Trotz zunehmendem Protektionismus und politischer Unsicherheit boomt der Schweizer Aussenhandel. Die Exporte sind auch im ersten Quartal des Jahres weiter gewachsen und haben einen Rekordwert von 57,5 Milliarden Franken erreicht. Zwar sind sie nur um 0,2 Prozent gestiegen, dafür legten aber die Importe um 4,1 Prozent zu. 

Die Exporte der Schweiz sind von 203 Milliarden Franken im Jahr 2015 im letzten Jahr um 4,8 Prozent auf über 220 Milliarden Euro gestiegen – der Anteil der Exporte in die EU fiel auf rund 53 Prozent von über 55 Prozent fünf Jahre zuvor.

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Ausserhalb der EU sind die Schweizer Ausfuhren in den letzten Jahren vor allem in die USA und nach China stark angestiegen: Allein nach Amerika exportieren Schweizer Unternehmen fast ein Drittel der Gesamtausfuhren in Nicht-EU-Staaten. Nach China gehen 11 Prozent. 

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Ausserhalb der EU sind Amerika und China die wichtigsten Handelspartner.

Quelle: Statista

Wie wichtig der Schweiz die Suche nach weiteren Handelspartnern ist, zeigt auch der Besuch von Bundesrat Schneider-Ammann in Südamerika diese Woche. Es geht darum, den Verhandlungen mit den Mercosur-Staaten Schub zu verleihen. Seine sechstägige Reise hatte er am Sonntag in Brasilien begonnen. Unter anderem trifft er auch Vertreter von Schweizer Unternehmen vor Ort sowie Regierungsvertreter. Begleitet von einer Wirtschaftsdelegation besucht er zur Zeit Paraguay. In den nächsten Tagen setzt der Wirtschaftsminister seine Reise in Argentinien und Uruguay fort.

Vor den jüngsten protektionistischen Massnahmen der USA stiegen die Handelsvolumina für Schweizer Exporteure in den wichtigsten Märkten weiter an. Anfang des Jahres wurde noch ein Welthandelswachstum von 3 bis 4 Prozent in diesem Jahr vorhergesagt. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hatte im Januar sogar noch ein Wachstum von 4,6 in diesem und 4,4 Prozent im nächsten Jahr prognostiziert.

Doch nun trüben die von den USA verhängten Handelshemmnisse und die etwaigen Gegenmassnahmen anderer Regierungen diese rosigen Aussichten ein. Die politische Unsicherheit und die damit verbunden Risiken werden die Exporte voraussichtlich etwas dämpfen. Mit diesen Fragen beschäftigte sich auch das diesjährige Aussenwirtschaftsforum von Switzerland Global Enterprise, das sich vor allem an exportorientierte KMU richtet. Dabei wurde auch die neue Studie «Schweizer Exporte zwischen Globalisierung und Protektionismus» der Wirtschaftsförderer präsentiert. 

Bestehende Handelspartner

Seit US-Präsident Trump seine «America first»-Politik umsetzt und der Welthandel zunehmend auf bilateraler Ebene statt im Rahmen der Welthandelsorganisation geregelt wird, muss sich auch die exportabhängige Schweiz neue Partner suchen. Auch bestehende Freihandelsabkommen müssen weiter aktualisiert und verbessert werden.

Seit 2009 hat die Schweiz ein bilaterales Freihandelsabkommen mit Japan. Doch dieser Vorteil der Schweizer Exporteure dürfte bald dahin sein, wenn andere Länder mit Inkrafttreten des EU-Japan-Abkommens denselben oder gar einen besseren Zugang zum japanischen Markt erhalten.

Auch China baut sein Freihandelsnetz rapide aus – obwohl freier Handel mit den wirtschaftlichen Schwergewichten wie den USA oder die EU noch in weiter Ferne sind. Die Schweiz hingegen hat schon seit 2013 einen Freihandelspakt mit der Volksrepublik und die hiesigen Exporteure dadurch einen langfristigen Vorteil.

Während die Schweiz mit Inkrafttreten Mitte 2014 die Einfuhrzölle auf fast alle Waren aus China abbaute, werden die Zölle auf Schweizer Exporte schrittweise abgebaut. Noch in diesem Jahr laufen chinesische Zölle auf Schweizer Waren aus, andere in den kommenden 5 bis 10 Jahren. Das Potenzial der Kosteneinsparungen ist derzeit noch nicht voll ausgeschöpft. Auf den Handel hat sich das Abkommen schon jetzt sehr positiv ausgewirkt: Die Importe stiegen um knapp 6 Prozent, die Exporte nach China gar um über 15 Prozent.

Neue Handelspartner

Die Schweiz verhandelt im Rahmen der Efta gerade ein Freihandelsabkommen mit dem Mercosur – einer Region mit grossem Potenzial für die Schweizer Exportwirtschaft. Falls die EU noch dieses Jahr eine Einigung mit dem Mercosur erzielt, hätten Schweizer Unternehmen einen Wettbewerbsnachteil gegenüber EU-Firmen. Die Mercosur-Zölle sind nämlich sehr hoch: Im Durchschnitt zwar 7 Prozent, doch unter anderem 20 bis 35 Prozent auf Maschinen, 18 Prozent auf Kosmetika, 35 Prozent auf Kleidung und Schuhe.

Potenzial in Indonesien und Australien

Ebenso wäre ein Handelsabkommen mit Indonesien sehr interessant für Schweizer Exporteure, denn Indonesien fördert viele Projekte in erneuerbare Energien. Ausserdem ist Indonesiens Bevölkerung sehr jung und eine der Volkswirtschaften mit den besten Aussichten. Von diesem Wachstum können insbesondere Schweizer KMUs profitieren, vor allem weil die Konkurrenz durch andere internationale Unternehmen in weiter entwickelten Märkten Asiens noch nicht so gross wäre.

Australien ist eines der wenigen Industrieländer, das die Finanzkrise 2018 unbeschadet überstanden hat. Seit 26 Jahren hat das Land keine Rezession erlebt – ein Rekord – und auch in diesem Jahr wird die Wirtschaft weiter wachsen. So sind die Schweizer Exporte 2017 nach Down Under um beachtliche 6,3 Prozent gewachsen. Und die Importe aus Australien in die Schweiz haben letztes Jahr sogar einen Rekord erreicht: sie stiegen um fast 20 Prozent.  

Ebenso wie im Falle des Mercosur ist auch hier die Europäische Union aktiv. Die Verhandlungen zwischen der EU und Australien über ein Freihandelsabkommen könnten bereits im Juni beginnen.

Schweizer Prioritäten

Die Experten beim diesjährigen Aussenwirtschaftsforum schienen sich in Bezug auf den Freihandel einig. Patrick Dümmler vom Think-Tank Avenir Suisse nannte drei Prioritäten: Beim Aussenhandel mit den USA solle der Abbau nicht-tarifärer Handelshemmnisse, also beispielsweise rechtlicher Hürden im Vordergrund stehen. Ausserdem solle sich die Schweiz um ein Anschlussabkommen mit Grossbritannien nach dem Brexit sowie um neue Freihandelsabkommen mit anderen Partnern insbesondere Indonesien und Australien bemühen.