Manche Anleger sahen in Kobalt und Lithium das neue Gold. Die Preise beider Metalle waren explosionsartig in die Höhe geschossen – bei Kobalt stieg der Wert bis Anfang 2018 um das Dreifache. Investoren setzten auf das einfache Prinzip von Angebot und Nachfrage: Kobalt und Lithium stecken in den Batterien von Elektroautos, Handys oder Solarstromspeicher. Solche Batterien werden dank der Energierevolution immer mehr benötigt. Und gleichzeitig ist zumindest Kobalt nur schwer zu gewinnen.
Jetzt geht diese Wette auf steigende Preise nicht mehr auf: Kobalt hat sich seit Jahresanfang um 30 Prozent auf das tiefste Niveau seit zwei Jahren abgewertet laut Angaben des Marktforschers Fastmarket. Der Preis für Lithium sank gemäss des Indexes von Benchmark Mineral Intelligence im Januar den zehnten Monat in Folge.
Bergbaukonzerne haben wegen der hohen Preise ihre Produktion massiv ausgeweitet. Dass dies passieren würde, lag zumindest bei Kobalt nicht auf der Hand. Denn zwei Drittel des Rohstoffs befinden sich in der Demokratischen Republik Kongo (DRC). Die vielen Krisen und die Instabilität des Landes machen die Produktion unberechenbar. Zwischen der Regierung und den internationalen Bergbaukonzernen schwelt seit langem ein Konflikt über die Höhe der Abgaben, die sie bezahlen müssen. Trotz verschiedener Probleme ist es dem Zuger Bergbaukozern Glencore gelungen, die Produktion 2018 zu steigern. Glencore ist der mit Abstand grösste Hersteller von Kobalt in der DRC und weltweit.
Zum scharfen Preisrückgang beigetragen hat aber offenbar auch das schwächere Wirtschaftswachstum in China. Die Volksrepublik ist der mit Abstand wichtigste Markt für die Lithium-Ion-Batterien, für die die Metalle verwendet werden.
Trotz des Preissturzes dürfte die Nachfage nach Kobalt und Lithium weiter steigen. Zwar unternimmt die Elektroautoindustrie grosse Anstrengungen, ihre Abhängigkeit von den beiden Metallen zu verringern. Viele Unternehmen forschen an leistungsfähigen Batterien, die kein Kobalt mehr enthalten. Bis diese Technologie verfügbar ist, werden aber noch Jahre vergehen.
In der Zwischenzeit versuchen die Unternehmen, den Anteil von Kobalt in ihren Stromspeichern zu reduzieren. Ausgerechnet Glencore, welcher das Geschäft mit Kobalt dominiert, gehört auch zu den Gewinnern dieses Trends: Denn Batteriehersteller reduzieren den Anteil an Kobalt in der Regel, indem sie mehr Nickel verwenden. Und auch bei diesem Metall ist Glencore ein führender Anbieter. «Die Elektroauto-Revolution benötigt unsere Rohstoffe», betonte Glencore-Chef Ivan Glasenberg bereits Mitte 2017.
(mbü)