Sell in May and go away. Der Mai steht bevor und viele Anlegende denken darüber nach, bei der einen oder anderen Position den Verkaufen-Knopf zu drücken. Bei Swiss Re könnte das jetzt Sinn machen. Regelmässig ging es nämlich mit der Aktie des Rückversicherers in den Wochen und nicht selten auch Monaten, die auf die Generalversammlung im April folgten, nach unten.

Zwar erhalten Anlegerinnen und Anleger wenige Tage nach dem Aktionärstreffen beim SMI-Mitglied eine nachhaltig hohe Dividende. Für 2021 beispielsweise gab es 5.90 Franken. Das ergibt eine weit überdurchschnittlich hohe Dividendenrendite von 6,6 Prozent. Der Ex-Dividenden-Tag, ab dem die Aktie ohne Dividendenanspruch gehandelt wird, ist heute.

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Swiss Re: Regelmässige Nach-GV-Baisse

Aber nach der Zahlung scheinen regelmässig viele Anlegende das Interesse vorübergehend zu verlieren. Der Kurs war in den letzten zehn Jahren achtmal nach der Dividendenzahlung teils deutlich stärker gefallen als bereinigt um die Ausschüttung. Nicht selten resultierten zweistellige Kursverluste. Da wir auch in diesem Jahr ein ähnliches Kursmuster erwarten, steigen wir bei Swiss Re aus.

Die frei werdende Liquidität setzen wir auf West Fraser Timber aus dem kanadischen Vancouver. Vor vier Wochen wurde die Aktie des grössten Herstellers von Naturholz in Nordamerika nach unten durchgereicht. Die 100- und die 200-Tage-Linie waren innerhalb weniger Tage nach unten durchbrochen, und das brachte dem Titel in wenigen Wochen Kursverluste von mehr als 25 Prozent. Dabei ist West Fraser ein Milliardenkonzern und kein kleiner Small Cap, bei dem solche Verluste immer wieder vorkommen!

West Fraser Timber: Kurserholung wahrscheinlich

Unsere Einschätzung ist aber: War die Aktie schon vor dem Kurskollaps nur moderat bewertet, so ist sie jetzt viel zu billig – schon in wenigen Tagen könnte es zu einer kräftigen Kurserholung kommen.

Dieser Text beschreibt die jüngsten Entwicklungen im HZ-Satelliten-Portfolio der HZ-Musterportfolios.

West Timber liefert Bauholz aus Fichte, Kiefer und Tanne, aber auch andere Holzprodukte wie Bretter, Zeitungspapier oder Zellstoff nicht nur in Nord- und Südamerika aus, sondern auch nach Europa, Asien und in den arabischen Raum.

Anders als in der Schweiz ist in sehr vielen Ländern Holz als Baustoff nicht nur für Hausteile wie die Dachbalken, sondern für das gesamte Haus stark gefragt. In Österreich werden 35 Prozent der Häuser im normalen Wohnungsbau in Holzbauweise errichtet, in Skandinavien ist es die Hälfte aller Häuser, in den USA sind es sogar 80 Prozent.

Trotz guten Zahlen eine tiefe Bewertung von West Fraser Timber

Der Bau boomt international und die Holzpreise sind langfristig betrachtet hoch. Das widerspiegelt sich in den Geschäftszahlen von West Fraser Timber. Im vergangenen Jahr konnte der Holzanbieter den Umsatz um 140 Prozent auf 10,5 Milliarden US-Dollar weit mehr als verdoppeln. Da die Kanadier die Kosten im Griff hatten – Beschaffung und Transport legten weit unterproportional zum Umsatzanstieg nur um 75 und 60 Prozent zu –, ging der Gewinn durch die Decke.

Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern verfünffachte sich auf 3,9 Milliarden US-Dollar. Das Ergebnis je Aktie schoss dadurch von 8,6 auf 27,0 US-Dollar oder auf rund 34 CAN-Dollar je Anteil nach oben. Daraus ergibt sich auf Basis der 2021er-Zahlen ein äusserst tiefes 2er-KGV.

Zwar erwarten Analysten und Analystinnen für dieses Jahr und die Folgejahre fallende Umsätze und Gewinne bei West Fraser. Denn irgendwann wird der Bauboom abflachen und die Holzpreise könnten sich auch wieder normalisieren. Aber trotzdem kommt die Aktie auf Basis der geschätzten Gewinne in diesem und im nächsten Jahr auf 6er- oder 7er-KGV. Das ist weit weniger als in der Peer Group. Andere Player im Sektor bringen es in der Regel auf doppelt so hohe Gewinnbewertungen.

Günstige Perspektiven dank Thema Nachhaltigkeit

Zudem: Die Schätzung der Analystinnen und Analysten könnte zu konservativ sein. Denn der Bauboom, insbesondere am wichtige Absatzmarkt USA, ist ungebrochen. So lag die Zahl der Baugenehmigungen im Februar 10 Prozent über dem Vorjahreswert, bei den Baustarts gab es sogar einen Anstieg um 20 Prozent.

Immer wichtiger wird sodann das Nachhaltigkeitsthema. Zement und Ziegelbau für Häuser ist energie- und CO2-intensiv. Holz dagegen der Traum aller Umweltaktivisten. Möglicherweise werden künftig noch mehr Häuser aus diesem Naturprodukt gebaut, und damit dürften auch Nachfrage sowie Preis hoch bleiben.

Am 29. April präsentiert West Fraser seine Zahlen zum ersten Quartal. Diese könnten angesichts des anhaltenden Baubooms in den USA deutlich besser ausfallen als erwartet. Wir steigen ein und kaufen West Fraser Timber für das Satelliten-Musterdepot.

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