Die Menschen in der Schweiz müssen sich mit schrumpfenden Renten begnügen. Seit 2002 beträgt die Einbusse bereits 20 Prozent. Grund dafür ist, dass die Pensionskassen ihre Leistungen kürzen. Sie reagieren so auf die höhere Lebenserwartung, wie es im aktuellen Bericht des VZ Pensionierungs-Barometer 2024 heisst.
Dabei wird deutlich: Von den sinkenden Renten sind vor allem Erwerbstätige mit mittleren und hohen Einkommen betroffen. Nach der Pensionierung tun sich bei ihnen oft grosse Einkommenslücken auf. Überraschend viele Menschen glauben dem Bericht zufolge aber trotzdem, sich keine Sorgen um die Finanzierung ihrer Pensionierung machen zu müssen.
Situation unterschätzt?
Der VZ Pensionierungs-Barometer untersucht jeweils die Entwicklung der Renten aus AHV und Pensionskassen sowie das Vertrauen in das Vorsorgesystem. 2024 erscheint der Barometer bereits zum sechsten Mal. Er setzt sich aus drei Indizes zusammen: Erwartungs-, Renten- und Vertrauensindex.
Erkenntnisse aus dem Erwartungsindex
Der Erwartungsindex zeigt, wie ernst die Lage für einige ist:
• Seit 2002 sind die zu erwartenden Renten um ein Fünftel geschrumpft.
Im Beispiel sank die jährliche Rente um über 15’000 Franken.
• Noch kleiner fallen die Renten aus, die effektiv bei der Pensionierung ausbezahlt werden. Im Schnitt sind sie fast 10 Prozent tiefer als erwartet.
Zwar stiegen die AHV-Renten seit 2002 um rund 19 Prozent an. Die Pensionskassen reduzierten aber ihre Renten um beinahe 40 Prozent. Sie senkten ihre Verzinsung und ihre überobligatorischen Umwandlungssätze, um so auf die steigende Lebenserwartung zu reagieren. Wird die BVG-Reform am 22. September 2024 angenommen, können sie ihre Renten auch im Obligatorium anpassen, heisst es im VZ-Papier weiter. Die sinkenden Pensionskassenrenten werden auch nicht dadurch ausgeglichen, dass die AHV ihre Renten an die Teuerung anpasst und ab 2026 neu 13 Mal im Jahr eine Rente auszahlt. Weil zudem kaum eine
Pensionskasse die Inflation ausgleicht, büssen die Renten laufend an Kaufkraft ein. In fünf Jahren betrug der Kaufkraftverlust fast 6 Prozent.
Erkenntnisse aus dem Rentenindex
Weil die Renten sinken, wird die Einkommenslücke grösser. Eigentlich sollten die Renten aus AHV und Pensionskasse zusammen 60 Prozent des letzten Salärs ersetzen. Das tun sie aber immer weniger:
• Ein Mann, der brutto 100’000 Franken im Jahr verdient, erhält nach der Pensionierung nur rund 52 Prozent seines letzten Lohnes als Rente ausbezahlt. Vor zwei Jahrzehnten ersetzte sie etwas über 62 Prozent des Lohnes.
• Noch grösser ist die Lücke bei höheren Einkommen. Wer 150’000 Franken im Jahr verdient, muss mit einer Rente rechnen, die nur rund 43 Prozent des letzten Salärs ausmacht. 2002 waren es noch rund 58 Prozent.
Die Renten werden kleiner, die Einkommenslücke wächst. Viele Menschen in der Schweiz dürften die Situation aber unterschätzen. Das zeigen die Resultate des Vertrauensindex:
Erkenntnisse aus dem Vertrauensindex
Für den Vertrauensindex wurden über 1100 Menschen aus der Schweiz gefragt, wie sie ihre Finanz- und Vorsorgesituation beurteilen:
• Über 70 Prozent der Befragten geben an, ihnen gehe es finanziell besser als vor einem Jahr. Ähnlich viele Befragte rechnen zudem damit, dass sich ihre Finanzen auch in naher Zukunft verbessern werden.
• Das Vertrauen in die AHV-Renten hat sich im Vergleich zu den Vorjahren zwar etwas verbessert. Trotzdem geht weiterhin eine Mehrheit davon aus, dass die AHV-Renten in Zukunft weniger sicher sein werden.
• Noch grösser ist die Sorge um die Pensionskassenrenten: Zwei von drei Befragten schätzen die Sicherheit der künftigen Renten als kritisch ein.
• Trotzdem glauben rund 80 Prozent der Befragten, ihre Pensionierung problemlos mit der AHV und der Pensionskasse finanzieren zu können. (pd/hzi/hoh)