Stromausfall, Feuer, Überschwemmung, Hackerangriff – Gründe für einen Betriebsunterbruch gibt es viele. Kein Wunder, steht das Thema seit Jahren zuoberst auf der Sorgenskala der KMU. Denn ein Betriebsunterbruch ist für kleinere Unternehmen nicht nur ärgerlich, sondern kann für sie schnell lebensbedrohlich werden. Jede Stunde, in der ein Betrieb nicht läuft, kostet – und zwar ziemlich viel. Zudem schlägt neben dem Produktions- auch der Imageverlust zu Buche.
Obwohl mittlerweile die allermeisten Betriebe über eine Betriebsausfallversicherung verfügen, hat das Thema in den vergangenen Monaten durch die pandemiebedingten Zwangsschliessungen, die jüngsten Unwetter und die sich häufenden Cyberangriffe wieder Aufwind erhalten.
Nachfrage nach Cyberversicherungen steigt
Vor allem die Angst vor einem Betriebsstillstand aufgrund einer Cyberattacke hat neben den traditionellen Risiken wie Feuer, Wasser oder Einbruch massiv an Bedeutung gewonnen. «Während Betriebsausfallversicherungen im Rahmen der üblichen Gefahren zu Grundversicherungen von KMU gehören, stellen wir eine zunehmende Nachfrage nach Versicherungsprodukten im Bereich Cyber fest», konstatiert Dominik Imdorf, Leiter Produktmanagement KMU bei der Mobiliar. In diesem Bereich entstünden daher verschiedene neue Services und Produkte. «Reaktive Services genauso wie präventive», wie er betont. Gerade der Prävention kommt im Zusammenhang mit Cyberattacken eine wichtige Rolle zu. Denn das Ausmass und die Wahrscheinlichkeit einer Cyberattacke lässt sich aufgrund der vorhandenen Erfahrungswerte, Einflussfaktoren und dynamischen Entwicklung weniger gut voraussagen als diejenige eines Brandes oder eines Einbruchs.
Dass auch die Angst vor vermeidlich simplen Risiken wie Feuer nicht unbegründet ist, zeigt die Tatsache, dass beispielsweise nach einem durch einen Grossbrand verursachten Betriebsunterbruch 70 Prozent der produzierenden Unternehmen Konkurs gehen – obwohl sie eine Feuerversicherung besitzen. Aus diesem Grund ist es für KMU zentral, generell ein hohes Risikobewusstsein zu entwickeln und auch die Mitarbeitenden dafür zu sensibilisieren.
Störungsanfällige Wertschöpfungskette
Neben den Cyberrisiken rückt bei national und insbesondere bei international produzierenden Unternehmen auch die Wertschöpfungskette in den Fokus. «Die zunehmende Komplexität des verzweigten Netzes von Teilfertigungsprozessen birgt zusätzliche Ausfallrisiken, die oft zum Stillstand der gesamten Wertschöpfungskette eines Unternehmens führen können», weiss Philipp Surholt, Head Property, Engineering Lines, Marine, bei der Zürcher Niederlassung von HDI Global. Diese sogenannten Rückwirkungsschäden hätten deutlich zugenommen. «Diese sind in klassischen Standardversicherungen meist nicht genügend versichert.» Fundierte Beratung sowie ein stringentes Risk Management seien daher als präventive Massnahmen zwingend. Denn trotz immer smarteren Produkten gilt nach wie vor: Nur ein Bruchteil möglicher Schadenursachen ist überhaupt versicherbar.
Die Market Opinion: Risikoveränderungen managen wird in Zusammenarbeit mit Chubb realisiert.
Hier geht es zum Dossier. Bisher erschienen:
- Interview mit FERMA-Präsident Dirk Wegener: Ein gutes Risikomanagement muss kurze Wege haben
- SIRM-Vizepräsident Matthias Huber im Interview: «Risiken werden heute aus einer anderen Sicht wahrgenommen»
- Wie Broker die Digitalisierung überleben können
- Betriebsausfall bei KMU – nicht alles ist versicherbar
- Naturkatastrophen nehmen zu
- Neue Risiken belasten Managerversicherungen
- Neue Risiken für KMU’s durch die Digitalisierung (1)
- Neue Risiken für KMU’s durch die Digitalisierung (2)
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- Risk Management: Life Science und Geschäftsreisen
- ZHAW-Professorin Angela Zeier Röschmann im Interview: «Risk Management sollte sich rechnen»
- Zürich entwickelt sich zum Risk-Management-Leuchtturm