Die Verkaufspanik an den Aktienmärkten hat sich am Mittwochmorgen beruhigt. Die Börsen in Europa eröffneten mit moderaten Verlusten, der Schweizer Leitindex SMI konnte dank den Pharma-Aktien sogar zulegen.
Der Schweizer Franken hat eine erste klare Stärkephase bereits überwunden. Der US-Dollar steht derzeit bei 0,9734 Franken und damit klar über dem Tiefpunkt von 0,9545 Franken am frühen Morgen und auch der Euro wird mit 1,0815 Franken über dem Tagestief von 1,0752 Franken gehandelt.
In der Nacht hatte der Sieg des Republikaner Donald Trump bei den US-Präsidentschaftswahlen die Aktienmärkte noch kräftig durchgeschüttelt. Der SMI eröffnete am Morgen zwar im Einklang mit den anderen Börsen in Europa klar tiefer. Allerdings profitierte der Leitindex von den anziehenden Pharmawerten drehte rasch ins Plus.
Pharmaaktien krisenresistent
Die Pharmaschwergewichte Novartis (+3,5 Prozent) und Roche (+4,0 Prozent) legten markant zu, ebenso Actelion (+3,1 Prozent) und etwas moderater Actelion (+1,7 Prozent) und Sonova (+1,0 Prozent).
Pharmatitel gelten als krisenresistent und konjunkturell weitgehend unabhängig. Sie profitieren deshalb von der globalen Unsicherheit nach der Wahl Trumps zum US-Präsidenten. Der europäische Branchenindex stieg um 2,4 Prozent. Auch die Papiere von Schwergewichten wie dem deutschen Bayer-Konzern, GlaxoSmithKline und AstraZeneca aus Großbritannien gewannen mehr als 2 Prozent an Wert. Die Aktien von Fresenius und FMC zogen mehr als 1 Prozent an.
«Wir denken, dass Trumps Sieg für die Branche im Hinblick auf die Medikamentenpreise insgesamt positiv ist», erklärten die Analysten von Liberum.
Keine Verkaufspanik
Der Wahlsieg des als unberechenbar geltenden Republikaners Donald Trump hat am deutschen Aktienmarkt am Mittwoch nur kurzzeitig für grössere Verluste gesorgt. Zum Handelsstart fiel der Leitindex Dax noch um knapp 3 Prozent auf 10'174 Punkte. Von einer Verkaufspanik, wie sie sich vor dem Börsenstart mit Indikationen unter 10'000 Punkten noch abgezeichnet hatte, war aber schon hier nichts mehr zu spüren. In der ersten Handelsstunde schmolzen die Verluste dann auf 1,34 Prozent zusammen.
Wegen der anfänglich drohenden Panikgefahr hatte die Deutsche Börse kurz vor dem Handelsbeginn den Systemstatus «Fast-Market» aktiviert, der in hektischen Ausnahmesituationen ausgerufen wird. Damit werden am Markt zulässige Schwankungsbreiten etwa für Aktien ausgeweitet, um zu verhindern, dass der Handel bei sehr grossen Kursveränderungen zu schnell ausgesetzt wird. Er erhöht damit allerdings das Verlustrisiko für Anleger.
Tokios Börse schwer getroffen
Asiens Aktienmärkte sind am Mittwoch teils drastisch eingebrochen. Besonders stark ging die Börse in Tokio in die Knie. Der Nikkei-Index der 225 führenden Werte war zwischenzeitlich um mehr als 6 Prozent abgestürzt und ging 5,36 Prozent tiefer bei 16'251,54 Punkten aus dem Handel.
Der japanische Aktienmarkt hatte zwar während der laufenden Auszählungen in den USA geschlossen, dennoch hatte sich bereits im Handelsverlauf ein Wahlsieg des republikanischen Kandidaten deutlich abgezeichnet.
Schlimmer als Brexit
Der Wahlsieg Trumps dürfte nach Einschätzung der Commerzbank für die Märkte langfristig ein grösseres Problem sein als das Brexit-Votum der Briten.
Natürlich könnten sich die Aktienmärkte nach dem unvermeidlichen Ausverkauf wieder rasch erholen, hiess es in einer Einschätzung der Bank. Allerdings gehe die immer noch grösste Volkswirtschaft der Welt unter einem Präsidenten Trump in der Handelspolitik auf Konfrontationskurs. Hinzu komme die monatelange Unsicherheit darüber, was genau Trump tun werde.
(awp/ccr)
Der überraschende Sieg des umstrittenen Republikaners Donald Trump bei den US-Präsidentschaftswahlen sorgt für heftige Reaktionen an den Börsen. Diese hätten den Wahlsieg von Hillary Clinton bereits eingepreist gehabt und würden jetzt teilweise «nach unten überschiessen», wie Finanzmarkt-Stratege Tobias Merath von der Credit Suisse, am Mittwochmorgen gegenüber AWP Video erklärte. Das Videointerview sehen Sie hier: