Im Windschatten der amerikanischen und der europäischen Notenbanken wird auch die Schweizerische Nationalbank (SNB) in absehbarer Zeit den rekordtiefen Leitzins von Minus 0,75 Prozent erhöhen. So die Erwartung an den Kapitalmärkten.
Was aber geschieht mit den extrem aufgeblasenen Bilanzen der Notenbanken? Auch hier hält die SNB einen Weltrekord inne. Ihre rund 1000 Milliarden Franken schwere Bilanz entspricht mehr als 140 Prozent gemessen am Schweizer Bruttoinlandprodukt. Selbst jene der USA ist trotz ihrem Umfang von knapp 9000 Milliarden Dollar mit rund 40 Prozent gemessen am Ausstoss der Wirtschaft sehr viel kleiner.
Wenn bei den Zinsen von einer Rückkehr zur Normalität gesprochen wird, müsste das erst recht für einen Abbau der Bilanzen der Notenbanken gelten, denn deren Aufblähung war besonders abnormal gemessen am klassischen Instrumentenkasten der Geldpolitik.
«Die Bilanz-Ausweitung der Nationalbank verdankt sich nicht Anleihen-, sondern Devisenkäufen.»
Dazu ist es gekommen, weil die Leitzinsen im letzten Jahrzehnt kaum mehr weiter gesenkt werden konnten, sodass die Notenbanken in den USA und Europa mit massiven Käufen von Anlagen, hauptsächlich Staatsanleihen, die Volkswirtschaft direkt mit Geld geflutet haben.
Die Bilanz-Ausweitung der Nationalbank verdankt sich nicht Anleihen-, sondern Devisenkäufen. Sie hat fremde Währungen gegen frisch geschaffene Franken gekauft, um sich dem Aufwertungsdruck auf den Franken entgegenzustemmen. Mit den Devisen hat sie ausländische Anleihen und Aktien gekauft.
Auch beim Abbau der Bilanz geht die US-Notenbank voran. Die Europäische Zentralbank (EZB) will immerhin die Ausweitung stoppen. Von der SNB ist wie zu den Zinsen auch zum Vorgehen mit der Bilanz bisher nichts zu neuen Plänen bekannt.
«Eine deutliche Reduktion der Bilanz dürfte länger auf sich warten lassen. Dafür gibt es gute Gründe.»
Immerhin hält sie sich bei Devisenkäufen seit einiger Zeit zurück. Doch eine deutliche Reduktion der Bilanz dürfte länger auf sich warten lassen. Dafür gibt es gute Gründe: Käufe von Franken gegen Devisen aus der Reserve könnten die Schweizer Währung unerwünscht in die Höhe treiben, Kursverluste bei ihren Anlagen anheizen und die Liquidität am Schweizer Kapitalmarkt zu abrupt einschränken – vor allem, wenn die Zinsen weltweit ansteigen und wirtschaftliche und geopolitische Unsicherheiten auf den internationalen Kapitalmärkten länger anhalten.
Dennoch sollte die SNB rasch möglichst erklären, wann, unter welchen Bedingungen und in welchem Tempo sie mit dem Bilanzabbau beginnen will. Der aktuelle Umfang dieser Bilanz ist mehr noch politisch als ökonomisch ein Problem: Unter anderem weil er Begehrlichkeiten weckt, aber auch durch den Einfluss, den die SNB auf die internationalen Kapitalmärkte hat. Beides gefährdet letztlich die geldpolitische Unabhängigkeit der SNB.
1 Kommentar
“Der aktuelle Umfang dieser Bilanz ist mehr noch politisch als ökonomisch ein Problem: Unter anderem weil er Begehrlichkeiten weckt…”
Auch dieses Jahr werden der öffentlichen Hand CHF in der Höhe von 6 Mrd. ausgeschüttet welche überwiegend nicht erwirtschaftet wurden. Nur gerade 800 Mio. wird im GJ 2021 als Nettoergebnis in Schweizerfranken anfallen. Der Rest des Auschüttungsbetrags wird durch die Notenpresse bewerkstelligt. Solange der (versprochene) Ausschüttungsbetrag nicht in CHF realisiert werden kann, sollte auch nicht gezahlt werden. Die öffentliche Hand soll von sich aus auf die eigentl. unberechtigten Zahlungen, welche nur durch Inbetriebnahme der Notenpresse möglich sind, verzichten. Es ist wenig erstaunlich, dass nun auch SFr. für die AHV eingefordert werden. Das schlechte Beispiel der öffentl. Hand macht Schule und kann mit viel populistischen Geschrei auch für die AHV eingefordert werden. Die Allgemeinheit darf und soll von den Gewinnen in CHF profitieren. Aber erst, wenn diese in CHF auch erwirtschaftet wurden. Die Realisierung von Fremdwährungserträgen in CHF wird, wenn überhaupt, wohl erst in weiter Ferne erfolgen. Solange dieser Moment nicht erreicht ist, darf nicht mehr bezahlt werden. Ueberlassen wir diese Art der Finanzierung anderen Staaten. Bund und Kantone sollen sich mit dem Nettoerfolg, welcher in CHF anfällt, begnügen.
Nun ev. steigende Teuerung wird wohl primär via Zinsanhebungen und nicht durch (zusätzliche) Verteuerung des CHF angegangen.