Herr Schnorf, mit Zürich, Zug und Bern stehen dieselben Städte an der Spitze wie letztes Jahr; Luzern war schon 2009 in den Top 4. Warum liegen oft die gleichen Städte vorne?

Das mag auf den ersten Blick etwas langweilig anmuten. Aber es sind nun einmal diese Städte, die punkto Breite des Angebots Hervorragendes leisten. Gerade auch in Sachen Bildung stellen diese Städte eine optimale Infrastruktur bereit. Da ist es nur fair, wenn sie im objektiven Ranking für ihre Zentrumsfunktion belohnt werden.

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Bevölkerungswachstum wird im Ranking generell positiv gewertet. Mehr Einwohner bedeuten aber auch verstopfte Strassen, Gerangel im Bus und im Tram.

Das ist wohl der Preis, den dynamische Städte für ihre Anziehungskraft zahlen müssen. Aus unserer Optik bedeutet Bevölkerungswachstum hingegen, dass sich mehr Leute für diesen Wohnort entscheiden, und das ist als Erfolgsmerkmal zu bewerten.

Im Mittelfeld kam es zum Teil zu starken Verschiebungen. Sion und Wil beispielsweise verlieren 25 beziehungsweise 23 Plätze. Sind diese Städte punkto Lebensqualität so viel schlechter geworden?

Nein. Aber die anderen sind besser geworden. Die Abstände in den einzelnen Kriterien sind teilweise minim, wirken sich aber in der Gesamtheit stark aus. Wenn sich Städte in relevanten Kriterien wie etwa Bildung oder Mobilität verbessern, hat das einen Effekt. Aber es gibt auch Themen wie die verkehrstechnische Erreichbarkeit, die von einzelnen Städten nur bedingt beeinflussbar sind. Dementsprechend gibt es auch das umgekehrte Phänomen: Adliswil ZH etwa, von der breiten Bevölkerung wohl nicht als Top-Stadt wahrgenommen, hat 13 Plätze gutgemacht. Dies ist einer besseren Verkehrsanbindung, attraktiven neuen Immobilienprojekten und dem Bevölkerungswachstum geschuldet.

Auf den letzten Plätzen stehen einmal mehr Le Locle und Val-de-Travers. Warum nur?

Das sind zwar schöne Gemeinden mit attraktiven Naherholungsgebieten. Sie sind aber verkehrstechnisch isoliert, und es fehlen Arbeitsplätze, sie sind die Verlierer im Strukturwandel. Wenn Jugendliche keine Jobs vor Ort finden und ihnen der Austausch fehlt, dann wandern sie ab – was wiederum der Bevölkerungsdynamik schadet.

Wie könnten diese Gemeinden stärker punkten?

In der kurzfristigen Optik gelänge dies wohl nur, wenn sie zu Steueroasen würden. Mittel- und langfristig müsste es ihnen hingegen gelingen, Unternehmen anzusiedeln und Jobs zu schaffen oder eine bessere Verkehrsanbindung zu erhalten.