38'000 Menschen in der Schweiz haben seit Ausbruch der Corona-Pandemie ihren Job verloren. Die Arbeitslosenquote ist seither auf 3,4 Prozent angestiegen. Ein Gipfel ist damit noch nicht erreicht: Die Folgen der Krise werden sich auf dem Arbeitsmarkt erst in den kommenden Monaten so richtig entfalten.

Im schlimmsten Fall, wenn es zu einer zweiten Infektionswelle kommen sollte, prognostiziert das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) für nächstes Jahr eine Arbeitslosenquote über 5 Prozent. Täglich prasseln neue Nachrichten herein über Schweizer Unternehmen, die den Rotstift ansetzen. Allein an einem Tag: Hotelplan streicht 170 Stellen, Jet Aviation 200, die «NZZ» will 5 Prozent des Personals abbauen.

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Die Regionalen Arbeitsvermittlungen (RAV) rüsten dementsprechend auf. Mit Hochdruck haben sie in den vergangenen Wochen neues Personal eingestellt und ihre Systeme angepasst, um sich für den Ansturm der Stellensuchenden zu wappnen. 

«Wir sind bereit für den Peak»

Charles Vinzio, Direktor des RAV in Genf – dem Kanton mit der höchsten Arbeitslosigkeit in der Schweiz – rechnet mit dem Höhepunkt ab September, wenn nach jetzigem Stand die Kurzarbeitsregelung endet. Rund 30 neue Mitarbeitende stehen dafür bereit: Die meisten wurden neu eingestellt, weitere aus anderen Bereichen umgeschult.

«Wir sind bereit für den Peak, hoffen aber, dass es niemals dazu kommt», sagt Vinzio. Zudem habe das RAV viele Verfahren für Stellensuchende digitalisiert. Die Pandemie habe die Digitalisierung regelrecht beschleunigt, erklärt der RAV-Direktor.

Stellensuchende können sich elektronisch registrieren, die Gespräche mit den RAV-Beratern erfolgen per Telefon oder Videokonferenz. Zudem wird im Kanton Genf vermehrt E-Learning statt klassischer Weiterbildung eingesetzt.

10 neue Stellen in Basel, 77 in Zürich

Auch in Basel-Stadt, wo die Arbeitslosigkeit mit 4 Prozent überdurchschnittlich hoch ist, sorgt das RAV vor: zehn neue Personen seien bisher neu eingestellt worden. Je nachdem wie sich der Arbeitsmarkt weiter entwickelt, könnten es aber noch mehr werden, sagt die Basler Amtsleiterin Nicole Hostettler.

Den grössten Stellenzuwachs gibt es beim RAV des Kantons Zürich: 77 zusätzliche Stellen wurden besetzt. Die Arbeitslosenquote im Kanton lag im Mai bei 3,2 Prozent, also unter dem schweizweiten Durchschnitt. Betroffen waren nach Auskunft des Amts für Wirtschaft und Arbeit (AWA) alle Berufsgruppen, wobei freiberufliche Dienstleister am ehesten ihren Job verloren – deutlich mehr als Angestellte im Gastgewerbe.

Für 36 Prozent aller Beschäftigten im Kanton wurde Kurzarbeit angemeldet. Da diese Regelung im September ausläuft, werde sich zeigen, ob die Unternehmen die Corona-Krise auch ohne Kurzarbeit bewältigen, oder ob es um einen zeitlich verzögerten Stellenabbau kommt, schätzt das AWA Zürich.

Weniger Bewerbungen als früher

Verändert haben sich auch die Anforderungen für Stellensuchende. Statt früher zehn Bewerbungen pro Monat schreiben zu müssen, sind Stellensuchende derzeit nicht mehr dazu verpflichtet. Schliesslich gibt viel weniger Stellen, auf die sich ein Arbeitsloser bewerben kann.

Die Zahl der Stellenausschreibungen ist in den vergangenen drei Monaten fast um ein Drittel zurückgegangen, und zwar über alle Berufsgruppen hinweg. Laut Arbeitsvermittler Adecco und Universität Zürich ist das ein stärkerer Einbruch als etwa in der Finanzkrise. Demnach werden derzeit etwa Kellner und Coiffeure am wenigsten gesucht.

Zurückhaltung in der Romandie

Aber auch Büro- und Verwaltungsangestellte sind weniger gefragt, obwohl sich diese Tätigkeiten problemlos im Homeoffice erledigen lassen. Zudem seien Unternehmen in der Romandie noch etwas zurückhaltender mit Neueinstellungen als andere Regionen. In der gesamten Schweiz werden weniger Stellen ausgeschrieben, wobei Unternehmen in der Romandie noch zurückhaltender sind, neues Personal einzustellen.

Wie schlimm es in den nächsten Monaten kommen könnte, zeigt auch eine Befragung von Deloitte unter Schweizer Finanzchefs: 37 Prozent der CFO melden, dass ihre Firma Personal abbaut, um die Folgen der Corona-Krise zu bewältigen. Denn die meisten rechnen mit einer länger andauernden Rezession, vor allem wenn es zu einer zweiten Welle kommt – was zwei Drittel für realistisch halten.