Geboren zwischen 1980 und 1998, aufgewachsen mit digitaler Technologie und Social Media, beliebtes Objekt vieler Studienautoren – das sind die Millenials. Für viele HR-Abteilungen stellt die sogenannte Generation Y immer noch ein Rätsel da. Dabei macht die junge Garde nach Angaben der Employer Branding Firma Universum bereits heute ein Viertel der Arbeitskräfte in Firmen aus. Doch nicht nur Personaler rätseln, auch vielen Finanzexperten ist ein Fragezeichen ins Gesicht geschrieben: Wie tickt die Jugend in Finanzfragen? Was sind die Erwartungen und Verhaltensmuster der Millennials?
Ohne Augenmass
Dem ist die Investmentfirma Schroders in einer globalen Studie nachgegangen und stellt fest: Was die erzielbare Rendite ihrer Investitionen angeht, fehlt den Millennials jegliches Augenmass. Im Schnitt halten Millennials Gewinne von 10,2 Prozent für den Normalfall. Ältere Anleger würden sich hingegen mit 8,4 Prozent zufrieden geben. Im weltweiten Durchschnitt liegt der gewünschte Ertrag der Privatanleger bei 9,1 Prozent. Zum Vergleich: Die durchschnittliche Rendite an den globalen Aktienmärkten lag demnach in den vergangenen zwölf Monaten bei unter 4 Prozent. Und die Zinsen in den meisten entwickelten Ländern liegt nahe Null – in der Schweiz und anderen Volkswirtschaften sogar darunter.
«Weltweit haben Investoren unrealistische Erwartungen bei der Kapitalanlage», stellt die Studie fest, an der 20’000 Privatanleger aus 28 Ländern teilnahmen. Immerhin: In der Schweiz erwartet die Mehrheit der befragten Millennials (69 Prozent) eine Rendite von weniger als 10 Prozent. 26 Prozent gehen laut Studie hingegen von Erträgen zwischen 10 und 14 Prozent aus.
Zu kurzfristigen Anlageausblick
Doch das ist laut Studienautoren nicht das einzige Problem. Neben den unrealistisch hohen Ertragserwartungen, hat die Generation Y einen «beunruhigend kurzfristigen Anlageausblick», wie die Schroders-Experten schreiben: 63 Prozent halten ihre Geldanlage für weniger als zwei Jahre. 41 Prozent erklärten in der Studie sogar, ihr Anlagehorizont betrage weniger als zwölf Monate. Das Problem: Bei Aktien erweist sich dieser Zeitrahmen häufig als zu kurz, um die natürlichen Wertschwankungen ausgleichen zu können.
Vielmehr wird bei Aktien in der Regel ein Zeitrahmen von mindestens fünf Jahren empfohlen. Erst ab dieser Zeitspanne können Anleger das Auf und Ab eines normalen Marktzyklus erleben und ausgleichen. In der Schweiz zeigt sich übrigens ein ähnliches Bild: Gut die Hälfte der Millennials hält ihre Geldanlage für weniger als zwei Jahre. Einen Anlagehorizont von weniger als einem Jahr haben fast vier von zehn Befragten.
Millennials wollen unmittelbare Bedürfnisse befriedigen
Laut Schroders ist der kurze Anlagehorizont darauf zurückzuführen, dass die Generation Y ihren unmittelbaren Finanzbedarf im Blick hat, statt an langfristige Erträge zu denken. So geht es den Millennials bei ihren Investments am häufigsten darum, ihr Gehalt aufzustocken. Der Gedanke an Einkünfte im Ruhestand sei noch nicht ins Bewusstsein gedrungen.
Überhaupt weichen die Gründe, weshalb Millennials Anlagen tätigen, von denen der älteren Investoren ab: So wollen sie häufiger ihr laufendes Gehalt ergänzen (46 Prozent der Millennials, 41 Prozent der über 36-Jährigen), die Versorgung ihrer Kindern sichern (30 Prozent gegenüber 19 Prozent), eine Anschaffung tätigen (ausser Immobilien; 28 Prozent gegenüber 16 Prozent) und die Ausbildung ihrer Kinder finanzieren (26 Prozent gegenüber 16 Prozent). Gleichzeitig investiert die Generation Y weniger, um ihre Altersvorsorge zu ergänzen (35 Prozent gegenüber 52 Prozent).
Gefahr einer sozialen und wirtschaftlichen Krise?
Unterm Strich bleibt: Weil die Millenials zu hohe Renditeerwartungen haben und gleichzeitig ihre Investitionen zu kurz halten, droht der jungen Generation im Alter womöglich ein böses Erwachen. Und sollte diese Kluft zwischen den Zielen der Millenials, so die Schroders-Experten, ihren unrealistischen Erwartungen und ihrer Kurzsichtigkeit nicht angegangen werden, «steuern wir auf eine neue soziale und wirtschaftliche Krise» zu.
Denn um die gewünschten Erträge zu erwirtschaften, müssten die Millennials grössere Risiken eingehen oder ihre Anlagen länger halten, damit sie die Marktzyklen unbeschadet überstehen. Offenbar scheinen sie heute allerdings zu keinem von beiden bereit zu sein.