Die Revision der Versicherungsaufsicht rund um VAG, AVO und AVO-Finma tritt voraussichtlich im dritten Quartal dieses Jahres in Kraft. Unter diesen Vorzeichen fand am 20. April 2023 in Zürich der zweite «EY Insurance Circle»-Event statt. Fernando Dias, Gastreferent und Leiter Aktuariat bei der Swica, sowie Expertinnen und Experten von EY gaben den gut 60 Teilnehmenden praktische Einblicke, unter anderem rund um die Tätigkeiten von Versicherungsvermittlern und im Bereich der versicherungsmathematischen Herausforderungen, die mit den anstehenden Veränderungen einhergehen. 

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Klärungsbedarf bei aktuariellen Themen

Sabine Betz, EY-Partnerin und Leiterin Insurance Sector Lead, und Konrad Meier, ebenfalls EY-Partner und Leiter Insurance Regulatory & Compliance, eröffneten die Fachtagung in den Zürcher Büroräumlichkeiten von EY. 

Zu Beginn präsentierte Konrad Meier ein Update über die wichtigsten Punkte der Teilrevision der Versicherungsaufsichtsgesetzgebung. Während in der Zielsetzung der Kernthemen qualifizierte Lebensversicherungen, im kundenschutzbasierten Regulierungs- und Aufsichtskonzept sowie bei der Stabilisierungs-, Sanierungs- und Abwicklungsplanung weitgehend Klarheit herrsche, gebe es laut Meier bei den Verhaltensregeln für Versicherungsvermittler und bei diversen aktuariellen Themen noch Klärungsbedarf. Er verwies dabei unter anderem auf die Änderungen zur AVO-Finma, die sich zurzeit in der Diskussion befinden.

Gleiche Kosten, unterschiedlicher Erfolg

Fernando Dias präsentierte in seinem Gastvortrag konkrete Problemstellungen, die sich bei der Lancierung neuer Produkte ergeben. Er zeigte anhand dreier Beispielen auf, wie sich die erhöhte exogene Teuerung und tiefere Margen auswirken. Dabei führte Dias auf, wie sich die Teilrevision des VVG per 1. Juni 2021 punkto Änderungen in den Tarifierungsvorgaben und in Abschlägen in der Praxis verhält. Anhand der Einführung zweier ambulanten Produkte mit identischen Kosten zeigte der Swica-Aktuar auf, wie das erste Produkt im Fall einer Prämienerhöhung in einem negativen Erfolg mündet, während das zweite Produkt im Fall einer Prämiensenkung einen positiven Erfolg erwirtschaftet (vgl. Grafik).

Swica Produkt

Die Grafik zeigt die Einführung zweier ambulanten Produkte mit jährlich konstanten Kosten in der Höhe von 150 Franken. Während das Produkt A einen Verlust schreibt, generiert das Produkt B einen Gewinn.

Quelle: ZVG
Swica Produkte

Die in der Grafik gezeigten ambulanten Produkte A und B kosten im Jahr 2024 je 100 Franken. Während Produkt A ab 2026 einen Verlust einfährt, schreibt Produkt B aufgrund einer tieferen Marge durchgehend Gewinn.

Quelle: ZVG

In den Szenarien mit erhöhter exogener Teuerung und tieferer Marge verlief die Entwicklung ähnlich (vgl. Grafiken). 

Swica Produkte

Die Grafik zeigt zwei ambulante Produkte mit gleichen Kosten im Jahr 2024. Während Produkt A mit einer jährlichen Teuerung von 10 Prozent einen Verlust ab dem Jahr 2026 ausweist, generiert Produkt B ohne Teuerung durchgehend Gewinne.

Quelle: ZVG

Nahe am Durchschnitt, aber trotzdem innovativ

Laut Dias stellten die aktuellen regulatorischen Vorgaben eine grosse Herausforderung für die Krankenzusatzversicherung dar. Es gelte, zwischen konservativer Tarifierung und tariflich attraktiven Neuprodukten genau abzuwägen. Dabei müssten neue Produkte so gestaltet werden, dass diese möglichst dem ambulanten Marktdurchschnittsprodukt entsprechen und gleichzeitig innovativ sind, was freilich eine weitere Herausforderung darstellt.

Pflicht zur Registrierung

Die EY-Mitarbeiter Steven Chrobok und Jan-Willem Jansen hoben im ersten Fokusthema die wesentlichen Unterschiede zwischen gebundenen und ungebundenen Vermittlern nach dem revidierten VAG Art. 40 hervor. Sie zeigten auf, wie sich die Änderungen im VAG und in der AVO auf die diversen Bereiche und Themengebiete der Versicherungsvermittlung auswirken – namentlich mit einer Pflicht zur Registrierung sowie zu Offenlegung bei Interessenkonflikten und Entschädigungen sowie Mindeststandards bei Aus- und Weiterbildungen.

Die akturariellen Aspekte rund um die VAG-Revision wurden von den beiden EY-Partnern Sabine Betz und Florian Liebe im zweiten Fokusthema vorgetragen. In diesem umfassenden Themenblock wurden im Wesentlichen die Aufgaben des Verantwortlichen Aktuars im Rahmen der Artikel 23, 24, 31, 54, 62, 99, 124b, 155 näher betrachtet und analysiert

Änderungen bei der Wertschöpfungskette

Im dritten Fokusthema präsentierten Steven Chrobok und Jan-Willem Jansen Ansätze für eine erfolgreiche Umsetzung der neuen Anforderungen. Unter anderem am Beispiel einer Kosten-Nutzen-Analyse und anhand einer Kundensegmentierung zeigten sie auf, welche Auswirkungen die regulatorischen Änderungen auf die Wertschöpfungskette haben.

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Die Fachtagung endete mit einem Wrap-up durch den EY-Partner Konrad Meier und einem anschliessenden Networking-Apéro.