Ihnen ist schon ganz schwindlig von der Berg- und Talfahrt der Aktienmärkte? Niemand weiss, ob der Rückgang bereits zu Ende ist oder ob er einen weiter auf die Probe stellt. Die Geschichte jedoch zeigt, dass diejenigen, die bei Korrekturen wie dieser die Ruhe bewahren, später dafür reich belohnt werden. Schauen Sie bereits jetzt auf diese Zukunft.
Im Januar schrieb ich, dass Mitte 2022 die Mischung aus der Klarheit über die Wahlen in den USA und den weltweit schwindenden Sorgen ein gutes Aktienjahr bedeute – nach einer holprigen ersten Jahreshälfte. Nein, das furchtbare Handeln Putins oder den Einbruch des SPI zu Beginn des Jahres 2022 um 15,1 Prozent habe ich nicht vorhergesehen. Aber gemeine kurzfristige Verwirbelungen sind der Preis, den wir für die hohen langfristigen Erträge der Aktien zahlen. Volatilität und Aktien sind eng verbunden. Nehmen Sie das so hin. Steuern können Sie nur Ihre Reaktion.
Ukraine, 2 Franken für einen Liter Benzin, der Corona-Ausbruch in China – nichts davon ändert meine Ansicht, dass der Einbruch der Aktien zu Beginn des Jahres eine klassische Bullenmarkt-Korrektur ist und kein neuer Bärenmarkt.
Ken Fisher ist ein US-amerikanischer Autor und Investmentanalyst sowie Gründer und Vorsitzender von Fisher Investments, einer Vermögensverwaltungsfirma mit Niederlassungen in sechs Ländern, die rund 188 Milliarden Dollar verwaltet. Fisher zählt zu den einflussreichsten (und auch reichsten) Investment-Managern der USA.
Global fallende Märkte setzen gewöhnlich leise ein und locken fälschlicherweise Nachzügler an. Korrekturen – Einbrüche um etwa 10 bis 20 Prozent von Allzeithochs – haben mit Schauermeldungen, aber auch schnellen Erholungen zu tun. Der Aktienanstieg seit Anfang März könnte ein Zeichen für das Ende dieser Korrektur sein.
Die wahre Gefahr von Korrekturen: Vor der Erholung oder kurz nach ihrem Einsetzen zu verkaufen, aus Angst vor einer «Sucker Rally» – einem vorübergehenden Anstieg, der gerade lange genug anhält, um ahnungslose Käufer («Sucker») zur Investition zu bewegen. Betrachten wir wegen seiner langen, genauen Geschichte den amerikanischen S&P 500. Seit 1925 erfolgten etwa alle zwei Jahre Korrekturen. Der mittlere Rückgang in USD lag in 2,1 Monaten bei 13,8 Prozent, ohne Dividenden, und erreichte in nur 2,8 Monaten wieder neue Höchststände. Aktien boomten gewöhnlich weiter, bevor die Schreckensmeldungen nachliessen. Der mittlere Gewinn sechs Monate nach den Tiefs: 23 Prozent. Ein Jahr später? 30 Prozent. Nach zwei Jahren? 44 Prozent.
Seit 1969 gibt es gute globale Aktiendaten, seither mit 17 Korrekturen. Zu den «Ursachen» gehören der russische Zahlungsausfall von 1998, der zweite Irak-Krieg und die Zölle 2018. Der mittlere Rückgang in USD betrug 12,7 Prozent über 2,7 Monate, ohne Dividenden, die Erholung dauerte 3,3 Monate und ein Jahr nach dem Tief lagen die Werte um 28 Prozent höher.
Aber was ist mit Russland? Oder dem globalen Preisanstieg, der sogar die Schweizerische Nationalbank dazu bringt, ihre Inflationsprognose zu verdoppeln? Oder den Düngerengpässen, die die Schweiz dazu bewegen, Stickstoffreserven zu erschliessen? Erinnern Sie sich: Jede Korrektur wärmt das Märchen auf, dass es dieses Mal anders, erstmals und am schlimmsten sei. Krieg verstärkt die Angst. Bleiben Sie ruhig.
Selbst mit echter wirtschaftlicher Schlagkraft sind diese Ängste den Aktien weithin bekannt und daher vorab eingepreist. Die Fondsmanager-Umfrage der Bank of America zeigt nun, dass der globale Wachstumsoptimismus – der seit 2007 verfolgt wird – auf einem Rekordtief ist. Seit dem Höchstwert im vergangenen Herbst hat sich das wirtschaftliche Vertrauen in der Schweiz mehr als halbiert.
Mehr als ein Drittel der Korrekturen zeichnen sich durch ein W-förmiges Doppeltief aus, nicht durch einen V-förmigen «Abpraller». Vielleicht hat der Aufschwung im März diese Korrektur beendet – oder auch nicht. Wie dem auch sei, eine Reaktion auf kurzfristige Schwankungen ist unvernünftig. In den fünfzig Jahren meines professionellen Umgangs mit Geld habe ich noch nie erlebt, dass jemand diese Korrekturen vernünftig bestimmen kann. Gefühle sind kein guter Ratgeber.
Trotzdem versuchen Anleger immer wieder, Korrekturen zu fassen – und scheitern daran. Tun Sie das nicht. Beherzigen Sie stattdessen drei entscheidende Punkte:
- Wenn Ihre Ziele die hohen langfristigen Renditen der Aktien erfordern, sind sie Ihre Basisinvestition. Weichen Sie davon nur ab, wenn Sie eine riesige, wahrscheinliche Negativentwicklung sehen, die andere übersehen – das ist selten und etwas anderes als die heute breitgetretenen Ängste.
- Volatilität ist zweischneidig – und ein Bullenmarkt zeichnet sich weitaus öfter durch ein «nach oben» als ein «nach unten» aus. Der weltweite Bullenmarkt von 2009 bis 2020 erlebte acht Korrekturen und acht weitere Einbrüche von über 5 Prozent. Dennoch stiegen die globalen Aktien um 273 Prozent.
- Wenn die grossen Schwankungen der Aktien Ihnen den Schlaf rauben, schauen Sie nicht mehr hin! Gehen Sie wandern. Schauen Sie sich alle Alain-Tanner-Filme nochmals an. Spielen Sie mit Ihren Enkelkindern – alles, was Sie daran hindert, zu niedrig zu verkaufen und die Rally nach der Korrektur zu verpassen.
Es gibt keine aktienartigen Renditen ohne aktienartige Schwankungen. Akzeptieren Sie also die Turbulenzen. Bewahren Sie Ruhe. Geduld wird belohnt.