Nach der Serie von Notenbanksitzungen rücken die politischen Risiken für Anleger wieder in den Vordergrund. Nach der überraschenden Ankündigung weiterer US-Strafzölle auf chinesische Waren bereiten ihnen vor allem die weltweiten Handelskonflikte Bauchschmerzen.
«Da China bereits Gegenmassnahmen angekündigt hat und sich Japan und Südkorea ebenfalls in Handelsfragen zerstritten haben, entwickeln sich die Dinge derzeit zum Schlechteren», sagt Anlagestratege Michael Hewson vom Brokerhaus CMC Markets. Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners verweist darauf, dass der schwelende Zollstreit zwischen den USA und der EU ebenfalls noch ungelöst sei.
Mit der Eskalation des Zollstreits mit China ziele US-Präsident Donald Trump indirekt auf die US-Notenbank, sagt Analyst Ricardo Evangelista vom Brokerhaus ActivTrades. «Das Timing ist wohl nicht zufällig und Teil seiner Strategie, die Fed zu weiteren Zinssenkungen zu drängen.» Schliesslich sehe diese den Handelsstreit als grössten Risikofaktor für die Weltwirtschaft. Die US-Notenbank hatte den Leitzins am Mittwoch erstmals seit der Finanzkrise von 2008 um einen viertel Prozentpunkt gesenkt. Trump kritisiert dies scharf und fordert eine aggressivere Lockerung der Geldpolitik.
Die Geldpolitik in den reichen Ländern ist immer noch im Krisenmodus. Das zeigt ein Vergleich der Leitzinsen der wichtigsten Zentralbanken. Mehr dazu lesen Sie hier.
Johnson verschreckt Anleger
Auch beim zweiten Dauerbrenner-Thema, dem Brexit, zeichne sich keine Bewegung in den verhärteten Fronten zwischen dem neuen Premierminister Boris Johnson und der EU ab, sagt Stefan Bielmeier, Chef-Volkswirt der DZ Bank. «Johnson wird sicherlich versuchen, mit neuen Angeboten und allerlei Drohungen die Gegenseite zum Nachgeben zu zwingen. Allein, die Erfolgsaussichten sind mager.» Damit steige das Risiko eines ungeordneten EU-Ausstiegs Grossbritanniens zum 31. Oktober.
Unterdessen strebt die Bilanzsaison einem weiteren Höhepunkt entgegen. Im Ausland öffnen unter anderem die HVB-Mutter Unicredit und der Unterhaltungskonzern Walt Disney ihre Bücher. Zwar hätten die bisher vorgelegten Geschäftzahlen meist positiv überrascht - allerdings nur dank der niedrigen Erwartungen, sagt Bernd Meyer, Chef-Anlagestratege der Vermögensverwaltung bei der Berenberg Bank.
Wall Street im Minus
An der Wall Street gaben die Kurse am Freitag nach: Der Dow Jones fiel um 0,4 Prozent auf 26'485 Punkte, der S&P gab um 0,7 Prozent auf 2932 Stellen nach, die Nasdaq verlor 1,3 Prozent auf 8004 Zähler. Auf Wochensicht verlor der Dow 2,6 Prozent, der S&P 3,1 Prozent und die Nasdaq 3,9 Prozent.
(reuters/gku)