Die PR-Leute der Credit Suisse hatten sich Mühe gegeben und nennen es so: «Jahr der Herausforderungen». Das ist die wattierte Form der Realität, die der Grossbank einen Milliardenverlust von knapp 1,6 Milliarden Franken beschert. 2021 geht zweifellos als Krisenjahr in die Geschichte ein, in dem eine Serie unverzeihlicher Grosskarambolagen das an sich ansprechende Jahresergebnis pulverisierte.
Die Pleiten heissen Archegos, Greensill oder Moçambique. Dazu zu rechnen sind riesige Anwaltskosten und Gewaltsabschreiber aus der Zeit des Grössenwahns (2000), als man für wahnwitzige 20 Milliarden die US-Investmentbank Donaldson, Lufkin & Jenrette kaufte. Damals war ein gewisser Lukas Mühlemann am Ruder, CEO und VR-Präsident im Doppelamt.
Die Chancen verpasst
Was das Jahr 2021 vollends zum Jahr des Vergessens macht, ist die Tatsache, dass die globalen Märkte brummen und die Konkurrenz Heydays mit Extraboni feiert. Eine Bank von der Statur einer Credit Suisse hätte eigentlich letztes Jahr locker 4 Milliarden verdienen müssen.
Das Versagen aber hochbezahlter Manager in Verwaltungsrat und im Topmanagement haben ins Desaster geführt. Oder: Zum schlechtesten Ergebnis seit 2016, als Tidjane Thiam den Umbau der Bank einleitete und einen Verlust von 2,7 Milliarden auswies. Jenes Jahr ging übrigens als «Jahr des Übergangs» in die Annalen ein.
Dass die irre Achterbahn mittlerweile zum Geschäftsmodell der CS gehört, zeigt ein Vergleich mit der UBS. Während diese in den letzten fünf Jahren einen kumulierten Reingewinn von 22,6 Milliarden erwirtschaftete, brachte es Konkurrentin CS gerade mal auf 6,8 Milliarden. Für die 45’000 Mitarbeitenden ist es bitter. Weil eine Handvoll «Risk Taker» versagten, werden sie finanziell abgestraft. Der Bonus-Pool schrumpft 2021 – auch auf Geheiss der Finanzmarktaufsicht Finma – um einen Drittel.