Die Inflation in den USA ist auf 5,4 Prozent gestiegen. Das scheint bedrohlich hoch, und es gibt gute Gründe, Inflation zu fürchten. Sie ist der periodisch wiederkehrende Beweis, dass Geld nur bedrucktes Papier ist. Inflation ist die Methode, einen Geldschein zu halbieren, ohne das Papier zu verletzten. Inflation ist, wenn das Geld hochstapelt.

Sehr hoch stapeln sich die Geldnoten inzwischen bei der Schweizer Nationalbank (SNB). In deren Tresoren lagern 1000 Milliarden Franken. Vor allem, weil die SNB für Milliarden Euro kauft, um den Schweizer Franken zu schwächen.

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Schweizer Inflationsrate unter 1 Prozent

Die sehr lockere Geldpolitik der SNB und von anderen Zentralbanken wird immer wieder als ein Grund angeführt, der zu hoher Inflation führen soll. Ist das eine Gefahr, und müssen wir jetzt Angst vor Inflation haben? In der Schweiz bisher nicht. Hier liegt die Inflationsrate noch unter 1 Prozent. Und, es gibt wenig Grund zur Annahme, dass wir anhaltend hohe, gefährliche Inflationsraten sehen werden.

Klassisch entsteht Inflation über die Lohn-Preis-Spirale:  Die Arbeitnehmenden und Gewerkschaften setzen höhere Löhne durch. Wenn die Unternehmen diese höheren Löhne nicht durch Produktivitätsgewinne auffangen können, schlagen sie die Mehrkosten auf die Preise ihrer Güter. Wenn die Güter teurer werden, nennt man es Inflation.  

Aber sind Lohnerhöhungen derzeit ein breites Thema in der Schweiz? Im Investmentbanking, ja. Und in bestimmten Bereichen der Informationstechnologie. Aber in der breiten Arbeitsbevölkerung ist das kaum zu sehen. Erwartet wird eine Erhöhung der Lohnkosten um nominal 0,5 Prozent. Also dürfte die klassische Inflationsspirale kaum ein Thema werden.

Aber woher kommt die hohe Inflation in den USA? Sie ist vor allem durch höhere Rohstoff- und Energiepreise getrieben. Zudem sind gebrauchte Autos und Trucks gegenüber dem Vorjahr um 24,4 Prozent teurer geworden.

Lieferengpässe nur für kurze Zeit

Diese Teuerung hat vor allem mit Lieferengpässen zu tun. Bei den Autos fehlen die Halbleiter-Chips, so können weniger neue Autos gebaut und müssen mehr Gebrauchtwagen gekauft werden.

Allerdings dürften diese Lieferengpässe bald behoben werden. Die Pandemie hat diesbezüglich gezeigt, wie anpassungsfähig die Lieferketten sind. Es braucht allerdings etwas Zeit.

An den Inflationsraten ist aber schon abzulesen, dass etwas passiert, denn deren Veränderung flacht ab. Von März auf April 2021 ist sie noch von 2,6 auf 4,2 Prozent – also um 60 Prozent – nach oben geschossen. Von August auf September ist sie gerade noch von 5,3 auf 5,4 Prozent gehüpft.

Natürlich ist die Abflachung keine endgültige Entwarnung, aber schon ein sehr gutes Zeichen dafür, dass die Inflation nur ein, von Angebotsschocks ausgelöstes, temporäres Phänomen bleiben wird.

Allerdings schmerzt die Inflation die Konsumenten und Konsumentinnen natürlich im Portemonnaie: Sie müssen die höheren Preise bezahlen. Wenn sie jetzt einen Lohnausgleich fordern, der das übersteigt, was durch Produktivitätsgewinne wettgemacht wird, könnte doch noch klassische permanentere Inflation entstehen.

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