Gesundheit eine globale Priorität darstellt, und suchten nach Partnern, die dies ebenso sehen. Unicef verfügt über einen starken Zugang zu Regierungen, während wir vor allem mit dem privaten Sektor verbunden sind. Diese Komplementarität ermöglichte uns, ein gemeinsames Programm zu entwickeln, das die Fähigkeit und Kapazität der Gesellschaft erhöht, auf die psychische Gesundheit von Jugendlichen zu reagieren, etwa mit der Entwicklung von Präventions- und Förderungsinstrumenten sowie -ressourcen.

Ein weiterer Erfolg ist das Programm selbst: Wir wählen gezielt Länder aus, in denen psychische Gesundheit ein drängendes Problem darstellt, etwa Mexiko. Dort unterstützen wir psychische Gesundheitsmassnahmen für Migranten und junge Menschen, die von verschiedenen Abhängigkeiten betroffen sind. Wir führen Programme in Schulen, Jugendorganisationen oder im Sportbereich durch. Diese Ansätze testen wir mit dem Ziel, sie zu skalieren und möglichst vielen zugänglich zu machen. Unsere bisherigen Ergebnisse sind vielversprechend, und unser Engagement hat sich herumgesprochen: Inzwischen haben weitere Länder Unicef kontaktiert, um am Programm teilzunehmen.

Blieb es nur bei Kontakten oder wurde mehr daraus?

Wir konnten innerhalb von drei Jahren von sieben auf fünfzehn Länder expandieren. Dies unterstreicht das Potenzial des Programms. Die zweite Phase sieht vor, bis 2027 mindestens elf Millionen Menschen zu erreichen. Es geht darum, ihre Einstellung und Verhalten im Hinblick auf das mentale Wohlbefinden von Jugendlichen zu verändern.

Psychische Gesundheitsprobleme bei Jugendlichen werden oft als unsichtbare Krise betrachtet. Auch in der Schweiz gibt es grosse Herausforderungen.

Junge Menschen erleben tatsächlich eine Krise im Bereich der psychischen Gesundheit. Vor der Covid-Pandemie war einer von neun Jugendlichen betroffen; heute ist es einer von sieben, in manchen Ländern sogar einer von fünf. Die Antwort der Regierungen auf dieses Problem bleibt unzureichend: Durchschnittlich nur zwei Prozent der Gesundheitsbudgets werden für die psychische Gesundheit aufgewendet.

Unsere Vision ist eine Welt, in der alle jungen Menschen mit den Werkzeugen und Informationen ausgestattet werden, um ein positives psychisches Wohlbefinden zu fördern.

Gregory Renand, Head Z Zurich Foundation

Viele Systeme haben zudem begrenzte Kapazitäten, um dem Bedarf gerecht zu werden, was oft zu Lasten von Prävention und Gesundheitsförderung geht. Unsere Aufgabe ist es, das Thema global und auch in der Schweiz zu verankern – bei Regierungen, Unternehmen, Eltern und den Jugendlichen selbst. Unser Partner Unicef ist vor allem in den südlichen Erdregionen aktiv, während wir in der Schweiz und in weiteren Ländern geeignete Partner suchen, um auch hier einen Beitrag zu leisten. Besonders in der Arbeit mit vulnerablen Gruppen, wie Migranten und Geflüchteten, sehen wir auch die Betreuungspersonen als Schlüsselakteure im Umgang mit der psychischen Gesundheit junger Menschen. Unsere Massnahmen, die in Mexiko für Flüchtlinge entwickelt wurden, finden inzwischen auch bei ukrainischen Geflüchteten in Polen und Italien Anwendung. Ein weiteres Ziel der Partnerschaft mit Unicef sieht die Beschleunigung und Verfügbarkeit bewährter Massnahmen und den Aufbau eines Online-Accelerator-Hubs vor.

Was müssen wir uns unter einem Accelerator-Hub vorstellen?

Unsere Vision ist eine Welt, in der alle jungen Menschen mit den Werkzeugen und Informationen ausgestattet werden, um ein positives psychisches Wohlbefinden zu fördern. Der Accelerator-Hub wird eine dynamische Online-Plattform sein, um globales Lernen, Wissensmanagement, länderübergreifende und regionale Zusammenarbeit sowie die Verbreitung evidenzbasierter Strategien zur Förderung der psychischen Gesundheit und des Wohlbefindens von Jugendlichen zu erleichtern. Über den Accelerator-Hub können Regierungen, Organisationen und Unternehmen weltweit auf validierte Interventionen zugreifen. Diese kollektive Arbeit zielt darauf ab, den Zugang zu Ressourcen zu beschleunigen und die Auswirkungen für junge Menschen zu verstärken, um bedeutende und nachhaltige systemweite Veränderungen zu schaffen.

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Karin Bosshard, Chefredaktorin von HZ Insurance, und ihr Versicherungsexpertenteam liefern Ihnen die Hintergründe zu Themen, welche die nationale und internationale Versicherungswelt bewegen. Jeden Tag (werktäglich) in Ihrem E-Mail-Postfach. Jetzt kostenlos zum Newsupdate für Insurance-Professionals anmelden.
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