Sammel- und Gemeinschaftseinrichtungen (SGE) sind in den vergangenen Jahren am stärksten gewachsen im Vorsorgesegment. Sieben von zehn Erwerbstätigen sind hier versichert – 60 Prozent in Sammelstiftungen, 40 Prozent in Gemeinschaftseinrichtungen. Derzeit gibt es 4,5 Millionen aktiv Versicherte in der zweiten Säule. Der Verdrängungswettbewerb geht vor allem zulasten von kleineren, firmeneigenen Pensionskassen.
Steigende Ansprüche
Umso wichtiger wird die Bedeutung von SGE. Erstmals hat das Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ eine Studie publiziert, die den Wettbewerb der Sammel- und Gemeinschaftsstiftungen untereinander sowie deren strategische Ausrichtung untersucht. Der sich zuspitzende Verdrängungswettbewerb bringe auch bei SGE potenzielle Risiken und einen erhöhten Aufwand mit sich. «Ansprüche seitens der Anschlüsse sind gestiegen, vor allem wegen steigender Nachfrage nach flexiblen und personalisierbaren Lösungen», sagt Florian Schreiber, Insurance Lead am IFZ.
Finanzkennzahlen bestimmen Attraktivität
Wie bei Pensionskassen sind auch bei Sammel- und Gemeinschaftsstiftungen finanzielle Kennzahlen wie die Verzinsung des Altersguthabens, die Anlageperformance, die Verwaltungskosten sowie das Verhältnis zwischen aktiv Versicherten und Rentenbeziehern ausschlaggebend für die Attraktivität der Vorsorgeeinrichtung.
Im Ergebnis zeigt die Studie, dass allein die unterschiedliche Verwaltungsform Auswirkungen auf die Marktpositionierung hat.
Gemeinschaftsstiftungen – zum Beispiel in einem Verband organisierte Arbeitgeber – punkten nach der Untersuchung des IFZ vor allem mit einer höheren Verzinsung der Altersguthaben und höheren Umwandlungssätzen. Auch die Vermögensverwaltungskosten sind bei Gemeinschaftseinrichtungen signifikant tiefer als bei Sammeleinrichtungen, bei denen voneinander unabhängige Arbeitgeber je ein eigenständiges Vorsorgewerk unter einer gemeinsamen Dachorganisation bilden. Dafür verfügen Sammelstiftungen über ein günstigeres Aktiv-Passiv-Verhältnis der Versicherten.
Wettbewerb eher branchenintern
Auch im massiven Verdrängungswettbewerb erwarten die befragten SGE, dass sich die zukünftigen Wettbewerber vornehmlich aus dem Kreis der Mitbewerber zusammensetzen. Hierzu zählen beispielsweise auch Versicherer, die aus dem Vollversicherungsgeschäft aussteigen. Insurtech- und Fintech-Startups sowie traditionelle Banken sehen die Studienteilnehmer eher nicht als Gefahr. Vergleichsweise hohe Eintrittsbarrieren, verbunden mit hoher Komplexität und begrenzten Renditemöglichkeiten machten das Geschäft der beruflichen Vorsorge für viele Startups vergleichsweise unattraktiv, so ihre Annahme. Dagegen wird optimistisch erwartet, dass Insurtech- und Fintech-Startups die Sammel- und Gemeinschaftsstiftungen durch ihr digitales Know-how in ihren Digitalisierungsbestreben unterstützen können.