Athleisure Wear ist aus dem öffentlichen Leben in Modehochburgen wie New York oder Los Angeles nicht mehr wegzudenken. Selbst in Büros ist der sportliche Look dort allgegenwärtig. Athleisure setzt sich aus dem englischen «athletic» und «leisure» (Freizeit) zusammen und hat sich in den vergangenen zwei Jahren als Segen für Hersteller wie Nike, Under Armour und Adidas erwiesen. Die Wachstumsraten dürften auch noch in den kommenden Jahren zweistellig sein. Gemäss dem US-Wirtschaftsmagazin «Forbes» könnte der Markt bis 2024 global 232 Milliarden Dollar erreichen.
Als Vorreiter der Welle, auf der mittlerweile alle grossen Sportartikel- und auch Modehersteller mitschwimmen, gilt Lululemon aus Kanada. Ursprünglich als reine Yoga-Bekleidungsmarke gestartet, schaffte es das Unternehmen mit sehr hochpreisiger und qualitativ hochwertiger Freizeitkleidung an die Spitze der Athleisure-Bewegung. Lululemon-Leggins kosten zwischen 98 und 129 Dollar, Poloshirts fangen bei 69 Dollar an und selbst einfache Baumwoll- T-Shirts starten bei 48 Dollar. Viel zu schade, um sie nur einmal in der Woche zum Training hervorzuziehen.
Gewinn mehr als verdoppelt
Wie eindrücklich Lululemon das Geschäft zwischen Yoga-Studio und Businesslook und beherrscht, zeigten gerade die Zahlen zum ersten Quartal 2018/19. Der Umsatz stieg um 25 Prozent auf 649 Millionen Dollar und der Nettogewinn wurde auf 75 Millionen Dollar mehr als verdoppelt. Mittlerweile ist «Lulu» so selbstbewusst, dass es auch in andere Sportbereiche wie Schwimmen, Laufen und Golf sowie in den Sneaker-Markt vordringt. Die Kunden gelten als sehr markenloyal. Weltweit betreibt der Konzern 700 Läden, einen sogar in der Schweiz (Zürich).
Doch Wachstum soll vor allem aus Asien kommen, denn der Markt steht mit Blick auf den Athleisure-Trend gerade erst am Anfang. Bis 2020 will Lululemon weltweit 4 Milliarden Dollar umsetzen. Einfach wird das sicher nicht, denn Rivalen wie Nike, Under Armour und Adidas wildern mit ähnlichen Produkten längst im Lululemon-Revier. Ebenso setzen reine Modemarken wie H&M, Gap und sogar Gucci auf den sportlichen Schick.
Nike gab gerade erst ein Bekenntnis zum wachsenden Athleisure-Trend und stellte anlässlich der Quartalszahlen neue Produkte und Sportbekleidungsstoffe (Aeroreact) vor.
Nike punktet mit Sneaker
Auch im Bereich Sneaker will Nike die Athleisure-Nachfrage bedienen. Die neuen Modelle Air Max 270 sind speziell für die Athleisure-Kundschaft entworfen worden und gelten bereits als erfolgreichste Produkteinführung in der Unternehmensgeschichte. Was Marktanteile im Bereich Athleisure und auch Streetwear anbelangt, hat Adidas allerdings die Nase vorn. Mit Adidas Originals sowie Adidas Neo hat das Unternehmen zwei angesagte Modelabels, die für zweistelliges Umsatzwachstum sorgen.
In Nordamerika, dem stärksten Markt für Sportartikel, verzeichnet Adidas 2017 einen Umsatz von 3,8 Milliarden Euro – 35 Prozent mehr als im Vorjahr. Das gute Abschneiden zeigt sich auch an der ausserordentlichen Performance an der Börse.
Grössere Schwierigkeiten mit dem schicken Freizeitlook bekundet dagegen Under Armour. Dem US-Unternehmen ist der Spagat zwischen reiner Funktionskleidung und Mode noch nicht so recht gelungen. Athleisure Wear macht erst 18 Prozent des Umsatzes aus. So gesehen gibt es hier Aufholpotenzial.
Rückschläge an der Börse nutzen
Mit Blick auf die Bewertungen an der Börse sind die Aktien aller Sportartikelhersteller teuer bewertet. Das zeigt die hohen Erwartungen der Anleger. Nike kommen auf ein Kurs-Gewinn-Verhältnis 30 für die nächsten zwölf Monate, Adidas sind mit 22 bewertet und Lululemon mit 38. Anleger können Rückschläge zum Einstieg nutzen wie zuletzt bei Adidas nach dem Ausscheiden der deutschen Nationalmannschaft an der Fussball-WM. Die Titel von Under Armour hingegen können für risikofähige Anleger interessant sein, die darauf setzen, dass dem Unternehmen der Anschluss im Athleisure-Markt bald gelingt.