Anfang Woche gab der Bund bekannt, dass der Gasverbrauch in der Schweiz in den vergangenen zwei Monaten bereits um 20 Prozent gesunken sei. Die Unternehmen hätten damit auf die hohen Preise reagiert, sagte der Energiekrisenmanager des Bundes Bastian Schwark gegenüber der NZZ. Die Schweiz sei im Hinblick auf den Winter gut unterwegs.
Weil die Schweiz keine eigenen Gasspeicher besitzt, ist sie völlig auf ihre Nachbarländer angewiesen. Rund 70 Prozent des Gases hierzulande stammen aus Deutschland. Die Speicher des nördlichen Nachbarn sind inzwischen zu 90 Prozent gefüllt, wie die Daten des Aggregated Gas Storage Inventory zeigen. Auch Frankreich (96 Prozent) und Italien (88 Prozent) sind demnach gut gerüstet.
Für Experte Andreas Tresch ist es aber für eine Entwarnung zu früh. Es stimme nicht, dass Europa einfach ohne das Gas aus Russland klarkomme. «Wir hängen an Norwegen und den Flüssigerdgas-Lieferungen aus den USA», sagte Tresch in einem Interview mit der «Handelszeitung». «Wenn da irgendwas ist oder wir einen kalten Winter bekommen, sind die Probleme sofort zurück.» Und ohne eigene Speicher sei die Schweiz besonders exponiert.
Europa hat gute Karten im Gaskrieg gegen Putin
Die Gasspeicher der EU insgesamt sind laut Schätzung zu 86 Prozent gefüllt. Zum Vergleich: Vor einem Jahr, am 19. September 2021, waren die Speicher der EU-Staaten nur zu 72 Prozent voll. Unsere Nachbarn Deutschland (2021: 65 Prozent), Frankreich (2021: 89 Prozent) und Italien (2021: 85 Prozent) sind besser vorbereitet als letztes Jahr.
Während der Westen des Kontinents gut dasteht, sieht es im Osten zum Teil schlechter aus. In Lettland sind die Speicher erst gut zur Hälfte voll (letztes Jahr über 80 Prozent). Auch Österreich, Ungarn und Bulgarien müssen sich langsam beeilen, wenn sie gelassen in den Winter gehen wollen.
Insgesamt ist die Investmentbank Goldman Sachs optimistisch: Die Preise seien im Sinken begriffen und die Gasspeicher füllten sich trotz abgeschalteter Pipeline Nord Stream 1. Wenn es nicht allzu kalt werde, habe Europa gute Karten im Gaskrieg gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin.
Sie möchten die Grafik der Woche regelmässig erhalten? Abonnieren Sie hier den Alert «Grafik» und Sie bekommen diese per E-Mail.
1 Kommentar
Interessant wären vor allem Angaben, wieviel Gas absolut (in TWh) gebunkert sind und für wieviele Tage diese reichen würden, wenn nichts mehr geliefert werden würde. Und noch eine Frage, warum keine Angaben zur Schweiz? Wir sollen ja auch einige Reserven haben, auch wenn - eine weitere Energiesünde der Damen Leuthard und Sommaruga - diese sich im Ausland befinden und es fraglich ist, ob wir diese anzapfen können, wenn europaweit das Gas so richtig knapp wird!