Apple-Gründer Steve Jobs liebte es, sein Publikum mit einem «One More Thing» zu überraschen. Ein Produkt, mit dem niemand wirklich gerechnet hat. Als Apple-Chef Tim Cook im McEnery Convention Center in San Jose zum Start der diesjährigen Entwicklerkonferenz WWDC ein «One Last Thing» ankündigt, wussten alle schon Bescheid: Jetzt kommt Apples smarter Lautsprecher.
«Wir wollen Musik zu Hause neu erfinden», sagte Cook und präsentierte den HomePod, ein Lautsprecher in Zylinderform, der dem Mac Pro aus dem Jahr 2013 sehr ähnlich sieht.
Der HomePod soll weniger als 18 Zentimeter hoch sein, in den USA 349 Dollar kosten und den digitalen Assistenten Siri gleich mit eingebaut haben. Das Gerät, das Ende des Jahres vorerst in den USA, Grossbritannien und Australien verkauft wird, spielt auf Zuruf Musik ab, beantwortet Fragen, stellt den Wecker und steuert Geräte im vernetzten Heim.
Auf den ersten Blick eine Echo-Kopie
Mit dem HomePod ist Apple ein Spätzünder. Amazon hat seinen Echo mit dem digitalen Assistenten Alexa bereits seit 2014 im Markt und ist damit äusserst erfolgreich.
Die von Apple nun präsentierten Funktionen für den HomePod wirken auf den ersten Blick wie eine Kopie des Echo. Er hat sechs Mikrofone, die im Kreis angeordnet sind, damit er - wie sein Amazon-Konkurrent - aus allen Richtungen auch aus mehreren Metern Entfernung angesprochen werden kann.
Der HomePod spielt, wie der Echo auch, auf Zuruf Top-Hits aus einem bestimmten Jahr, den Soundtrack eines Films oder auch nur eine Musikrichtung. Während Apple dabei auf den hauseigenen Dienst Apple Music zugreift, ist es beim Echo Amazon Music. Der HomePod spielt Nachrichten ab, gibt die Wettervorhersage und Aktienkurse wieder und nennt Sportergebnisse.
Als Zentrale für das vernetzte Zuhause
Auch Google hat seit dem vergangenen Jahr einen smarten Lautsprecher mit der Bezeichnung Google Home, der Berichten zufolge in den kommenden Monaten auch in Deutschland eingeführt werden soll. Auch hier unterscheiden sich die Funktionen kaum.
Amazon, Google und auch Apple wollen ihre smarten Lautsprecher zur Zentrale für das vernetzte Zuhause machen. Sie können auf Zuruf das Licht löschen, die Heizung regulieren und Rollos bedienen.
Apples hat für seinen HomePod einen deutlich höheren Preis als seine Konkurrenten und hofft, mit einer besseren Sound-Qualität zu überzeugen. Tatsächlich verfügt das Gerät über eine Technologie, die den Raum scannen kann und die Tonwiedergabe den Reflexionen im Raum automatisch anpasst. Eine ähnliche Funktion gibt es auch für die Lautsprecher der Firma Sonos.
iMac und MacBook Pro aufgefrischt
Apple zeigt auf seiner Entwicklerkonferenz meist neue Funktionen seiner Software. Doch dieses Mal präsentierte der Konzern auch eine Auffrischung seiner Computer und iPads.
Der iMac bekommt ein helleres Display, schnellere Prozessoren, grössere Speicher und eine bessere Grafik, mit der künftig auch Virtual-Reality-Anwendungen möglich werden.
Auch für die MacBook-Pro-Laptops gibt es nun mit schnelleren Prozessoren. Ein extrem leistungsstarker iMac Pro kommt erst Ende des Jahres für 5000 Dollar auf den Markt. Wann und zu welchem Preis das Gerät in Deutschland zu haben sein wird, hat der Konzern nicht bekannt gegeben.
iPad mit 10,5 Zoll-Display
Zum ersten Mal führt Apple ein iPad mit einem 10,5 Zoll (26,7 Zentimeter) grossem Display ein. Das neue iPad Pro hat - wie auch das überarbeitete grössere 12,5-Zoll-iPad - einen leistungsfähigeren Prozessor und ein besseres Display mit einer grösseren Helligkeit und einer Bildwiederholrate von 120 Bildern pro Sekunde.
Apple nennt diese Funktion ProMotion. Bisher hatten iPads eine Wiederholrate von 60 Bildern pro Sekunde. Das wirkt sich vor allem bei Spielen aus, die künftig deutlich flüssiger laufen dürften. Aber auch beim Scrollen auf Webseiten soll sich die höhere Wiederholungsrate schon bemerkbar machen. Weil Apple bei seinem neuen iPad Pro mit 10,5 Zoll den Rahmen um 40 Prozent kleiner gemacht hat, ist das Gerät nur unwesentlich grösser als das bisherige 9,7-Zoll-iPad.
Das ist neu in iOS 11
Zum Auftakt der WWDC hat Apple auch einen Ausblick auf die nächste Version des iPhone- und iPad-Betriebssystems iOS 11 gegeben, die im Herbst zum kostenlosen Download zur Verfügung steht. Demnach bekommen die Geräte ein neues Kontrollzentrum, das erscheint, wenn der Nutzer auf dem Display von unten nach oben streicht. Bisher verteilten sich die Funktionen des Kontrollzentrums auf mehreren Seiten, die in der neuen Version auf einen Blick zusammengeführt werden.
In iOS 11 wird auch der digitale Assistent Siri aufgewertet und bekommt eine bessere Sprachwiedergabe. Tatsächlich ist Apples Assistent nach einem frühen Start hinter die Konkurrenten Alexa von Amazon und Googles Assistant zurückgefallen. Künftig wird Siri auch übersetzen können. Zum Start funktioniert das mit Englisch, Deutsch, Chinesisch, Französisch, Italienisch und Spanisch. Später sollen weitere Sprachen hinzukommen.
Apple präsentiert mit iOS 11 noch kleinere Verbesserungen: Es gibt zusätzliche Foto- und Videofunktionen, mit Hilfe von Apple Pay können sich Nutzer über iMessage Geld schicken, die Karten-App findet sich bald auch in grösseren Einkaufszentren und Flughäfen zurecht. Zum Start wird dies in Europa nur an den Flughäfen in Berlin, London, Amsterdam und Genf möglich sein. Zudem bekommt der Navigationsmodus einen Fahrspurassistenten, der beim richtigen Einfädeln helfen kann.
Für iPads hält iOS 11 noch besondere Funktionen bereit, darunter das Drag & Drop von Bildern und Text, was insbesondere beim Erstellen von E-Mails hilfreich ist, und ein Dock, wie es die Nutzer der Mac-Computer kennen. Es wird aufgerufen, wenn man mit dem Finger auf dem Display von unten nach oben streicht. Hier können Apps abgelegt werden. Zieht der Nutzer eine App vom Dock auf das Display, öffnet sie sich in einem eigenen Fenster, das auch verschoben werden kann. Ausserdem gibt es eine neue Anwendung mit der Bezeichnung «Files», ein Dateibrowser, wie man ihn vom Arbeiten auf Computern kennt.
Apple setzt auf Augmented Reality
iOS 11 wird künftig in der Lage sein, grössere Video-Dateien besser zu komprimieren, ohne Qualität zu verlieren. Apple setzt dafür auf den Videocodec H.265, wie er bereits von einigen anderen Smartphone-Herstellern, darunter Huawei, eingesetzt wird. Für die Anwender kann das zum Start erst einmal komplizierter werden. So lassen sich derzeit diese Videos nicht ohne vorherige Umwandlung auf die Video-Plattform YouTube laden, weil sie in diesem Format dort nicht wiedergegeben werden können.
Zwar hat Apple in San Jose darauf verzichtet, eine eigene VR-Brille zu zeigen, doch die Vorarbeit ist mit der VR-Fähigkeit der neuen iMacs bereits getan. Auch bei der gemischten Realität, die als Augmented Reality (AR) bezeichnet wird, will Apple mitmischen und stellte eine entsprechende Software für Entwickler vor.
Dabei werden virtuelle Objekte in das Live-Bild der Kamera eingebaut. Mit Hilfe des ARKit können nun Programmierer ihre eigenen AR-Apps entwickeln und die Sensoren von iPhone und iPad nutzen. Apple-Chef Tim Cook hatte AR bereits mehrfach als vielversprechend bezeichnet.
Amazon Prime auf Apple TV verfügbar
Die nächste Version des Betriebssystems für Mac-Computer wird High Sierra heissen und bekommt ein neues Dateisystem, das deutlich schneller arbeitet als bisher. Auf High Sierra soll der Internet-Browser Safari deutlich schneller arbeiten. Ausserdem kann das Nutzer-Tracking, das vor allem Werbefirmen einsetzen, blockiert werden. Genauso wie das automatische Abspielen von Videos beim Besuch einer Webseite.
Auch Apples Smartwatch wird im Herbst mit einer neuen Software-Version watch OS 4.0 ausgestattet, die allerdings nur kleinere Verbesserungen bringt, darunter neue Zifferblätter, eines davon wird von Siri bestückt und zeigt Kontext bezogen beispielsweise die nächsten Termine, ein Verkehrsstau auf dem Weg zur Arbeit oder den Zeitpunkt für den Sonnenuntergang an. Die Apple Watch kann künftig drahtlos auch Daten mit den Fitness-Geräten der wichtigsten Hersteller austauschen, darunter LifeFitness und TechnoGym. Und sie kann blinken, wenn der Nutzer beispielsweise im Dunkeln joggen geht.
Zur Apple-TV-Box hatte Apple nicht viel zu sagen oder zu zeigen. Bereits vor der Entwicklerkonferenz war durchgesickert, dass im Laufe des Jahres auch der Prime-Video-Dienst des Konkurrenten Amazon auf Apple TV verfügbar sein wird. Apple hat das nun auf dem WWDC bestätigt, will dazu aber erst später Details bekannt geben.
Die Kontributoren sind externe Autoren und wurden von bilanz.ch sorgfältig ausgewählt. Ihre Meinung muss nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.