Kurse lassen sich nicht vorhersagen, und so wundert es nicht, dass selbst Investment-Profis nicht selten mit ihren Musterdepots danebenliegen. Sehen lassen, kann sich im laufenden Jahr aber die Bilanz der Schweiz-Empfehlungen der Credit Suisse.
Am 3. Dezember belief sich das Plus der von den Aktienexperten der Bank als besonders interessant herausgestellten Titel auf durchschnittlich 11,9 Prozent. Den Angaben der Schweizer Bank zufolge entspricht das einer relativen Outperformance gegenüber dem Vergleichsindex MSCI Switzerland Index von mehr als 900 Basispunkten. Der Index war nämlich im Zeitraum per Saldo so gut wie nicht vom Fleck gekommen.
Gute Performance, aber noch nicht ausgereizt
Als Performance-Treiber erwiesen sich vor allem die Werte aus den Bereichen Gesundheit und Informationstechnologie. Mitte Dezember wurde die Zahl der in der Switzerland Top Picks List enthaltenen Aktien auf 15 erhöht, und diese soll künftig so bleiben. Trotz der schönen Gewinne der Aktien von der Empfehlungsliste im 2015 verfügen acht Titel teilweise noch immer über ein hohes Potenzial. Dazu zählt etwa die Aktie von Nestlé (ISIN: CH0038863350). Die Valoren des Nahrungsmittelkonzerns markierten Anfang Dezember bei 76.75 Franken ein Rekordhoch, bevor es zu einem Rücksetzer kam. Jetzt beträgt der Abstand zum Kursziel von 82 Franken wieder rund 12 Prozent. Wie der erwähnte Kursrekord signalisiert, hat der Titel die Tatsache gut weggesteckt, dass bei diesem SMI-Mitglied in den ersten neun Monaten des Jahres weniger Umsatz verzeichnet wurde und dass die Jahresumsatzprognose gesenkt worden ist. Geschuldet war das unter anderem Rückrufen von Maggi-Instantnudeln in Indien und dem starken Schweizer Franken.
Doch die Credit Suisse hält das Grundgeschäft für gesünder, als es die Drittquartalszahlen nahelegen. Zudem wird durch den vorhandenen Produktmix und durch die Fokussierung auf Effizienzverbesserung mit steigenden Gewinnmargen gerechnet. Der Gewinn je Aktie wird für 2015 bei 3.36 Franken gesehen und 2016 bei 3.58 Franken. Daraus entsteht für das kommende Jahr ein KGV von 20,4. Hinzu kommt eine Dividendenrendite von knapp 3,1 Prozent, die sich aus einer Dividendenprognose von 2.25 Franken ergibt.
Roche hat noch deutlich Luft nach oben
Noch etwas mehr Potenzial sieht Credit Suisse in der Aktie von Roche (ISIN: CH0012032113). Die Zahlen für das dritte Quartal waren stark, und der Ausblick für das Gesamtjahr wurde erhöht. Dennoch läuft die Aktie seit längerem nur seitwärts. Die Analysten der Credit Suisse sehen ein Kursziel von 310 Franken, welches um rund 15 Prozent über dem aktuellen Niveau liegt.
Für 2015 erwarten die Analysten der Bank einen kleinen Gewinnrückgang auf 14.02 Franken. 2016 sollen dann aber 15.40 Franken je Aktie in den Büchern stehen. Ein 16er-KGV würde aber nach Ansicht der Experten einem ungerechtfertigten Bewertungsabschlag gleichkommen.
Logitech – neue Produkte bieten Phantasie
Als attraktiv schätzen die Credit-Suisse-Analysten auch Logitech (ISIN: CH0025751329) ein. Die Aktie des Computerzubehör-Herstellers war im Dezember bereits drauf und dran den Seitwärtstrend nachhaltig nach oben zu verlassen, doch die allgemeine Marktkorrektur bremste diese Avancen etwas aus. Operativ gesehen hat die Gesellschaft zuletzt aber überzeugende Zahlen geliefert. Neue Produkte und eine geänderte Vermarktungsstrategie schüren Hoffnungen auf ein gutes Weihnachtsgeschäft. Als wachstums- und margenstarke Produkte hat das Unternehmen mobile Lautsprecher, Tastaturen und Hüllen für Tablets, Zubehör für PC-Gaming sowie mobile Videokonferenzsysteme identifiziert.
Mit diesen Produkten wurde zuletzt ein Umsatzanteil von rund 37 Prozent generiert – ein Wert, der langfristig auf über 50 Prozent steigen soll. Credit Suisse ist zuversichtlich, dass die Re-Positionierung aufgehen wird. Der Gewinn je Aktie soll den Prognosen zufolge im laufenden Geschäftsjahr auf 0,63 Dollar steigen und im Jahr danach auf 0,77 Dollar. Auf Basis der letztgenannten Zahl wäre das ein 19er-KGV. Credit Suisse nennt als Kursziel 17.00 Franken.
Clariant – höhere Gewinnspannen in Aussicht
Der Aktienkurs des Spezialchemie-Konzerns Clariant (ISIN: CH0012142631) hat zuletzt merklich an Schwung verloren. Das lässt sich zum einen mit nur noch gedämpfter Übernahmephantasie erklären. Zum anderen wird das Margenziel von 16 bis 19 Prozent wegen des schwierigeren Geschäftsumfelds erst später erreicht werden. Beim Gewinn je Aktie wird in diesem Jahr mit einer Delle gerechnet. 2016 soll das Ergebnis dann aber wieder von 1.01 Franken auf 1.13 Franken zulegen.
Gemessen daran beträgt das geschätzte KGV 16,3, was sich laut den Analysten unter der Bewertung der Konkurrenten bewegt. Als Kursziel werden 21.50 Franken ausgegeben.
Richemont – Gewinnsprung und hohe Kursziele
Schönes Potenzial sehen die Credit-Suisse-Börsianer auch bei Richemont (ISIN: CH0210483332). Wie andere Branchenvertreter leidet auch der Luxusgüterkonzern unter den Sorgen, die mit der Wachstumsabschwächung in China einhergehen. Besonders bei Uhren von Marken wie IWC, Piaget und Jaeger-LeCoultre schwächelte die Nachfrage, hiess es bei der Vorlage des Zwischenberichtes zum Halbjahr. Die Credit Suisse ist aber zuversichtlich, dass Richemont mit allen Herausforderungen vergleichsweise gut zurechtkommen kann, zumal die Gesellschaft intern noch über Stellschrauben verfügt, um das Wachstum zu fördern.
Diese Zuversicht kommt auch in der Gewinnschätzung zum Ausdruck. So wird beim Ergebnis je Aktie in diesem Jahr mit einer Verbesserung von 2.36 auf 3.80 Franken gerechnet und für 2016 sogar mit 4.10 Franken. Auf dieser Basis ergibt sich ein geschätztes KGV von 17,6. Das Kursziel wird mit 90 Franken angegeben. Da sind rund 25 Prozent Potenzial drin.
Novartis-Kursziel verspricht mehr als 30 Prozent Aufwärtspotenzial
Charttechnisch etwas angeschlagen, ist Novartis (ISIN: CH0012005267). Gegenüber dem Rekordhoch von 102.30 Franken hat die Aktie des Pharmakonzerns in der Spitze bereits knapp 20 Prozent an Wert verloren. Die Geschäfte in der Augenheilkunde laufen derzeit weniger stark, und eine Rückstellung von 400 Millionen Dollar dämpfte zuletzt den Ergebnisausweis. Credit Suisse geht aber davon aus, dass 2016 die Probleme in der Augenmedizin adressiert werden. Gefallen finden die Analysten auch an der stärkeren Fokussierung, wobei die führende Stellung in den beiden Kerngeschäften Augenmedizin und Generika hervorgehoben wird.
Aufgrund der besseren Wachstumsaussichten habe der Titel einen Bewertungsaufschlag verdient, heisst es. Bei einem für 2016 erwarteten Gewinn je Aktie von 5,30 Dollar kommt der Wert derzeit auf ein geschätztes 15er-KGV. An dem im April auf 110 Franken erhöhten Kursziel wurde festgehalten. Novartis besitzt damit rund 30 Prozent Potenzial.
Basilea – hohes Kurspotenzial trotz Verlust
Noch mehr ist bei Basilea (ISIN: CH0011432447) drin. Credit Suisse nennt für das Biopharma-Unternehmen ein Kursziel von 125 Franken. Das liegt immerhin um rund 35 Prozent über dem aktuellen Niveau. Die Analysten sehen dabei vor allem im attraktiven Produktportfolio schönes Potenzial. In der Vorwoche musste das Spezialitäten-Pharmaunternehmen aber einen Kursrückschlag hinnehmen. Verantwortlich dafür war die Platzierung einer Wandelanleihe über 200 Millionen Franken mit Fälligkeit im Jahr 2022.
Bei aller Zuversicht und dem vorhandenen Geschäftspotenzial muss aber daran erinnert werden, dass die Gesellschaft Verluste schreibt, und das wird zunächst auch so bleiben. Credit Suisse rechnet jedenfalls für 2015 mit einem Verlust von 5.55 Franken und für 2016 mit einem Ergebnis von -3.45 Franken.
LafargeHolcim hat theoretisch am meisten Luft nach oben
An der Spitze der Switzerland Top Picks List von Credit Suisse steht LafargeHolcim (ISIN: CH0012214059, Kursziel: 67.00 Franken). Der Abstand zum Kursziel beträgt hier nach einer bisher schwachen Wertentwicklung im Dezember momentan ebenfalls rund 35 Prozent. Laut den Analysten der Bank geht der Zementhersteller aus der jüngsten Fusion mit einer marktführenden Position hervor und weist nun einen niedrigeren Investitionsbedarf und eine höhere operative Hebelwirkung auf. Das Abstossen von Randaktivitäten und die nun flächendeckende globale Reichweite des Konzerns sollten Befürchtungen in Bezug auf etwaige Überkapazitäten mildern.
Das Unternehmen strebt bis 2017 Synergien von 1,7 Milliarden Franken an, wobei der Grossteil der Synergien beim Gewinn vor Steuern, bei Zinsen, bei Abschreibungen aus Synergien bei Investitionsausgaben und in der Finanzierung entstehen soll. Die Analysten erwarten, dass sich die Aktionäre auf die verbesserten Cashflows, auf die starke Bilanz und auf die Kapitalrenditen konzentrieren werden. Beim Gewinn je Aktie wird in diesem Jahr mit einer Verbesserung von 2.21 auf 2.60 Franken gerechnet, 2017 sollen es 3.19 Franken sein – 15er-KGV.