Erst ein Monat ist seit dem letzten Börsenbeben vergangen. Und jetzt erleben die Märkte wieder stärkere Kurseinbrüche – auch in der Schweiz. Der hiesige Leitindex SMI notiert vor dem Mittag über 1 Prozent im Minus. Von den 20 Titeln des Index befinden sich nur Swiss Life und die Partners Group nicht in der Verlustzone. Der Luxuskonzern Richemont büsst mit über 5 Prozent am deutlichsten ein.

Damit ist die trübe Stimmung an der Wall Street auf die Schweizer Börse übergeschwappt. «Der SMI reagiert heute ähnlich schwach wie die europäischen Nachbarn und folgt den erneut schwachen US-Futures, die auf eine weitere tiefere Eröffnung hindeuten. Vor allem die zyklischen Werte müssen stark Federn lassen», schätzt Roman Przibylla (39), Anlageexperte bei Maverix Securities, die derzeitige Lage ein. 

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Roman Przibylla

Besonders der Chip-Sektor scheint aktuell im Fokus der konjunkturellen Ängste der Anleger zu stehen», so der Anlagespezialist Roman Przibylla.

Quelle: PD (Pressedienst)

Bei zyklischen Werten handelt es sich um Aktien, deren Kurs stark auf die derzeitige Wirtschaftslage reagiert. Demgegenüber stehen defensive Werte wie Nestlé, Swisscom, Zurich oder Swiss Life, die sich dem aktuellen Verkaufstrend noch entziehen können. 

US-Tech-Branche besonders unter Druck

Die Kursverluste an den US-Börsen sind laut Przibylla das Ergebnis einer normalen Konsolidierung, die durch wachsende Konjunktursorgen ausgelöst wurde. Wirtschaftsdaten fürs verarbeitende Gewerbe in China und den USA sind unter den Erwartungen zurückgeblieben.«Dies schürte die Unsicherheit weiter», so der Anlagespezialist.

Insbesondere konjunktursensible Technologiewerte verloren am Dienstag stark. Der technologielastige Nasdaq stürzte um 3,15 Prozent ab. «Das könnte auf eine fortgesetzte Abkehr vom Technologiesektor hindeuten. Besonders der Chip-Sektor scheint aktuell im Fokus der konjunkturellen Ängste der Anleger zu stehen», so Przibylla. 

Der Branchenführer Nvidia bekam dies am stärksten zu spüren. Der Computerchip-Hersteller, dessen Papier zurzeit als die gilt, büsste 9,5 Prozent ein. Konkurrent AMD verlor 7,8 Prozent, Intel 8,8 Prozent.

US-Börsentief zieht auch Asiens Märkte runter

Am Mittwochmorgen gingen auch die Märkte Asiens auf Talfahrt. «Viele asiatische Indizes sind stark technologielastig, insbesondere in Taiwan und Südkorea, weshalb sie den schwachen Vorgaben aus den USA gefolgt sind», erklärt Przibylla.

Besonderes Augenmerk gilt auch Japan, wo es Anfang August zum gekommen ist. Dort verlor der Leitindex Nikkei 3,3 Prozent. Der breiter gefasste Topix notierte in Tokio 2,8 Prozent tiefer. Den Anlegern bereitet Sorgen, dass die japanische Währung Yen erneut Anzeichen einer schnellen Aufwertung gegenüber dem US-Dollar zeigt.

Spannung vor US-Arbeitsmarktdaten

Nun warten die Börsianer gespannt auf die US-Arbeitsmarktdaten, die am Freitag publiziert werden. Die Konjunkturzahlen aus den USA haben Anfang August das Börsenbeben ausgelöst. «Bis zur Veröffentlichung der Daten dürften die Schwankungen hoch bleiben, was die Spekulationen über das Ausmass der möglichen Zinssenkung am 18. September weiter anheizen wird», prognostiziert Przibylla. An diesem Tag wird die US-Notenbank Fed über die künftigen Zinsen befinden. 

Für kommende Woche erwartet der Investment-Experte weniger Kursbewegungen: «Ab Samstag gilt für die FED-Mitglieder eine einwöchige Schweigeperiode, was für etwas Beruhigung sorgen dürfte. Anleger, die auf eine harte Landung der US-Wirtschaft setzen, profitieren derzeit. Ebenfalls dürfte sich die Rotation in defensive Aktien in den kommenden Wochen fortsetzen.»