Die Schweizer Industrie kann sich der globalen Wachstumsschwäche nicht entziehen. Die Einkaufsmanager der Schweizer Industrieunternehmen zeigen sich viel pessimistischer als noch vor Monatsfrist.
Der sogenannte Purchasing Managers' Index (PMI, saisonbereinigt) sackte im März zum Vormonat um 5,1 Punkte auf 50,3 Zähler ab. Dies ist der tiefste Stand seit Dezember 2015 und der stärkste Rückgang seit November 2008.
Der PMI lag damit deutlich unter den Schätzungen: Von AWP befragte Ökonomen hatten mit einem Wert zwischen 53,0 und 54,2 Punkten gerechnet.
Nur knapp über Wachstumsschwelle
Der PMI notiert mit dem aktuellen Wert nur noch wenig über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten und deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt von 55 Punkten. Er notiert im März quasi auf der Schwelle zwischen Wachstum und Rückgang.
Das Absinken des Schweizer PMI dürfte wohl die Konsequenz der Wachstumsflaute im Ausland, allen voran diejenige der europäischen Industrie, sein, heisst es in einer Mitteilung der Credit Suisse vom Montag. Die Grossbank berechnet den Index zusammen mit dem Fachverband für Einkauf und Supply Management (procure.ch).
Sämtliche Subindikatoren verloren im März an Terrain. Die Produktion sei sogar zum ersten Mal seit September 2015 geringer als im Vormonat gewesen. Die entsprechende Subkomponente schloss mit 49,0 Zählern leicht unterhalb der Wachstumsschwelle.
Der Auftragsbestand sei zwar noch zunehmend, aber mit deutlich geringeren Dynamik. Das deute ebenfalls auf keine rasche Veränderung der aktuellen Lage hin. Abgenommen hätten sowohl die Einkaufsmenge als auch die Lagerbestände. Dies zeige, dass die Unternehmen bereits auf die Flaute reagierten und ihre Bestände der geringeren Nachfrage angepasst hätten.
Dies sei aber auch ein Zeichen dafür, dass sich der Produktionsrückgang nicht merklich verschärfen sollte. Positiv stimme die Tatsache, dass die Unternehmen nach wie vor Personal einstellten, wenn auch weniger verbreitet als in den Vormonaten.
Besser sieht es im Dienstleistungsbereich aus. Dieser verliere nur leicht an Schwung. Der PMI des Dienstleistungssektors sank im März - bereinigt um Saisoneinflüsse - um 1,3 Punkte 54,4 Zähler.
Keine Rezession
Schweizer Wirtschaft dürfte aber insgesamt robust bleiben, stellen die Studienautoren fest. Der noch vor rund einem Jahr festgestellte «Mini-Boom» der Schweizer Wirtschaft sei aber noch rascher als erwartet zu Ende gegangen.
Denn die abflauenden Impulse aus dem Ausland lasteten auf der Schweizer (Export-)Industrie. Demgegenüber sollte der Binnenkonsum solide bleiben, weil unter anderem die Arbeitsmarktlage gut bleibe. Der Dienstleistungssektor erfreue sich einer nach wie vor soliden Nachfrage.
«Wir gehen entsprechend von einer Wachstumsverlangsamung aber keiner Rezession hierzulande aus», so die Ökonomen der Grossbank.
Kein Thema sei derzeit die Inflation: Die Preiskomponenten beider PMI-Umfragen notieren nahe - oder in der Industrie sogar deutlich unter - ihren langfristigen Durchschnitten. Dementsprechend dürfte die Schweizerische Nationalbank (SNB) noch länger nicht an der Zinsschraube drehen.
KOF-Barometer signalisiert langsameres Wachstum
Der PMI gehört gemeinsam mit dem KOF-Konjunkturbarometer zu den wichtigsten Vorlaufindikatoren für die Schweizer Wirtschaftsentwicklung. Gemäss dem am Freitag veröffentlichten KOF-Konjunkturbarometer dürfte die Schweizer Wirtschaft in den kommenden Monaten durch ein eher schwaches Wachstum geprägt werden.
Der von ETH Zürich berechnete Frühindikator ist zwar im März um 4,4 auf 97,4 Punkte gestiegen. Der Februar-Wert wurde allerdings um 0,6 Punkte nach oben korrigiert. Der aktuelle Barometerwert sei aber immer noch klar unterdurchschnittlich, hiess es in der KOF-Mitteilung. Immerhin sei damit aber die jüngste Abwärtstendenz - zumindest vorerst - beendet worden.