Darum geht's
  • Die Infrastrukturinvestitionen der OECD-Staaten sind in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen, was erhebliche Finanzierungslücken verursacht, besonders bei Grossprojekten wie der Energiewende, die ohne privates Kapital schwer umsetzbar sind.
  • Infrastruktur- und Immobilienanlagen gelten als stabil, inflationsgeschützt und langfristig attraktiv, erfordern jedoch spezialisiertes Wissen und umfassende Diversifikation, um Risiken wie rechtliche, technische oder ökologische Probleme zu minimieren.
  • Professionelle Anlagefonds bieten dabei Vorteile wie Diversifikation, Rechtssicherheit und Zugang zu Expertenteams, während Direktinvestitionen oft hohe Risiken und Herausforderungen mit sich bringen.
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Der Bedarf an Infrastruktur ist gross, und Infrastrukturanlagen stehen bei Investoren und Investorinnen hoch im Kurs. Während Immobilien traditionell einen festen Bestandteil institutioneller Portfolios bilden und neben Aktien und Obligationen den Grossteil der Anlagen von Schweizer Pensionskassen ausmachen, gewinnen Infrastrukturanlagen seit einigen Jahren zunehmend an Bedeutung.Allerdings besteht eine erhebliche Finanzierungslücke zwischen dem Investitionsbedarf für Infrastrukturprojekte und deren tatsächlicher Finanzierung. Dieses Defizit ist das Ergebnis jahrzehntelanger unzureichender Investitionen.

Zum Autor

Walter Knüsli ist Director Institutional Clients bei Axa Investment Managers.

Laut OECD sind die Gesamtausgaben für Infrastruktur in den letzten Jahren sogar gesunken. In den 1980er-Jahren investierten die OECD-Staaten durchschnittlich 4,5 Prozent ihres BIP in die Infrastruktur, heute liegt der Anteil bei unter 3 Prozent. Dieser Rückgang entspricht schon pro Jahr fast 750 Milliarden Dollar. Allein die im Rahmen der «Energiestrategie 2050» vom Schweizer Volk beschlossene Energiewende erfordert Investitions- und Betriebskosten von rund 200 Milliarden Franken. Die Finanzierung der gesamten Energiewertschöpfungskette – von der Produktion über die Speicherung bis hin zur Verteilung von Strom – wird ohne privates Kapital kaum zu bewältigen sein.

Langfristige Verpflichtungen finanzieren

Beide Anlageklassen weisen ähnliche Charakteristika auf: Sie bieten stabile und vorhersehbare Cashflows, die häufig durch langfristige Verträge oder regulierte Tarife gesichert sind, sowie Inflationsschutz, da die Ertragsströme periodisch an die Teuerung angepasst werden – und sie weisen eine geringe Korrelation zu anderen Anlageklassen auf. Zudem haben beide Anlageklassen einen langfristigen Anlagehorizont, was sie für grosse institutionelle Investoren wie Pensionskassen, die regelmässige und langfristige Verpflichtungen erfüllen müssen, attraktiv macht.

Immobilien und Infrastruktur sind eher defensiver Natur, und vor allem Infrastrukturanlagen sind wenig konjunkturabhängig, da die Nachfrage nach Basisdienstleistungen auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten relativ stabil bleibt. Bei Infrastrukturanlagen kommt noch hinzu, dass sie oft von monopolistischen oder oligopolistischen Marktpositionen und staatlicher Unterstützung profitieren können.

Vielfältige Herausforderungen bei Direktinvestitionen

Sowohl in Immobilien als auch in Infrastrukturanlagen kann direkt oder über diversifizierte Anlagefonds investiert werden – wobei in den letzten Jahren verstärkt ein Trend hin zu Direktanlagen anstelle von Fonds zu beobachten ist. Dies birgt jedoch erhebliche Risiken. Die Herausforderungen bei Immobilieninvestitionen sind allgemein bekannt, obwohl auch dort die Gesamtkosten der Direktinvestition und der Bewirtschaftung regelmässig unterschätzt werden. Eine genügend breite Diversifikation zu erzielen, ist ebenfalls schwierig, da einerseits die Budgets der einzelnen Investoren oft begrenzt sind und anderseits die Suche nach geeigneten Liegenschaften anspruchsvoll sein kann.

Die Komplexität von Infrastrukturanlagen ist noch deutlich höher. Sie erfordern fundiertes Fachwissen, langjährige Erfahrung und vor allem Expertenteams vor Ort. Die Risiken von direkten Infrastrukturinvestitionen sind sehr vielfältig und reichen von finanziellen, rechtlichen, regulatorischen, projektspezifischen, technologischen und umweltbezogenen Risiken bis hin zu Konstruktionsrisiken und politischen Unwägbarkeiten.

Unterschätzte Risiken führen zu Ausfällen

Ein Beispiel für von Investoren falsch eingeschätzte ESG-Risiken ist ein Windpark in Norwegen: Dieser musste abgerissen werden, da er die lokale Biodiversität der Region beeinträchtigte. Um solche Ausfallszenarien zu vermeiden, bedarf es lokal verankerter Expertinnen, die die regulatorische Landschaft genau kennen und politische Risiken einschätzen können. Zudem braucht es grosse Erfahrung in den jeweiligen Industrien, in der Handhabung von Transaktionen, in der Strukturierung von Investitionen sowie in Bezug auf rechtliche und steuerliche Aspekte.

Auch Investoren, die sich für Infrastrukturinvestitionen zusammenschliessen, können oft nur in wenige Projekte investieren, da ihr Investitionsvolumen im Vergleich zu den Investitionsanforderungen einzelner Projekte zu gering ist. Damit gehen sie hohe Ausfallrisiken ein und erzielen keine funktionierende Diversifikation.

Anlagefonds liefern Diversifikation und Rechtssicherheit

Anlegende, die Infrastrukturinvestitionen in Eigenregie tätigen, verfügen häufig nicht über die gleiche Kompetenz wie erfahrene Assetmanager, die auf grosse, multidisziplinäre und global verteilte Teams zurückgreifen können. Zudem stehen professionellen Vermögensverwaltern hohe finanzielle Volumina für den Aufbau und die Bewirtschaftung ihrer Anlagevehikel zur Verfügung, was die notwendige Risikodiversifikation ermöglicht. Und nicht zuletzt bieten entsprechende Infrastrukturfonds den Vorteil eines Rechtskleids, das die Investoren schützt.

Dieser Beitrag ist Teil des am 24. Oktober 2024 erschienenen HZ-Insurance-Print-Specials «Finanzplanung/Vorsorge».

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