Die Alterung der Bevölkerung in Japan ist unübersehbar. Fast ein Drittel der Bewohnerinnen und Bewohner des Landes sind im Pensionsalter und viele von ihnen bleiben aktiv und arbeiten freiwillig weiter, um sich einen Zustupf zur Rente zu verdienen – und unter die Leute zu kommen.
Doch obwohl sich das Land wie kein anderes an den demografischen Wandel angepasst hat, sind die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen einschneidend. Seit 2010 sinkt die Bevölkerung. Japan hat keinen besonders ausgebauten Sozialstaat, doch der Anteil der Sozialausgaben am Staatshaushalt steigt kontinuierlich an.
Immer weniger Menschen im erwerbsfähigen Alter müssen für die zunehmende Zahl der Pensionierten aufkommen. Dies auch, weil es keine namhafte Einwanderung gibt, welche die geringe Geburtenrate zumindest teilweise ausgleichen könnte.
Deutschland schrumpft ohne Einwanderung seit 1972
Japan hat die älteste Bevölkerung der Welt, aber auf viele Länder kommen ähnliche Probleme zu. So wäre ohne Einwanderung die Einwohnerzahl in Deutschland bereits seit 1972 jedes Jahr zurückgegangen. Zudem gibt es einige Länder, die eine geringere Fertilitätsrate als Japan aufweisen.
Aktuell liegt Japan aber in der Rangliste der Länder mit dem höchsten Anteil an Menschen über 65 Jahren noch deutlich vorn.
Technologie vs. Familien- und Einwanderungspolitik
Alterung, Geburtenrate, Fertilität und Lebenserwartung hängen eng zusammen und eine alternde Bevölkerung ist grundsätzlich mit einem hohen wirtschaftlichen Entwicklungsstand korreliert. Trotzdem ist ein hoher Anteil von über 65-Jährigen eine Belastung für die arbeitende Bevölkerung.
Ausser Japan sind vor allem europäische Länder schon heute mit einer alten Bevölkerung konfrontiert. Anders als in Japan, wo der drohende Arbeitskräftemangel eher technologisch kompensiert werden soll, setzt man in Europa auf Familien- und Einwanderungspolitik.
Schweizer Bevölkerung wächst weiter
Mit Blick auf die Zukunft ist ein japanisches Szenario nicht nur in Europa, sondern auch in anderen asiatischen Ländern möglich. Mit 1,1 und 1,2 Kindern pro Frau haben Korea und Südkorea noch eine tiefere Fertilitätsrate als Japan (1,4). Selbst China mit 1,7 Kindern pro Frau muss in Zukunft mit einem hohen Anteil älterer Menschen und einer sinkenden Bevölkerung rechnen.
Auch die Schweiz wird immer älter. Bis 2030 wird die Bevölkerung gemäss dem Bundesamt für Statistik (BFS) besonders rasch altern. Anschliessend sollte sich die Alterung verlangsamen.
Die ständige Wohnbevölkerung der Schweiz wird nach dem wahrscheinlichsten Szenario bis 2050 auf 10,4 Millionen Personen ansteigen. Dieses Wachstum wird in erster Linie der Migration zuzuschreiben sein, so das BFS.
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