Wie «schweizerisch» sind börsenkotierte Schweizer Firmen noch? Dieser Frage hat sich eine Studie im Auftrag des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) angenommen. Dabei wurden die Besitzverhältnisse von 46 Unternehmen des «SMI expanded» untersucht – also die SMI-Unternehmen plus eine Gruppe weiterer wichtiger Börsen-Konzerne.

Aufgrund der Meldungen beim Börsenbetreiber SIX und mit Zusatzinformationen aus den Geschäftsberichten gelang es Heinz Zimmermann und Yvonne Seiler Zimmermann, gut 20 Prozent aller Stimmrechte dieser Firmen bekannten Aktionären zuzuordnen.

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Trotz der hohen Dunkelziffer – es wurden nur jene Aktionäre berücksichtigt, die eine Beteiligung über der Meldeschwelle von 3 Prozent erreichen – kommt die Studie zu einigen interessanten Ergebnissen. Besonders auffallend ist die dominante Stellung der Familie Hoffmann und der Anlagegesellschaft Blackrock, die aus unterschiedlichen Gründen herausstechen.

Schweizer und Amerikaner

Auf den ersten Blick gibt die Studie Entwarnung. Gewichtet nach dem Börsenwert der Firmen, befinden sich 68 Prozent der erkannten Stimmrechte in Schweizer Besitz. Doch der hohe Anteil ist vor allem auf die Firma Roche zurückzuführen, welche überhaupt keine gemeldeten ausländischen Beteiligungen aufweist. Alleine die Familie Hoffmann hält 45 Prozent am Pharmakonzern, der am Stichtag über 167 Milliarden Franken wert war.

Die ungewichteten Stimmrechtsanteile lieferten deshalb ein besseres Bild der «typischen» Besitzverhältnisse von Schweizer Firmen, so die Studienautoren. Hier zeigt sich, welch starke Stellung die Fondsgesellschaft Blackrock hat: Sie ist in mindestens 38 der 46 untersuchten Unternehmen investiert.

Schweizer Investoren halten demnach insgesamt nur noch 40 Prozent der (bekannten) Stimmrechte. US-Investoren mit 35 Prozent liegen auf Platz zwei. Europäische Anleger von ausserhalb der Schweiz halten 8 Prozent der Stimmrechte. Insgesamt befinden sich 52 Prozent der bekannten Stimmrechte in ausländischer Hand.

Anlagegesellschaften und Familien

Der Roche-Anteil der Familie Hoffmann wiegt so schwer, dass – nach der Börsenkapitalisierung berechnet – 5,7 Prozent aller Stimmrechte der untersuchten Firmen in den Händen dieser einzigen Familie liegen. Mit Novartis folgt ein weiterer Roche-Aktionär auf Platz zwei der grössten Investoren, gefolgt von Blackrock.

Bei den ungewichteten Stimmrechten liegt hingegen Blackrock konkurrenzlos auf dem ersten Platz. Niemand ist so breit in die wichtigsten Schweizer Firmen investiert wie die Amerikaner. Zum Vergleich: Während Blackrock bei 38 der 46 Unternehmen mindestens 3 Prozent hält, ist die UBS Fund Management AG an zehn Firmen beteiligt – und die Norges Bank an sechs. Alle anderen bekannten Investoren halten Anteile an fünf oder weniger Firmen.

Nach Blackrock folgen in dieser Kategorie die Familien Schindler und Bonnard vom Liftkonzern Schindler – sowie die Emesta Holding, über welche Magdalena Martullo-Blocher gemeinsam mit ihren Schwestern die EMS-Chemie kontrolliert.

Nach Aktionärsklassen halten Anlagegesellschaften den höchsten Anteil an den bekannten Stimmrechten, sowohl ungewichtet als auch (ganz knapp) gewichtet. Allerdings wurden in der Studie auch eindeutige Familienfirmen wie die Emesta Holding oder die Kühne Holding als «institutionelle Anleger» gewertet.

Staatsfonds und die öffentliche Hand halten rund 5 Prozent der Stimmrechte. Dabei gehören – neben der Eidgenossenschaft mit ihrer Mehrheitsbeteiligung an der Swisscom – die Staatsfonds von Katar, Saudi-Arabien, Kanada und Singapur, ferner der Kanton Zürich, zu den Grossaktionären in der Schweiz.

Fazit

Wie viel ausländisches Geld in den Schweizer Firmen steckt, ist wegen der Meldeschwelle schwer abzuschätzen. Viele Aktionäre bleiben verborgen. Klar ist aber, dass ausländische institutionelle Anleger einen grossen Einfluss in einer Vielzahl von börsenkotierten Unternehmen ausüben. Exemplarisch für die Bedeutung amerikanischer Investoren ist die Firma Blackrock. Andere, teils grosse Firmen, sind dagegen weiterhin in direktem oder indirektem Schweizer Familienbesitz.

Je nach Fragestellung macht eine Gewichtung nach der Marktkapitalisierung mehr oder weniger Sinn. Mit den gewichteten Stimmrechten trägt die Studie der wirtschaftlichen Bedeutung der Schwergewichte Rechnung. Doch der Einfluss von Blackrock wird damit unterschätzt. Die Fondsgesellschaft ist mit Sicherheit der wichtigste Player bei den Firmen des «SMI expanded».

Die Studie

Dieser Artikel erschien erstmals am 18.06.2019 auf handelszeitung.ch.

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